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Archos Pocket Video Recorder AV420
von Rick Broida am , 09:10 Uhr
Er ist zwar nicht perfekt, aber der AV420 ist der beste PVP weit und breit.
Trotz einiger kleiner Schwächen im Detail ist der AV420 momentan der beste portable Videoplayer weit und breit.
Der Archos Pocket Video Recorder AV420 baut auf dem Fundament des herausragenden, mit der Empfehlung der Redaktion ausgezeichneten Archos AV320 auf. Der AV420 hat neue praktische Funktionen zugelegt, an Gewicht verloren und kann jetzt wie ein Videorekorder und ein rudimentärer Tivo verwendet werden. Darüber hinaus spielt er MP3- und WMA-Dateien wie ein Profi ab, zeichnet Ton live und analog auf, speichert Daten und dient als Bildbetrachter und Speichergerät für Kameras mit Compactflash-Karten. Zudem kann man zwei Filme in voller Länge anschauen, bevor der Akku Probleme bekommt.
Es bleibt allerdings eine knifflige Sache, Videobilder auf das Gerät zu überspielen, da die meisten Dateien konvertiert werden müssen, bevor man sie anschauen kann. Und auch das Programmieren von Timer-gesteuerten Aufnahmen aus dem Fernsehen kann recht kompliziert sein. Für Menschen, die viel fliegen, für Pendler und alle, die unterwegs nicht auf Multimedia verzichten wollen, ist der AV420 die Erfüllung eines Traums.
Design
Der Archos Pocket Video Recorder AV420 ist zwar ein wenig länger als der AV320, dafür jedoch dünner und leichter. Er wiegt 280 Gramm und misst 125 mal 78 mal 20 Millimeter, was bedeutet, dass man ihn gerade so in die Tasche bekommt. Glücklicherweise legt Arcos noch eine Tragetasche bei.
Auch die Bedienungselemente des AV420 haben Verbesserungen erfahren. Dazu gehören ein Vier-Wege-Schalter (der den fehlerbehafteten Joystick des AV320 ersetzt) und drei Navigationstasten, die der Menüauswahl auf dem Bildschirm entsprechen. Darüber hinaus gibt es einen eingebauten Lautsprecher, der dem AV320 fehlte. Obwohl er um ein Drittel dünner ist als der AV320, verfügt der AV420 zudem noch über einen Compactflash-Steckplatz. Mit einem separat erhältlichen Adapter können auch Memorystick-, MMC-, Secure Digital- und Smartmedia-Karten angeschlossen werden.
Dank seiner neuen Bedienungselemente, des geräumigen Farbbildschirms und der über Symbole erschlossenen Benutzeroberfläche ist der AV420 sehr einfach zu bedienen. Besonders gelungen sind auch die kleinen Vorschaubilder, die erscheinen, wenn man die Liste seiner Fotos und Videos durchgeht. Der Bildschirm ist hervorragend: Ein leuchtendes 3,5-Zoll-LCD-Display, dessen Bilder schärfer sind, als es die Auflösung von 320 mal 240 vermuten lässt.
Bei den Vorgängermodellen erforderte das Umschalten des Videoausgangs vom LCD auf ein externes Fernsehgerät einen langen Druck auf eine nicht kenntlich gemachte Taste oder einen Abstieg in die Tiefen des Menüsystems. Bei diesem Gerät drückt man einfach auf eine klar ausgewiesene große Taste. Das stellt nur eine kleine Veränderung dar, spart aber sehr viel Zeit.
Der Favorit unter den neuen Ausstattungselementen ist das Dock, das dem AV420 nicht nur zum Stand in der Vertikalen verhilft, sondern auch alle Anschlüsse für dessen Verwendung als Heimkino bereit hält. Alle A/V-Kabel (und davon gibt es eine ganze Menge) laufen hier zusammen – man verbindet das Dock also einmal mit dem Videorekorder oder der Settop-Box und braucht sich dann nie wieder um die Anschüsse zu kümmern.
Das Dock hat Ein- und Ausgänge für Composite-Video und -Audio und einen S-Video-Eingang, ist also mit so ziemlich jeder Videoquelle kompatibel. Ferner gibt es noch einen Infrarot-Adapter, den man an den Videorekorder oder die Settop-Box anschließt, wenn man zeitgesteuerte Aufnahmen machen möchte.
Ein weiteres Kabel, das an den AV420 selbst anzuschließen ist, gibt es auch. Dieses hat zwei Aufgaben: Das Laden des Akkus und der Aktivierung des vollständigen Zugriffs auf das Gerät über die kabellose Fernbedienung. Der reisetaugliche Wechselstromadapter lässt sich an das Dock oder direkt an den AV420 anschließen. Im Gegensatz zum AV320 ist der Akku des AV420 auswechselbar. Man kann also einen oder zwei davon mitnehmen und braucht sich überhaupt keine Sorgen mehr um die Stromversorgung zu machen.
Anders als beispielsweise dem Govideo PVP4040 oder dem RCA Lyra RD2780 fehlt dem AV420 leider ein integrierter Standfuß. Daher muss man sich nach anderen Möglichkeiten umsehen, wenn man das Gerät aufrecht hinstellen möchte, ohne es dabei feszuthalten. Aufgrund der zahlreichen Kabel ist das Dock (das auch als Standfuß dient) zum Mitnehmen auf Reisen nicht geeignet.
Daten können über einen USB 2.0-Anschluss direkt auf den AV420 übertragen werden – das Dock wird dazu nicht benötigt.
Bei PVPs spielt Größe durchaus eine Rolle – und zwar die Größe der Festplatte. Obwohl die 20 GByte-Platte des Archos Pocket Video Recorder AV420 erhebliche Mengen von Video- und Audio-Dateien, Fotos und persönlichen Aufzeichnungen speichern kann, fehlt einem unweigerlich irgendwann der Platz. Archos hat ein 80-GByte-Model in Arbeit (den AV480), ein hohe Preis ist dann aber vorprogrammiert. Der AV480 ist ein wenig dicker als der AV420, hat aber auch einen geringfügig größeren Bildschirm.
Schön ist, dass Filme nicht so viel Speicherplatz brauchen, wie man vielleicht vermutet. Der AV420 zeichnet Videos im hoch komprimierten MPEG-4-Format auf und kommt so bei der höchsten verfügbaren Bitrate von 2500 KBit/s auf etwa 1,2 GByte pro Stunde. Selbst wenn die Musiksammlung 10 GByte in Anspruch nimmt, bleibt immer noch Raum für ein paar Filme und einige Episoden der Lieblingsserie des Nutzers.
Wie schon der AV320 kann auch der AV420 Videosignale aus den meisten analogen Quellen aufzeichnen – zum Beispiel einem Videorekorder, einem DVD-Abspielgerät oder einem Kabel- beziehungsweise Satellitendekoder. Selbst kopiergeschützte Materialien stellen kein Hindernis dar, allerdings ist dann die Wiedergabe auf das LCD des Archos 420 beschränkt. Man kann die Aufnahme von Hand starten und beenden, eine Aufnahmedauer eingeben (nützlich, wenn man einen Film in Abwesenheit aufzeichnen will) oder den AV420 so einstellen, dass bestimmte Sender zu bestimmten Zeiten aufgezeichnet werden.
Auch wenn er als einer der ersten tragbaren DVRs bezeichnet wird, ähnelt der AV420 in mancher Hinsicht eher einem Taschen-VCR. Es gibt keine eingebaute Programmübersicht, die beim Auffinden von Sendungen hilft. Man muss also – wie bei einem Videorekorder – genau wissen, an welchem Tag, um welche Uhrzeit und auf welchem Kanal das mitzuschneidende Programm läuft. Es gibt eine Möglichkeit, die etwas weniger menschliches Zutun erfordert, owbohl sie ebenfalls zeitraubend ist: Man besorgt sich ein kostenfreies Konto bei Yahoo, trägt Sendungen aus dem Online-Fernsehprogramm von Yahoo in seinen persönlichen Kalender ein, speichert den Kalender als HTML-Datei und kopiert diesen dann auf den AV420.
Das Verfahren ist umständlich, aber einfacher als die Aufnahmen direkt auf dem AV420 zu programmieren. Egal für welche Methode man sich entscheidet, es ist ziemlich einfach, Aufnahmen zu programmieren, die man sich dann am nächsten Morgen während der Bahnfahrt zur Arbeit ansehen kann. Es gibt momentan keinen anderen PVP, der das schafft. Aufgrund seiner Beschränkungen wird der AV420 in näherer Zukunft allerdings den Tivo nicht von seinem Wohnzimmer-Thron verdrängen können.
Der AV420 ist auch als Audio-Abspielgerät hervorragend und nutzt dabei seinen Bildschirm zur Darstellung von Informationen über die gespielten Titel und, soweit verfügbar, dem Platten- beziehungsweise CD-Cover. Sind die Musikdateien mit korrekten ID3-Tags versehen, kann man sie nach Interpret, Album, Titel, Genre oder Jahr durchgehen. Direkt auf dem Gerät lassen sich auch Playlists anlegen. Beim Versuch, eine Playlist aus Musicmatch zu übernehmen, wurden zwar die Songs kopiert, die Playlist selbst allerdings nicht.
Der AV420 gehört zu den wenigen PVPs, bei denen man Lesezeichen setzen kann. Es gibt auch eine unabhängig arbeitende Wiederaufnahmefunktion im Hauptmenü: Wenn man sie auswählt, gelangt man automatisch wieder dahin, wo man aufgehört hat – hervorragend für den Fall, dass man einmal vergessen hat, ein Lesezeichen zu setzen.
Zum Verwalten von Musiksammlungen liefert Archos Musicmatch Jukebox 8.1 und zum Konvertieren von AVI- und MPEG-Dateien in ein zum AV420 kompatibles Format das Freeware-Dienstprogramm Virtualdub mit. Die typischen aus dem Internet heruntergeladenen (oder vom Nutzer erzeugten) MPEG-Dateien gibt der AV420 aufgrund ihrer Beschränkungen bei der Auflösung nicht wieder. Das Konvertieren oder Transcodieren von Videodateien mit Videodub ist einfach. Allerdings funktioniert das Dienstprogramm nicht ohne einen Divx-Codec und bei bestimmten Dateien auch nicht ohne MP3-Encoder. Diese muss man selbst ausfindig machen und installieren, denn Archos liefert sie nicht mit. Es gibt darüber zwar eine ausführliche Beschreibung im Handbuch des AV420, doch sollte man als Anwender eigentlich nicht im Netz nach Softwarebestandteilen suchen müssen.
Darüber hinaus muss man auch erst noch Treiber installieren, wenn das Gerät mit Musicmatch oder dem Windows Media Player zusammenarbeiten soll. Diesen Umstand erwähnt das ansonsten hervorragende PDF-Handbuch des AV420 leider nicht.
Der Archos Pocket Video Recorder AV420 benötigt nur wenige Sekunden bis zur Betriebsbereitschaft und ist ebenso schnell, wenn es darum geht, große Videodateien zu öffnen. Der Prozessor des AV420 braucht ein wenig Zeit zum Erzeugen von Vorschaubildern für große Video- und Fotodateien – das ist für diese praktischen Hilfen jedoch ein geringer Preis.
Es war beeindruckend, wie schnell mit Virtualdub Video-Dateien in das abspielbare MPEG-4-Format konvertiert werden konnten. Die Geschwindigkeit hängt dabei von der Größe der Quelldatei, der Geschwindigkeit des PCs und anderen Parametern ab. Bei den durchgeführten informellen Tests benötigte das Gerät zum Umwandeln eines Spielfilms von voller Länge gewöhnlich nicht länger als 15 bis 20 Minuten.
Alles, was im Test kopiert, konvertiert und aufgenommen wurde, sah auf dem LCD-Bildschirm des AV420 absolut fantastisch aus. Die Fernsehsendungen erwiesen sich beim späteren Abspielen auf einem Fernsehgerät allerdings als etwas körnig, selbst wenn sie mit der höchsten Qualitätsstufe aufgezeichnet worden waren.
Bei einem PVP dieser Preisklasse wäre mehr zu erwarten gewesen als die billigen Plastik-Ohrstecker, die Archos seinem Gerät beilegt. Was den eingebauten Lautsprecher angeht, so wird diesen niemand mit einem Promedia-Modell von Klipsch verwechseln, aber die Kinder auf der Rückbank können sich damit durchaus einen Spielfilm ansehen, ohne auf Kopfhörer angewiesen zu sein.
Oder auch zwei Spielfilme – denn der AV420 hat die beste Akku-Lebensdauer, die ein PVP mit Festplatte im Test erzielte. Die Videowiedergabe lag bei 5,1 Stunden und die Audiowiedergabe bei 13,8 Stunden. Das reicht, um sich während eines Transatlantik-Fluges die Zeit zu vertreiben – und es hängt die Latte für Konkurrenzprodukte ziemlich hoch.
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