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Der Ipod fährt in die Luxusklasse vor
von Lothar Lochmaier am , 10:53 Uhr
Apples digitaler Music-Player Ipod hat innerhalb von wenigen Jahren Kultstatus erlangt. Deshalb integrieren ihn große Automobilhersteller wie Mercedes-Benz und BMW jetzt in ihre neuen Modelle – und buhlen mit gehobenem Lifestyle-Flair im Interieur ihrer Fahrzeuge um die Gunst des Kunden.
Apples Ipod wird zum Standard in der gehobenen Automarke. Ohnehin ist der smarte MP3-Player weit mehr als ein kleines Abspielgerät für Musik-Downloads aus dem Internet. Er ist schon jetzt quasi zum lässigen Lifestyle-Instrument der Net-Generation mutiert. Denn nach einer Studie des Pew Internet & American Life Projects besitzt jeder Fünfte der unter 30-Jährigen in den USA einen MP3-Player. Besonders bei den Young Professionals aus guten Kreisen ist der Ipod ein „must have“. Selbst beim Softwaregigangten Microsoft [1] sprechen die Mitarbeiter bekannter maßen dem „Ipod-Lifestyle“ zu, obwohl man dies in Redmond offiziell nicht gerne zugibt.
Laut Studie gibt es, was den Besitz von Ipod & Co. betrifft, eine Kluft zwischen den Geschlechtern. Demnach besitzen Männer mit einer um 50 Prozent größeren Wahrscheinlich einen digitalen Player als Frauen. Eher wenig überraschend scheint die Tatsache, dass Geräte wie der Ipod vor allem bei denen verbreitet sind, die über einen Internet-Anschluss verfügen. Internet-User besitzen ein derartiges Gadget viermal häufiger als Netz-Muffel. 22 Millionen Nutzer verfügen demnach weltweit über einen MP3-Player oder Ipod. Allein im Weihnachts-quartal 2004 verkaufte Apple [2] sein trendiges Kultobjekt fast fünf Millionen Mal.
In den USA stammen die Ipod-Freaks überwiegend aus wohlhabenderen Schichten und sind männlich. Kein Wunder also, dass der Trend jetzt auch zu uns herüberschwappt. Apples Kult-objekt hält jetzt sogar Einzug in die Autowelt der gehobenen Klasse. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Ipod-Community auf einschlägigen Internetforen darüber austauschte, wie man den Ipod am besten ans Autoradio anschließt. Jetzt geht alles ganz einfach, nach dem „Plug and Play-Prinzip“, wirbt man in der Schwabenmetropole.
Die Nachfrage nach der integrierten Ipod-Lösung sei relativ groß, bestätigt Daimler Chrysler-Sprecher Jörg Zwilling. Technisch gesehen sei das Ganze nicht sonderlich problematisch. Möglich macht dies bei Mercedes etwa ein Einbausatz, genannt „Ipod Interface Kit“. Dieser eignet sich für den Ipod ab der dritten Generation, den Ipod mini, Ipod photo und Ipod U2. Das Ipod Interface ermöglicht nach Angaben von Daimler Chrysler die vollständige Vernetzung im Auto. Der Nutzer müsse dazu lediglich seinen Ipod mit einer dafür vorgesehenen Schnittstelle im Handschuhfach verbinden. Die Konfiguration erfolge automatisch, die Bedienung nimmt der Nutzer über die Tasten des Multifunktionslenkrads vor.
Der Bastler-Charme des selbst eingebauten Geräts mit Hilfe von Adapter und Bedienungsanleitung ist damit wohl passé. Auch wer bisher lieber einen externen CD-Player im Fahrzeug benutzte, wird in der gehobenen Preisklasse bald eines Besseren belehrt. „Die Kunden löchern uns gerade zu mit Anfragen nach dem Ipod“, bestätigt Sandra Schillmöller, Produktsprecherin Mini bei der BMW Group in München.
In den USA ist das Interface für Mini und BMW schon seit Juli letzten Jahres verfügbar, für die Modelle der 3er-Klasse sowie X3, X5 und Z 4. „Alle weiteren Modelle folgen sukzessive“, bekräftigt Sandra Schillmöller. Auch andere Hersteller im gehobenen Segment wie Volvo, Nissan, Alfa Romeo und Ferrari planen noch in diesem Jahr die Integration des Ipods in die Audio-Stereosysteme. „Nahezu jeder Autohersteller der Welt arbeitet mittlerweile daran, den Ipod in seine Modelle zu integrieren“, erklärt Apples Marketier Philip Schiller euphorisch.
Die kleine Marketing-Schlacht zwischen BMW und Mercedes um die Good Vibrations des Ipod-Kunden ist ohnehin schon voll im Gange. „Immerhin ersetzt der 175,7 g leichte 40 GByte Ipod im Handschuhfach 39,5 kg CDs auf der Rückbank“, argumentiert Sandra Schillmöller: „Die Funktion des Click Wheels am Ipod übernimmt das Steering Wheel im Mini. Die Auswahl der Musiktitel kann Dank des neuen Interface über das Multifunktionslenkrad gesteuert werden.“
Das Interface des Mini unterstützt demnach alle Ipod Funktionen, die über das Multifunktionslenkrad und über das Mini Radio Boost steuerbar sind. Die Wiedergabe erfolgt, wie bei allen anderen Audioquellen, über die Musikanlage. Während des Betriebs wird der Ipod über das Bordnetz aufgeladen. Bei Fahrzeugen mit CD-Wechsler kann der Ipod nach Abstecken des Wechslers betrieben werden.
Offenbar sind die potenziellen Käufer durchaus geneigt, mehr Geld als bisher für den Genuss der mobilen Musikbibliothek zu investieren – und das System bei einem autorisierten Vertriebspartner einbauen zu lassen. Wer schon 300 Dollar für den Kauf eines Ipods ausgebe, für den sei die Kostenfrage kein zusätzliches Hindernis, so Sandra Schillmöller.
Beim Mini Cooper etwa kostet der Einbausatz 157 Euro, Mercedes liegt mit 183 Euro etwas höher. Hinzu kommen die Kosten für den Einbau. Mercedes bietet den Ipod derzeit noch ausschließlich für die B-Klasse an. Ab Juli kommen dann die Baureihen CLK, CLS, SLK und die R-Klasse hinzu.
Die Hersteller buhlen mit derartigen Lifestyle-Features auch um die Kunst des Kunden auf dem hart umkämpften Markt in der Luxusklasse. Mercedes wirbt vor allem mit hohem Bedienkomfort. Der Fahrer navigiert seinen Ipod über das Multifunktionslenkrad durch die Menüfunktionen. Das zentrale Display in der Instrumententafel zeigt den jeweiligen Musiktitel oder gewählten Menüpunkt an und informiert über die vom MP3-Player gespeicherten Daten.
Die Unterschiede zwischen den Schwaben und den Bayern liegen allenfalls im marketinglastigen Feinschliff. Bei BMW wirbt man mit üppiger Soundfülle: Das Digital Power Soundmodul mit einer Leistung von 660 Watt und einem Schalldruck von 128 Dezibel soll „für einen mitreißend bassbetonten Klang“ sorgen.
Der schwäbische Autobauer lässt eher Bodenständiges verlauten und will mit einer besonders ergonomischen Lösung punkten. Diese soll den Fahrer von psychischem Stress entlasten, also während dem Musikhören nicht vom Verkehrsgeschehen ablenken. Ob Apples Ipod allerdings ein Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit darstellt, darüber streiten die Gelehrten noch.
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