Wozu noch Kabelgebühren zahlen oder eine Schüssel aufs Dach stellen, mag sich der eine oder andere denken – dafür gibt es doch DVB-T und das Internet. Das digitale Antennenfernsehen leidet jedoch unter schlechter Qualität und geringer Senderauswahl, vor allem in ländlichen Gegenden. Bleibt das Internet. Neben kostenpflichtigen Angeboten in Verbindung mit einem DSL-Anschluss, zum Beispiel von der Telekom, 1&1 und Alice, tummeln sich viele Gratis-Angebote. Die drei bekanntesten namens Zattoo, Joost und Babelgum starteten vergangenes Jahr geschlossene oder halb öffentliche Beta-Programme, die in den Blogs und Medien auf große Resonanz stießen. Zu Recht? CNET.de hat die neuesten, nun frei verfügbaren Versionen ausführlich unter Windows Vista getestet.
Zattoo: reichlich Sender, niedrige Qualität
49 Fernsehsender und 20 Radiokanäle überträgt Zattoo in Deutschland. Seit April sind alle öffentlich-rechtlichen Sender an Bord, außerdem Privatsender wie Das Vierte, DSF und Tele 5 sowie die Musiksender MTV und Viva. Anders als in der Schweiz fehlen beim deutschen Zattoo aber die Schwergewichte RTL, Sat.1 und Pro Sieben. Zattoo läuft unter Windows, Mac OS X und Linux. Beim ersten Start verlangt es nach einer Registrierung, an persönlichen Daten muss man aber nur eine E-Mail-Adresse rausrücken. Alle anderen Angaben sind freiwillig.
Das Programm ist erfreulich einfach zu bedienen: Neben dem Fernsehfenster prangt die Senderliste, sie lässt sich beliebig umsortieren und in Gruppen unterteilen. Auf Tastendruck erscheint ein übersichtlicher Programmführer. Auch Videotext können Sie nutzen, sofern der jeweilige Sender diesen übers Internet anbietet. Zattoo zeigt ihn dann in einem Browser-Fenster an.
Übersichtliche Sache: Zattoo platziert die sortierbare Senderliste neben dem Fernsehfenster. Der Programmführer lässt sich per Tastendruck ein- und ausblenden.
Neben dem Mangel an großen Privatsendern weist Zattoo noch weitere Mankos auf. Sendungen darf der Zuschauer bisher nicht aufzeichnen, diese Funktion soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden. Auch die Bildqualität lässt noch zu wünschen übrig: Die Standard-Auflösung beträgt je nach Sender gerade einmal rund 380 bis 480 mal 288 Pixel, also weniger als beim alten TV-Standard PAL. Das Fernsehfenster erlaubt eine stufenlose Vergrößerung, doch die Qualität leidet darunter. Im Vollbildmodus mutieren selbst Models zu unansehnlichen Pixel-Monstern.
Beim Umschalten zwischen zwei Sendern gönnt sich das Programm auch mit DSL 16000 eine Pufferpause von 5 bis 10 Sekunden. Zattoo behält sich vor, währenddessen einige Sekunden Werbung einzublenden, im Test ist davon jedoch nichts zu sehen. Dafür ruckeln nach dem Umschalten Bild und Ton einige Sekunden lang. Auch bei laufenden Sendungen stören immer wieder kurze Bild- und Tonaussetzer. Einmal streikt Zattoo im Test komplett: „Das Zattoo Netzwerk ist überlastet. Bitte versuchen Sie es später noch einmal“, meldet das Programm. Für echte Fernsehjunkies dürfte Zattoo spätestens in einem solchen Moment gestorben sein. Als Ergänzung zu DVB-T oder für eine kurze Arbeitspause am Computer leistet es dennoch gute Dienste.
Wegen Überlastung geschlossen: Zattoo tritt mit dieser Meldung in den Streik.
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