Wikileaks-Dokument: Microsoft unterstützte tunesisches Regime

Das "Programm zur Cyber-Kriminalität" könnte für Zensur missbraucht werden, schrieb die US-Botschaft in Tunis 2006. Microsoft wollte Open Source auf Regierungsrechnern durch Windows ablösen. Es gewährte sogar Zugang zum Quelltext.

Microsoft hat Beamte des früheren tunesischen Regimes um den im Januar 2011 geflohenen Präsidenten Zine El-Abidine Ben Ali in Cyberabwehr geschult. Die Behörden bekamen außerdem Zugriff auf den Quelltext von Windows. Mit diesen Maßnahmen wollte Microsoft die Regierung dazu motivieren, ihre Open-Source-Software begünstigenden Richtlinien aufzugeben.

Der Deal wurde jetzt durch ein bei Wikileaks veröffentlichtes Telegramm der US-Botschaft bekannt, das vom 22. September 2006 stammt. Botschaftsvertreter drückten darin ihre Sorge aus, die Schulung durch Microsoft könne dazu benutzt werden, das tunesische Volk weiter zu unterdrücken. Offiziell hieß der Micrsoft-Kurs „Programm zur Cyber-Kriminalität“.

Geschult wurden der Botschaft zufolge Vertreter des Justiz- und des Innenministeriums. Es soll allgemein um den Einsatz von Rechnern und des Internets in der Verbrechensbekämpfung gegangen sein. „Als Teil des Programms stellt Microsoft der Regierung von Tunesien Original-Quelltext zur Verfügung.“

Weiter heißt es: „In der Theorie ist ein solches IT-Training für die tunisische Exekutive sinnvoll.“ Allerdings manipuliere die Regierung jetzt schon das Internet und werde sich mit Unterstützung von Microsoft darin verbessern, „ihre eigenen Bürger zu überwachen“. Die Nachricht der Botschaft schließt mit: „Für Microsoft übersteigen die Vorteile letztendlich die Kosten.“

Microsoft hat der früheren tunesischen Regierung potenziell mit Schulungen bei der Ausübung von Zensur geholfen (Bild: Nasser Nouri via Flickr).
Microsoft hat der früheren tunesischen Regierung potenziell mit Schulungen bei der Ausübung von Zensur geholfen (Bild: Nasser Nouri via Flickr).

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