Cyberstrategie: Frankreich will bis 2019 zu Angriffen fähig sein

Einem Regierungsbericht zufolge wird eine "Organisation für Cyber-Verteidigung" benötigt, die " die eng mit den Streitkräften integriert ist und offensiv wie defensiv agieren kann, um militärische Operationen vorzubereiten oder zu unterstützen." Das Parlament muss voraussichtlich im Sommer darüber abstimmen.

Die französische Regierung hat Ende letzter Woche ein Planungsdokument für den Bereich Cyberstrategie in den Jahren 2014 bis 2019 vorgelegt. Die Militärplanung wird dem Parlament vermutlich im Sommer zur Abstimmung vorliegen. Unter anderem ist darin vorgesehen, „offensive Fähigkeiten“ zu entwickeln, die vage als „angemessen“ beschrieben werden.

Die letzte solche Cyberstrategie-Planung war in Frankreich 2008 veröffentlicht worden. Damals war noch ausschließlich von „Cyberbedrohungen“ die Rede, definiert als „absichtliche Angriffe auf oder zufällige Störungen von Systemen, die den Betrieb kritischer digitaler Infrastruktur stören.“ Jetzt dagegen wird der Cyberspace als „eigenes Schlachtfeld“ gesehen, und Cyberattacken gelten als der drittwichtigste Punkt der Planung für die nationale Sicherheit. Höher eingestuft werden nur „Aggression gegen nationales Hoheitsgebiet durch andere Staaten“ und „Terroristenangriffe“.

Vorgesehen ist demnach, dass Frankreich „seine Geheimdienstaktivitäten weiterentwickelt“ und „entsprechende technische Fähigkeiten“ erwirbt, um insbesondere in der Lage zu sein, „den Ausgangspunkt von Bedrohungen zu ermitteln.“

Eine konkrete Beschreibung der angestrebten offensiven Fähigkeiten enthält das Dokument nicht. Es erwähnt aber eine zu schaffende „Organisation für Cyber-Verteidigung, die eng mit den Streitkräften integriert ist und offensiv wie defensiv agieren kann, um militärische Operationen vorzubereiten oder zu unterstützen.“

Eine größere Rolle wird der Planung zufolge die Nationale Agentur für die Sicherheit von IT-Systemen (Anssi) übernehmen. Sie ist schon bisher für die Koordination zwischen privaten und öffentlichen Systemen zuständig. Künftig soll sie prüfungsberechtigt sein, und Privatfirmen könnten verpflichtet werden, ihr Sicherheitsvorfälle zu melden. Ein Gesetz dazu ist laut der Zeitung Le Monde bereits in Vorbereitung.

Daneben weist der Entwurf auf einen weiteren Schwerpunkt hin, der in den Bereich der Anssi fallen könnte. Es heißt darin nämlich, Frankreich benötige „die Fähigkeit, selbständig Sicherheitssysteme zu erstellen, insbesondere für Kryptografie und Angriffserkennung“. Die Anssi hat dieses Jahr schon ihre Forschungen im Bereich Kryptografie auf der RSA Conference in San Francisco vorgestellt.

Die für den Einsatz in französischen Regierungsbehörden zugelassenen Sicherheitsprodukte kommen ohnehin überwiegend von französischen oder zumindest europäischen Firmen. Daran ändert auch die vergangenen Freitag angekündigte Übernahme des französischen Netzwerk-Sicherheitsunternehmens Arkoon durch Cassidian CyberSecurity nichts: Cassidian ist Teil der EADS Group.

[mit Material von Valéry Marchive, ZDNet.com]

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