Nokia könnte Standardisierung von Googles Videocodec VP8 verhindern

Die Finnen weigern sich Patente für Techniken zu lizenzieren, die von VP8 verwendet werden. Das dürfte es Google erschweren, den Codec zu einer offenen, lizenzfreien Alternative für H.264 zu machen. In einer Erklärung an das IETF listet Nokia 64 Schutzrechte und 22 Patentanträge auf.

Nokia hat vergangene Woche eine Erklärung bei der für Webstandards zuständigen Internet Engineering Task Force (IETF) eingereicht, in der es die Lizenzierung von Patenten für Komponenten des Videocodecs VP8 verweigert. Das dürfte es Google erschweren, seinen Codec zu einer „offenen, lizenzfreien“ Alternative für den kostenpflichtigen Wiedergabestandard H.264 zu machen.

Google WebM

Die Finnen listen 64 gewährte Schutzrechte und 22 Patentanträge auf, die ihrer Ansicht nach für die IETF-Spezifikation RFC6386 „VP8 Data Format and Decoding Guide“ relevant sind. Wie der Blog FOSS Patents berichtet, ist Nokia hinsichtlich VP8 weder zu einer kostenfreien Lizenzierung noch zu einer nach FRAND-Bedingungen bereit. Es begründet diesen „ungewöhnlichen Schritt“ damit, dass VP8 keine industrieweite Anstrengung sei, sondern ein Versuch eines einzelnen Unternehmens, proprietäre Technik als Standard durchzusetzen.

„Nokia glaubt, dass offene und gemeinsame Anstrengungen für Standardisierung im besten Interesse der Verbraucher, Innovatoren und der gesamten Industrie sind“, teilte der finnische Hersteller per E-Mail mit. „Wir beobachten jetzt, wie eine Firma versucht, die Annahme ihrer proprietären Technik durchzusetzen, die keinerlei Vorteile gegenüber bestehenden, weitverbreiteten Standards wie H.264 bietet und Nokias geistiges Eigentum verletzt.“

Nokias Vorgehen stellt einen Rückschlag für Google im Standardisierungsprozess für VP8 dar. Nach Einschätzung von Patentblogger Florian Müller könnte Nokias Weigerung, seine Patente kostenfrei oder zu FRAND-Bedingungen zu lizenzieren, die Implementierung von VP8 kostspieliger machen als von H.264.

Dabei hatte Google erst Anfang März mit der MPEG LA ein Lizenzabkommen für Patente geschlossen, die Techniken zur Videokompression beschreiben. Damit endete ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen dem Internetkonzern und der Gruppe, die die fraglichen Schutzrechte von elf Patentinhabern verwaltet. Sie ist zugleich für die Lizenzvergabe des Codec H.264 sowie des kürzlich verabschiedeten Nachfolgers HEVC zuständig.

VP8 und sein Nachfolger VP9 basieren auf Techniken von On2 Technologies, das Google 2010 für 134 Millionen übernommen hatte. Zusammen mit dem Audio-Codec Ogg Vorbis bildet VP8 das Web-Videoformat WebM, das im Gegensatz zu H.264 und HEVC alias H.265 lizenz- und kostenfrei nutzbar ist. Den Nachfolger VP9 kombiniert Google mit dem Audiocodec Opus.

Aktuell unterstützt Opera VP8, während Internet Explorer und Safari auf H.264 setzen. Googles eigener Browser Chrome und neuerdings auch Firefox bieten Support für beide Codecs.

[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]

Themenseiten: Google, Nokia, Patente, Streaming, Urheberrecht

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