Leinwände: mehr Bildqualität fürs Heimkino

von Pascal Poschenrieder am , 00:00 Uhr

Eine gute Leinwand veredelt das Bild eines Beamers. Sie sorgt dafür, dass mehr Licht im Auge des Betrachters landet. Durch hohe Gain-Faktoren ermöglichen sie auch bei Tageslicht kontrastreiche Projektionen.

Beamer sind günstiger als je zuvor. Wer ein bisschen sucht, bekommt für 300 Euro einen Projektor, der ein 300 Zoll großes Bild an die Wand wirft. Da können Flachbildfernseher nicht mehr mithalten. Allerdings haben sie zwei entscheidende Vorteile: Sie benötigen keine Projektionsfläche, und ihr Bild ist auch bei Tageslicht und direkter Sonneneinstrahlung perfekt. Bei Beamern sieht es anders aus. Ohne Projektionsfläche gibt es kein Bild. Wem keine weiße Wand zur Verfügung steht, der muss auf eine Leinwand zurückgreifen. Aber auch für Filmfans mit Projektionswand bringen Leinwände entscheidende Vorteile: Je heller der Raum ist, desto schlechter der Kontrast des an die Wand geworfenen Bildes. Die richtigen Leinwände leiten das Licht des Beamers gebündelt in die Augen des Betrachters und sorgen dafür, dass auch die dunklen unterirdischen Behausungen der Menschen aus dem Film Matrix voll zur Geltung kommen.

Die Beschichtung macht den Unterschied

Moderne Leinwände sind mit einer Reflexionsschicht versehen. Sie entscheidet über das Reflexionsverhalten der Bildwand. Grundsätzlich ist die Leinwand nicht in der Lage, das Licht des Projektors zu verstärken. Sie kann allerdings dafür sorgen, dass mehr mehr Licht an der Position des Betrachters ankommt.

Das erreichen die Hersteller, indem sie winzige Kugeln aus durchsichtigem Glas oder Kunststoff auf das Tuch auftragen. Sie reflektieren das Licht in die Richtung zurück, aus der es kommt. Derartige Leinwände heißen retroreflexiv [1] oder umgangssprachlich auch Perl-Leinwand.

Der Gain-Faktor und der Betrachtungswinkel beschreiben die Eigenschaften der Reflexionsschicht.

Der Gain-Faktor gibt an, wie viel Licht beim Betrachter ankommt. Eine mattweiße Leinwand ohne Reflexionsschicht hat einen Gain-Faktor von 1. Je stärker die Leinwand das Licht des Projektors bündelt, desto höher ist er. Allerdings sinkt mit ihm auch der Betrachtungswinkel. Bei einer Leinwand mit einem sehr hohen Gain-Faktor von 2,8 halbiert sich die Helligkeit bereits bei einem Betrachtungswinkel von 30 Grad.

Wer also in der Regel alleine fernsieht, ohne dabei den Raum abzudunkeln, sollte eine Bildwand mit möglichst hohem Gain-Faktor kaufen. Der sorgt dafür, dass auch die dunkelsten Szenen aus Sin City nicht im geringen Kontrast untergehen. Wer dagegen einen abgedunkelten Raum zur Verfügung hat und seine Freunde gerne auf einen guten Actionfilm einlädt, benötigt eine Leinwand mit einem möglichst hohen Blickwinkel.

Welches Tuch für welche Leinwand

Obwohl Bildwände im allgemeinen Sprachgebrauch immernoch Leinwände heißen, bestehen sie schon längst nicht mehr aus Leinen. Stattdessen kommen beschichtete Gewebematten aus Glasfasern und Vinylkunststofffolien zum Einsatz.

Die beschichteten Gewebematten sind durch ihre Steifigkeit belastbar und frei von inneren Spannungen. Dadurch sollen sie sich auch nach jahrelangem Gebrauch nicht verziehen. Ihr Einsatzgebiet sind Rollo- [2], Motor- [3], Stativ- [4] und Bodenleinwände [5].

Im Gegensatz dazu liegt der Vorteil der Vinylkunststofffolien in ihrer Biegsamkeit. Sie sind so elastisch, dass man sie zusammengefaltet lagern kann, ohne dass Knicke oder Falten zurückbleiben. Ihr Haupteinsatzgebiet sind Fast-Fold-Leinwände [6]. Aber auch Rahmenleinwände [7] nutzen oft Vinylkonststofffolien, da sie sich sehr gut spannen lassen und dadurch einen extrem ebenen Projektionsgrund bilden. Das ist besonders wichtig, da jede noch so kleine Falte das Bild verzerrt und einen leichten Schatten wirft.

Außerdem kommen die Folien bei Rückprojektions-Leinwänden zum Einsatz, entweder als transparente Version für die reine Rückprojektion oder als Kombination-Lösung für Auf- und Rückprojektion. Für die Kombi-Variante verwenden die Hersteller weiße Vinylfolien mit besonders geringer Dicke. Dadurch lassen sie Licht von hinten durch und reflektieren es, wenn es von vorne kommt. Durch diesen Kompromiss erreichen diese Kombi-Leinwände nicht die Bildqualität von reinen Auf- oder Rückprojektionsbildwänden.

Wer den Center-Lautsprecher seines Surround-Systems hinter der Leinwand positionieren möchte, benötigt spezielle Tücher, die den Ton durchlassen. Für diese mikroperforierten Tüchern verwenden die Hersteller ebenfalls Vinylfolien. Damit Geräusche sie durchdringen können, sind sie allerdings mit winzigen Löchern versehen.

Der richtige Leinwandtyp

Bei der Wahl des Leinwandtyps kommt es in erster Linie auf die räumlichen Gegebenheiten an. Wer eine große, glatte weiße Wand zur Verfügung hat und seinen Projektionsraum abdunkeln kann, benötigt eigentlich gar keine Leinwand. Trotzdem kann eine gute Bildwand auch in diesem Fall für ein noch besseres Bild sorgen, indem sie mehr Licht in die Augen des Zuschauers leitet.


Für die Festinstallation gibt es drei verschiedene Leinwandtypen. Für Nutzer mit eigenem Heimkino-Raum eignen sich Rahmenleinwände besonders gut. Der Rahmen spannt das Bildtuch von allen Seiten. Dadurch kommt es nicht zu störenden Falten oder Wellen. Allerdings muss er fest mit der Wand verschraubt werden und beansprucht dauerhaft die gesamte Projektionsfläche.


Die Big-Frame-Rahmenleinwand mit den Maßen 200 mal 113 Zentimeter verkauft Beamershop24.net [8] für 299 Euro. Sie hat einen Gain-Faktor von 1,2 und einen schwarzen Aluminiumrahmen, der den subjektiven Kontrast erhöht.


Wer keinen expliziten Projektionsraum hat, greift besser auf einen anderen Leinwandtyp zurück. Für die dauerhafte Installation bieten Rollo-Leinwände an. Wie ihr Name schon sagt, funktionieren sie wie ein Rollo. Im eingefahrenen Zustand befindet sich das Bildtuch aufgerollt in einem kleinen Kasten an der Decke. Ausgefahren spannt ein Metallgestell hinter dem Bildtuch die Leinwand.


Rollo-Leinwände bieten eine gute Bildqualität. Außerdem sind sie flexibel und machen auch Fenster zur nutzbaren Projektionsfläche. Es gibt sie ab etwa 100 Euro.


Eine Luxusvariante der Rolloleinwände sind Motor-Leinwände. Hier übernimmt ein eingebauter Elektromotor das Ausziehen der Bildwand. Die Ansteuerung funktioniert komfortabel mittels Fernbedienung.


Die Celexon-Motor-Leinwand Professional mit den Maßen 200 mal 113 Zentimeter kostet rund 340 Euro. Eine Infrarotfernbedienung ist im Lieferumfang der Leinwand enthalten.

Wer seinen Beamer nur selten nutzt, greift besser auf Leinwände zurück, die ohne Festinstallation auskommen. Der Vorteil dieser Bildwände liegt in ihrer Mobilität. So kann man Projektor und Leinwand auch zu Freunden mitnehmen und dort aufbauen.


Der bekannteste mobile Leinwandtyp sind Stativ-Leinwände. Sie sind preiswert und überall einsetzbar. Zwar erreichen sie nicht die gleiche Tuchspannung wie Rahmen- oder Rolloleinwände, dafür bietet sie andere Vorteile: Sie sind in Höhe und Neigung verstellbar. Das erleichtert das Aufstellen und hilft beim Korrigieren von Trapezverzerrungen. Wer seinen Beamer an die Decke montiert hat, muss die Stativleinwand lediglich oben etwas nach hinten kippen, und schon verschwindet die Trapezverzerrung. Durch ihre Mobilität ist auch eine Vorführung des neuen Urlaubsvideos bei Bekannten leicht zu realisieren.


Kleine Stativbildwände gibt es bereits ab 50 Euro. Sie sind mobil und schnell aufgebaut. Im zusammengeklappten Zustand verbrauchen sie wenig Platz.


Ein anderer mobiler Leinwandtyp ist die Boden-Leinwand. Sie entspricht dem Prinzip der Rolloleinwand. Das Bildtuch steckt im eingefahrenen Zustand zusammengerollt in einem länglichen Kasten. Zum Aufbauen wird dieser einfach auf den Boden gestellt und die Leinwand nach oben herausgezogen. Ein Gestell hält sie dann an ihrer Oberkante auf Spannung.


Für 200 Euro gibt es bei Beamershop24.net eine 16:9-Boden-Leinwand mit einer 90-Zoll-Bilddiagonalen und einem Gain-Faktor von 1,2.


Die portableste und gleichzeitig hochwertigste ist die Fast-Fold-Leinwand. Abgebaut passt sie in einen kleinen Koffer. Im Gegensatz zur Boden-Leinwand lässt sie sich einfach falten und daher auf sehr kleinem Raum verpacken. Ein Gestell, das mit wenigen Handgriffen aufgebaut ist, hält die Leinwand auf Spannung. Als Befestigung am Gestell dienen Druckknöpfe, wodurch eine besonders gleichmäßige Tuchspannung möglich ist.


Fast-Fold-Leinwände sind teure Luxuslösungen. Dieses 244 mal 183 Zentimeter große Modell kostet 1050 Euro. Dafür ist im Lieferumfang ein Tragekoffer enthalten.

Fazit

Für jeden Einsatszweck gibt es eine bestimmte Leinwand. Wer seinen Projektor zum Fernsehen verwendet und nicht abdunkeln möchte, braucht eine Bildwand mit hohem Gain-Faktor. Für den dunklen Heimkinoraum sind Leinwände mit geringem Gain-Faktor und dafür hohem Blickwinkel vorzuziehen. Beim Leinwandtyp entscheiden die örtlichen Gegebenheiten. Grundsätzlich gibt es jeden Leinwandtyp sowohl mit hohem als auch mit niedrigem Gain-Faktor. Deshalb spielt hier in erster Linie das Preis-Leistungsverhältnis eine Rolle. Rollo- und Stativleinwände bieten ein ordentliches Bild zu relativ günstigen Preisen. Wer eine professionelle Bildwand sucht, sollte auf die teureren Rahmen- und Fast-Fold-Lösungen zurückgreifen. Beamer gibt es zwar bereits für 300 Euro, wer aber auch die dunklen und meist besonders spannenden Filmszenen genießen möchte, sollte mindestens das gleiche Geld in eine gute Leinwand stecken.

(Bilder: Beamershop24.net [8])

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[1] retroreflexiv: http://de.wikipedia.org/wiki/Retroreflexion

[2] Rollo-: https://www.cnet.de/praxis/specials/0,39038439,39190120-2,00/leinwaende+mehr+bildqualitaet+fuers+heimkino.htm#rollo

[3] Motor-: https://www.cnet.de/praxis/specials/0,39038439,39190120-2,00/leinwaende+mehr+bildqualitaet+fuers+heimkino.htm#motor

[4] Stativ-: https://www.cnet.de/praxis/specials/0,39038439,39190120-3,00/leinwaende+mehr+bildqualitaet+fuers+heimkino.htm#stativ

[5] Bodenleinwände: https://www.cnet.de/praxis/specials/0,39038439,39190120-3,00/leinwaende+mehr+bildqualitaet+fuers+heimkino.htm#boden

[6] Fast-Fold-Leinwände: https://www.cnet.de/praxis/specials/0,39038439,39190120-3,00/leinwaende+mehr+bildqualitaet+fuers+heimkino.htm#fast-fold

[7] Rahmenleinwände: https://www.cnet.de/praxis/specials/0,39038439,39190120-2,00/leinwaende+mehr+bildqualitaet+fuers+heimkino.htm#rahmen

[8] Beamershop24.net: http://www.beamershop24.net