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Schon getestet: XDA / HTC Touch Diamond – Designhandy mit GPS
von Daniel Schraeder am , 15:30 Uhr
Auf den ersten Blick gefällt das Touch Diamond. Es glänzt mit hervorragender Ausstattung, einem attraktiven Design und einer hübschen Oberfläche mit Effekten. Im Vergleich zum iPhone wirkt die Bedienung allerdings noch etwas hakelig. Wir sind auf das Serienmodell gespannt.
Das HTC Touch Diamond ist ein extrem schlankes Windows-Smartphone in einem attraktiven Gehäuse. Auf Anhieb überzeugt die Vollausstattung mit GPS, UMTS, Kamera und WLAN. Darüber hinaus gibt es eine neue Oberfläche und endlich einen guten Webbrowser. Inzwischen haben wir einen Prototypen von HTC sowie ein Vorserienmodell des O2 XDA Diamond erhalten.
Das im letzten Jahr als potentiellen iPhone-Killer vorgestellten Touch hat HTC [1] weltweit inzwischen mehr als 3 Millionen Mal verkauft. Zu den Erfolgsgeheimnissen dürften das elegante Design, das schlanke Gehäuse sowie die TouchFLO-Oberfläche gehören. Letztere ermöglicht das Steuern von Grundfunktionen mit Fingergesten – also das Aufklappen des Hauptmenüs, das Lesen von SMS, Scrollen durch Kontakte oder Anrufen von Favoriten. Bis dato war unter Windows Mobile dafür immer der Stift nötig.
Am 6. Mai hat HTC in London den Nachfolger des Touch vorgestellt. Das Touch Diamond ist ein schlankes, attraktives und voll ausgestattetes Smartphone [2] – und nebenbei das erste Handy mit Windows Mobile 6.1. CNET.de war vor Ort. Inzwischen haben wir von HTC einen Prototypen des Geräts sowie eine Vorserienversion des von O2 gebrandeten XDA Diamond erhalten.
Zu den Ausstattungshighlights gehört die schnelle Internet-Verbindung HSDPA mit bis zu 7,2 Megabit im Downstream sowie schneller Upload dank HSUPA. Darüber hinaus gibt es natürlich Bluetooth sowie WLAN nach 802.11b und g für die Kommunikation zu Hause und im Büro. Auch GPS zur Positionsbestimmung hat der Hersteller integriert. Zusatzsoftware, die für Windows Mobile reichlich erhältlich ist, macht das Gerät also zum vollwertigen Navigationssystem. In der O2-Version ist TomTom Navigator 7 bereits vorinstalliert. Wie beim HTC Touch Cruise [3] kommt das Gerät allerdings ohne Kartenmaterial. Der Download von Karten einer Stadt ist zwar kostenlos, wer aber auch darüber hinaus navigieren will, muss in die Tasche greifen: Kartendaten von Deutschland, Österreich und der Schweiz schlagen auf der Tomtom-Webseite [4] mit 50 Euro zu Buche, Europa-Karten kosten 80 Euro.
Design
Das Touch Diamond ist für ein Windows-Smartphone extrem klein und schlank. Laut Hersteller ist es lediglich knapp 12 Millimeter dick, 10,2 Zentimeter hoch und 5,1 Zentimeter breit. Wir messen zwar etwa einen halben Millimeter mehr – aber darauf kommt es nun wirklich nicht an. Die vom Hersteller angegebenen 110 Gramm Gewicht unterbietet das Gerät sogar: Mit Akku und SIM-Karte kommt es auf 104 Gramm.
Auf den ersten Blick wirkt die Form ungewöhnlich und erinnert an das etwas missglückte Fashion-Handy Nokia 7900 Prism [5]. Dafür ist die Prägung des Gehäuses mit Dreiecken verantwortlich. Wer näher hinsieht, bekommt ein attraktives Mobiltelefon ohne Tastatur im klassischen Candybar-Design zu Gesicht. Anders die O2-Version: Sie ist auf der Rückseite glatt wie ein Babypopo. Beide Designs haben ihren Reiz. Die verspielte Version liegt allerdings etwas wackelig auf dem Tisch, wenn man mit dem Stylus tippt – das nervt.
Das 2,8 Zoll große TFT-Display dominiert die Oberseite. Es löst 640 mal 480 Pixel (VGA) auf und ist somit sowohl kleiner als auch hochauflösender als die Anzeige des iPhone. Das sorgt für eine erstklassige Lesbarkeit und ein gestochen scharfes Bild.
Eine Kunststoffschicht bedeckt die gesamte Oberfläche. Sie zieht sich über die Kameralinse auf der Vorderseite, über das Display und über das Tastenfeld im unteren Bereich. O2 legt seinem XDA Diamond eine Schutzfolie für das Display bei.
Aussparungen für die Knöpfe gibt es nicht. Beim Tastendruck gibt die Oberfläche leicht nach und biegt sich durch. Da sich mechanische Tasten unter dem Kunststoff befinden, ist für ein ausreichendes Druckgefühl und für haptisches Feedback gesorgt.
Der unten mittig angebrachte Vier-Wege-Navigationsknopf mit OK-Taste in der Mitte funktioniert auf die gleiche Art: Drückt man beispielsweise oberhalb des runden OK-Knopfes, geht der Cursor eine Zeile nach oben. Wie beim HTC Touch Cruise reagiert der Navigationsknopf auch auf Drehbewegungen, allerdings setzt der Hersteller hier nicht auf einen mechanischen Knopf, sondern auf eine Sensorfläche. Die Bedienung erinnert an das vom iPod bekannte Clickwheel. Durch Drehen war bei der Vorstellung in London beispielsweise das Zoomen in Bilder oder Webseiten möglich. Bei den beiden uns nun vorliegenden Geräten klappt das nicht mehr. Auf den Zoom muss man dennoch nicht verzichten: Wer auf dem Display etwa über einem Foto einen Kreis zieht, zoomt hinein.
Die vier Tasten unterhalb der Anzeige bringen den Benutzer zum Home-Bildschirm beziehungsweise eine Menüebene zurück und helfen beim Annehmen und Abweisen von Anrufen.
Einen Haken hat die schöne Oberfläche: Sie neigt zum Spiegeln. In der Praxis nervt das, wenn etwa die Sonne direkt auf das Gerät scheint. So schlimm wie zunächst befürchtet ist es allerdings doch nicht – die Hinterleuchtung der Anzeige ist hell genug, um gegen die meisten Lichtquellen gewinnen zu können.
Auf der Rückseite befindet sich die Linse der zweiten Digicam mit 3,2 Megapixeln. Sie ist in ein aluminiumfarbenes Dreieck eingefasst – das sieht toll aus. Bei der O2-Version ist die Umrandung der Kamera nicht dreieckig, sondern quadratisch. In beiden Fällen gibt es weder Foto-LED noch Blitz. Das macht Fotografieren im Dunkeln schwierig. Testweise aufgenommene Fotos in heller Umgebung machen einen guten Eindruck.
Unten sitzt eine Mini-USB-Buchse. Sie dient wie auch beim Vorgänger sowohl zur Datenübertratung als auch als Schnittstelle zum Headset. Apropos: 4 GByte Flash-Speicher sind integriert, einen Slot für Speicherkarten gibt es nicht. Eine explizite Klinkenbuchse für Standard-Kopfhörer ist ebenfalls nicht vorhanden – zugunsten von Design und Größe, so der HTC-Geschäftsführer.
Der Stylus befindet sich nun unten rechts. Magnete halten ihn in Position – das sieht gut aus und fühlt sich solide an. Praktisch ist ein daran angeschlossener Sensor, der erkennt, wenn man den Stift herauszieht. Ist das Gerät im Standby-Modus und das Display aus, schaltet es sich ein. Und beim Telefonieren öffnet sich die Notizblock-Applikation, sobald der Stift aus dem Gerät entfernt wird.
Oberfläche
Ein weiteres Highlight ist die neue Oberfläche. TouchFLO 3D heißt sie und ist die Weiterentwicklung des mit dem Touch vorgestellten Interfaces. Auf den ersten Blick fällt die optische Aufhübschung auf, für die HTC im Touch Diamond sogar einen expliziten Grafikchip verbaut hat. An allen Ecken und Enden gibt es Animationen und Bewegung – allerdings nicht in übertriebenem Maß.
So scheint die Uhr ein analoges Klapp-Display wie bei Radioweckern der 80er Jahre zu sein. Ändert sich die Zeit, klappen die Ziffern nach unten. Darunter gibt es die Möglichkeit, den Wecker zu aktivieren. Außerdem zeigt das Gerät anstehende Termine an.
Außerdem zeigt das Handy beispielsweise einen animierten Wetterbericht. Ziel der Entwickler war es, so HTCs Marketing-Chef John C. Wang, hier einen Blick aus dem Fenster zu emulieren. Regnet es beispielsweise, platschen Tropfen von innen an das Display – bis sie nach ein paar Sekunden von einem animierten Scheibenwischer entfernt werden. Der zieht sogar Schlieren.
Um in einen anderen Reiter des Hauptmenüs zu kommen, setzt man den Finger an der unteren Leiste der Oberfläche an und schiebt die Markierung auf ein anderes Icon – etwa für Webbrowser, Wetterbericht oder Kontakte. Das klappt nicht ganz intuitiv, nach ein paar Minuten hat man sich aber an die Bedienung gewöhnt. Alternativ ist das Antippen eines anderen Icons möglich. Da aus Platzgründen nicht alle Optionen erscheinen, ist das nur manchmal praktikabel. Wer zu einem verdeckten Menüpunkt springen möchte, muss den Finger aufsetzen und scrollen.
Die Darstellung von Kontakten, Fotos, Musik oder dem Wetterbericht macht einen guten Eindruck. Wie gehabt, zieht sich die schöne Oberfläche aber nicht komplett durch. Geht beispielsweise eine SMS ein, ist der Zugriff darauf über die TouchFLO-Oberfläche möglich – einfach den unteren Reiter auf das entsprechende Symbol schieben. Schon erscheint die neu eingegangene Nachricht in edler weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund. Möchte man nun die vorherige Nachricht lesen, tippt man mit dem Finger auf den Text und schiebt in nach oben aus dem Bild. Sofort zeigt das Gerät die nächste SMS an – in der hübschen Oberfläche. Selbst das Herausschieben des Textes ist animiert. Möchte man die Nachricht beantworten, öffnet das Gerät allerdings die von Windows Mobile bekannte SMS-Applikation. Das sorgt für eine (kurze) Wartezeit und ist ein optischer Schnitt. Denn jetzt erscheint der Text in Schwarz auf weißem Hintergrund, an der rechten Seite taucht die Windows-typische Scrollleiste auf, und von unten schiebt sich das virtuelle Tastenfeld ins Bild.
Endlich gibt es auch einen integrierten Beschleunigungssensor. Er dreht Browser und Fotos mit dem Gerät mit. Präsentiert man beispielsweise ein im Querformat aufgenommenes Foto und dreht dabei das Handy, dreht sich auch das Bild mit. Das funktioniert wie beim iPhone – allerdings ohne Animation. Toll ist das mitgelieferte Spiel Teeter. Es erinnert stark an die Geduldsspiele für Kinder: Ziel ist es, eine Kugel in das richtige Loch plumpsen zu lassen. Zur Steuerung bewegt man lediglich das Handy.
Internet
Endlich, kann man da nur sagen: Der Pocket Internet Explorer hat ausgedient. Zwar sollte mit Windows Mobile 6.1 eine neue Version des Microsoft [8]-Handy-Browsers kommen – inklusive Unterstützung von Flash und Engine zur Aufbereitung von Webseiten für Displays von Mobiltelefonen. Doch der ist noch nicht fertig.
Beim Touch Diamond setzt HTC deswegen auf einen speziell angepassten und hübsch integrierten Opera-Browser. Wer im Internet-Menü auf die Weltkugel tippt, bekommt ihn nach kurzer Wartezeit zu Gesicht. Der Aufbau erinnert stark an den Safari des iPhone. Oben befindet sich die Leiste zur Adresseingabe, unten gibt es noch ein paar virtuelle Tasten. Das Öffnen von Webseiten klappt im Test schnell und problemlos – sowohl über WLAN als auch über UMTS. Das ist natürlich ein gigantischer Vorteil gegenüber dem iPhone, das ledigliche auf die langsamere EDGE-Internetverbindung zurückgreifen kann.
Im Test abgerufene Seiten sehen aus, wie sie sollten – also wie am PC. Lediglich Flash-Animationen fehlen, aber die kann auch der Safari nicht. Das Zoomen klappt nicht mehr wie bei der Vorstellung entweder durch kreisförmige Fingerbewegungen rund um die OK-Taste unten. Stattdessen tippt man nun doppelt mit dem Finger auf das Display, um Bilder, Texte oder Tabellen zu vergrößern. Praktischerweise berechnet die Engine des Browsers die Webseite nach dem Zoomen neu. Somit bricht der Text auch wirklich an der richtigen Stelle um, und das nervige horizontale Scrolling, das den Pocket Internet Explorer auszeichnet, entfällt.
Dank des integrierten Beschleunigungssensors erkennt das Touch Diamond jede Drehung. Dreht der Benutzer das Gerät ins Querformat, passt sich die Darstellung sofort an. Das klappt schnell und zuverlässig, ist aber nicht animiert.
Wer Youtube-Videos ansehen möchte, muss wie beim iPhone [9] auf eine eigene Applikation zurückgreifen – die im Übrigen auch sehr ähnlich aussieht. Tippt man ein Video an, beginnt das Gerät mit dem Download und startet die Wiedergabe in Vollbild und im Querformat. Dank UMTS ist der Zugriff auf Videos ohne lange Wartezeiten auch über das Handynetz möglich.
Aussichten
Das HTC Touch Diamond soll Anfang Juni auf den Markt kommen. Die Pressemitteilung listet keine Preisangabe, bei der Vorstellung wurde allerdings ein Einführungspreis von 569 Euro ohne Vertrag genannt. O2 möchte das Gerät mit einem 100-Minuten-Vertrag für knapp 100 Euro anbieten.
Beim Marktstart sollen alle großen Netzbetreiber dabei sein. Im Gegensatz zum Touch Cruise wird es auch bei O2 weder eine Halterung noch ein Ladegerät fürs Auto ab Werk geben, doch ein Car Kit soll optional erhältlich sein – für etwa 30 Euro.
Insgesamt macht das Diamond einen sehr guten Eindruck. So ein attraktives Windows-Smartphone gab es bislang nicht, so einen guten Windows-Mobile-Browser erst recht nicht. Auch die neue Oberfläche wirkt durchgestylt, gut zu bedienen und logisch. Allerdings krankt auch das neueste HTC-Smartphone an teilweise langsamen Reaktionen. Bis zum Markstart soll sich daran allerdings noch etwas ändern. Außerdem fällt negativ auf, dass sich die TouchFLO-Oberfläche nicht durchzieht und teilweise die bekannten und nicht dazu passenden Windows-Mobile-Programme starten.
Die erstklassige Vollausstattung dürfte den Erfolg des Geräts garantieren.
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[1] HTC: http://www.cnet.de/unternehmen/htc/
[2] Smartphone: http://www.cnet.de/themen/smartphone/
[3] HTC Touch Cruise: https://www.cnet.de/tests/handy/39189469/tomtom_navigation+und+smartphone+mit+hsdpa+htc+touch+cruise.htm
[4] Tomtom-Webseite: http://www.tomtom.com/
[5] Nokia 7900 Prism: https://www.cnet.de/tests/handy/39161730/fashion_handy+im+diamantdesign+nokia+7900+prism.htm
[6] iPhone-Killer von HTC: Touch Diamond kommt mit HSUPA und VGA-Display: https://www.cnet.de/39190541/iphone-killer-von-htc-touch-diamond-kommt-mit-hsupa-und-vga-display/?pid=1#sid=39190609
[7] HTC Touch Diamond mit neuer Oberfläche: die ersten Screenshots: https://www.cnet.de/39190604/htc-touch-diamond-mit-neuer-oberflaeche-die-ersten-screenshots/?pid=1#sid=39190609
[8] Microsoft: http://www.cnet.de/unternehmen/microsoft/
[9] iPhone: https://www.cnet.de/tests/handy/39155943/schon+getestet+apple+iphone.htm