Cowon O2PMP: portabler Mediaplayer mit 4,3-Zoll-Touchscreen

von Donald Bell und Stefan Möllenhoff am , 14:14 Uhr

Pro
  • unterstützt viele Audio- und Videoformate
  • großes Touchscreen-Display
  • SDHC-Memory-Slot
  • lange Akkulaufzeit
Con
  • unterstützt keine Sortierung nach ID3-Tags
  • spielt keine DRM-geschützten WMA- und WMV-Dateien
  • kein Radio
Hersteller: Cowon Listenpreis:
ZDNet TESTURTEIL: SEHR GUT 7,7 von 10 Punkte
Fazit:

Der Cowon O2PMP ist ein preisgünstiger portabler Videoplayer, der außergewöhnlich viele Formate beherrscht. Lediglich DRM-Unterstützung fehlt ihm. Der PMP im soliden Kunststoffgehäuse hält bis zu acht Stunden im Videomodus durch - nach einem Spielfilm spätestens aber tränen die Augen, denn das Display löst lediglich 480 mal 272 Pixel auf. Bei Audio sieht es anders aus: Die Ohren würden den schönen Klang länger vertragen als der Akku, der nach 18 Stunden schlapp macht.

ARD, ZDF, C&A – BRD, DDR und USA. AVI, WMV und MKA – MP3, WMA, das kann er, klar. Die Liste der Dateiformate, die der Cowon O2PMP unterstützt, reicht für einen ganzen Eimer solcher Fanta-4-Song-Derivate. Daneben bringt er einen 4,3-Zoll-Touchscreen, eine LKW-Ladung an Feintuningoptionen für Audio und Video, einen großen internen Flash-Speicher sowie einen SDHC-kompatiblen Speicherkartenslot mit.

Eigentlich sollte der O2PMP bereits Ende letzten Jahres in den Handel kommen, damals unter dem Namen O2. Der gleichnamige Mobilfunkprovider fühlte sich in seinen Rechten verletzt – so musste sich die Cowon-Fangemeinde gut drei Monate gedulden, bis es zu einer Einigung zwischen den Firmen kam. Nun ist es soweit, der Player steht in den Regalen. Wir haben den PMP genau unter die Lupe genommen.

Design

Der Cowon O2PMP kommt mit 16 und 32 GByte Speicherkapazität und ist in den Farben Schwarz und Weiß verfügbar. Mit den Abmessungen von 12,0 mal 7,3 mal 1,8 Zentimetern ist der Player nur etwas größer als der erste iPod [1] und passt erstaunlich gut in die Hosentasche. Er macht einen solide verarbeiteten Eindruck und übersteht dank Flash-Speicher ruppigere Behandlungen als seine Kollegen mit Festplatten.

Unter der Klappe verbergen sich USB-Port und SD-Kartenleser.

Ein 4,3 Zoll großes Touchscreen-Display dominiert die Vorderseite des Cowon O2PMP. Ein Plastikrahmen umgibt den etwa einen Millimeter versenkten Bildschirm und schützt ihn so vor Kratzern. Die einzigen mechanischen Bedienelemente des Players sind ein Lautstärkerregeler auf der Oberseite sowie ein Ein-/Aus-/Hold-Schieber rechts neben dem Display. Auf der linken Seite des Players befindet sich eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse sowie ein Anschluss für das Ladegerät. Dazwischen liegt eine Klappe, die USB-Port und SDHC-Kartenleser verdeckt. Im Zubehör bietet der Hersteller einen Adapter für 10 Dollar an, der aus der USB-Buchse einen Composite-Ausgang macht. Videos zeichnet der O2PMP allerdings nicht auf – dieses Feature ist dem Cowon A3 [2] vorbehalten.

Weitere Details umfassen einen Lautsprecher auf der Rückseite, eine LED, die Auskunft über den Ladezustand des Player gibt, sowie einen Stylus, der wie beim Cowon D2+ [3] auch als Standfuß dient. Allerdings sitzt der O2PMP nicht sonderlich sicher in dem aufklappbaren Mini-Stativ. Für den Schreibtisch reicht es, auf einer holprigen Zugfahrt kippt der PMP öfters um.

Nicht besonders stabil und etwas sperrig: Die Standfuß-Stylus-Kombination ist genauso groß wie der neue iPod Shuffle

Im Gegensatz zum schlichten Äußeren präsentiert der Cowon O2PMP nach dem Einschalten seine wahre Schönheit. Acht Sekunden dauert der Bootvorgang, dann präsentiert der Player sein aufgeräumtes Menü. Abgerundete Symbole weisen den Weg zu den verschiedenen Medienkategorien: Videos, Musik, Fotos, Dokumente sowie Verlauf. Große Pfeile über und unter den fünf Icons führen in die Einstellungen und weniger häufig genutzten Funktionen des O2PMP wie Diktiergerät und Timer.

Hinter dem benutzerfreundlichen Hauptmenü lässt das Interface jedoch nach. Die Listeneinträge sind sehr schmal. Menschen mit Wurstfingern brauchen den Stylus oder Glück, um die gewünschte Auswahl zu treffen. Der PMP bietet darüber hinaus nicht die Möglichkeit, die Musiksammlung nach ID3-Tags zu sortieren. Die Navigation durch die Unterkategorien ist gewöhnungsbedürftig: Die Symbole am unteren Rand des Displays sind nicht intuitiv zu verstehen. Es ist eine gewisse Eingewöhnung vonnöten, bis die Bedienung ohne Umwege abläuft.

Das Hauptmenü ist sehr aufgeräumt. In den tiefern Ebenen dagegen häufen sich etwas unverständliche Symbole, die Gewöhnung erfordern.

Ausstattung

In einer Zeit, wo jeder Hardwarehersteller seine Geräte mit WLAN, Bluetooth, GPS, E-Mail und Streamingfunktionen vollstopft, ist es erfrischend, einen schlichten und soliden Mediaplayer zu sehen. Die Ausstattung des Cowon O2PMP mag auf den ersten Blick veraltet aussehen, doch SDHC-Kartenslot, grafischer Zehn-Band-Equalizer, Anzeige von RAW-Fotos und HD-Videowiedergabe sind Features, die kein Apple-Player [4] bietet.

Primär ist dieses Gerät als Videoplayer konzipiert. Die Fülle an unterstützten Formaten macht dies besonders deutlich: Codecs für AVI, WMV, ASF, MP4, MKV, OGM, DAT, MTV, DivX, XviD, MPEG-4, WMV, H.264, M-JPEG und MPEG-1 sind an Bord. Auch bei der Auflösung ist der Cowon O2PMP flexibel. Er spielt Filmchen mit bis zu 1280 mal 720 Pixeln bei 30 Bildern pro Sekunde ab. Einzig MOV, VOB und DRM-geschütztes WMV fehlen in der Liste.

Der PMP bietet weit mehr als Standard-Video-Wiedergabe. Bookmarking, verschiedene Seitenverhältnisse, diverse Schwenk- und Zoom-Funktionen, 3D-Sound-Enhancement, Unterstützung von Untertiteln und die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Tonspuren zu wechseln sucht man bei der Konkurrenz vergebens. Mit einem 10 Euro teuren Composite-Kabel [5] aus dem Zubehör des Herstellers zeigt der Cowon seine Videos auch auf einem Fernseher oder Beamer an.

Die Musikausstattung beeindruckt ebenfalls. Leider ist das Browsen durch die Datenbank manchmal etwas umständlich. Die Liste der unterstützten Formate ist schier endlos: MP3, WMA, WMA Lossless, AC3, AAC, FLAC, OGG Vorbis, MKA, OGG FLAC, Apple [6] Lossless, True Audio, Monkey Audio, MusePack, WavPack, G.726 und PCM. Nur DRM-geschützte WMA- und AAC-Dateien fehlen zur Perfektion. Wie jeder Cowon-Player [7] bringt der O2PMP eine riesige Ladung an Tuning-Möglichkeiten für den Ton mit. Allein der Zehn-Band-Equalizer mit einzeln konfigurierbaren Frequenzbereichen und Bandbreiten spricht Bände. Hier können Audiophile stundenlang an den Reglern drehen, bis der Sound auch wirklich rockt.

Auch wenn Video- und Audiowiedergabe im Vordergrund stehen – der handliche PMP kann mehr: Diktiergerätfunktion, Textdarstellung, Taschenrechner, Notizen und Fotobetrachter, der JPEG-, BMP-, GIF-, PNG-, TIFF- und sogar RAW-Bilder anzeigt. Der Player kopiert per Knopfdruck Dateien zwischen SD-Karte und internem Speicher hin und her. Das macht ihn zu einem tragbaren Fotoalbum oder einer Bilder-Zwischenablage für reisende Fotografen.

Leistung

Verglichen mit den atemberaubenden Displays, die ein Archos 5 [8] oder ein Cowon A3 [2] bieten, sind die 480 mal 272 Pixel des Cowon O2PMP beinahe mittelalterlich. Die Blickwinkel des Bildschirms sind sehr gut, lediglich von unten sieht er schnell etwas dunkler aus. In den Optionen stehen separate Einstellungen für Helligkeit und die Farbbalance von Rot, Grün, Blau und Schwarz zur Auswahl. Für den Preis von 275 Euro (16-GByte-Version) bietet der O2PMP eine tolle Videoqualität – die Liste der kompatiblen Formate ist schier endlos und bisher unerreicht.

Leider merkt sich der neue Cowon die letzte Position in Videos nicht. Das können die iPods [4] besser. Es gibt lediglich eine Bookmark-Funktion. Funktioniert auch gut, aber Apple löst das praktischer. Allerdings verleitet der O2PMP mit seiner tollen Wiedergabequalität dazu, sich jedes Video ohnehin gleich ganz anzusehen.

So sehen der iPod Touch und der O2PMP nebeneinander aus. Der Cowon-Player ist deutlich größer, findet aber trotzdem in der Hosentasche Platz.

Die Soundqualität ist hervorragend. Die mitgelieferten Ohrhörer sollten jedoch ganz schnell in die Tonne wandern, will man das Können des Players wirklich genießen. Die Equalizer- und Aufpeppfunktionen, die dem iAudio D2 [9] und dem iAudio 7 [10] schnell eine große Fangemeinde beschert haben, sind auch beim O2PMP an Bord. Die Unterstützung von Apple Lossless hat uns erst etwas skeptisch gemacht – die verlustfreie Version von Radioheads [11] OK Computer überzeugt, besonders mit guten Kopfhörern wie den AKG K450 [12].

Der Cowon-Videoplayer schafft acht Stunden kontinuierliche Videowiedergabe. Damit übertrifft er den Archos 5 [8] (vier Stunden) und den iPod Touch [13] (sechs Stunden) deutlich. Mit 18 Stunden ist die Akkulaufzeit im Audiomodus weniger eindrucksvoll. Dennoch, die 12 Stunden des Archos 5 schlägt er trotzdem. Die meisten Geräte in dieser Klasse benötigen ein proprietäres Kabel zum Aufladen. Am schnellsten tankt der O2PMP mit dem mitgelieferten Netzteil. Notfalls hält allerdings auch ein beliebiger USB-Port als Energiespender her.

Fazit

275 Euro für die 16-GByte-Version und 345 Euro für die Variante mit 32 GByte sind ein ordentlicher Batzen. Doch Cowon entlohnt investitionsfreudige Film- und Musikenthusiasten fürstlich. Durch die Myriaden an unterstützten Formaten entfällt ein lästiges Umkodieren der Videos in praktisch jedem Fall. Außerdem gibt es tonnenweise Extras, die sonst kaum ein Player auf dem Markt bietet. Die geniale Soundqualität lässt uns über kleinere Macken wie das teilweise wenig intuitive Menü, das fehlende Radio und die durchschnittliche Displayauflösung hinwegsehen. Ein High-End-Gerät für Leute, die Wert auf Qualität legen und bereit sind, dafür zu bezahlen.

Artikel von CNET.de: https://www.cnet.de

URL zum Artikel: https://www.cnet.de/41001936/cowon-o2pmp-portabler-mediaplayer-mit-4-3-zoll-touchscreen/

URLs in this post:

[1] der erste iPod: https://www.cnet.de/digital-lifestyle/galerie/39196123/7+jahre+ipod+von+apples+ersten+mp3_player+bis+zum+touch+2g.htm

[2] Cowon A3: https://www.cnet.de/tests/mp3/39188448/kleines+video_wunder+cowon+a3.htm

[3] Cowon D2+: https://www.cnet.de/tests/mp3/41001722/nachfolger+fast+ohne+neuerungen+cowon+iaudio+d2.htm

[4] Apple-Player: https://www.cnet.de/tests/mp3/archiv/c10161/

[5] 10 Euro teuren Composite-Kabel: http://www.cowon-germany.com/?page=product&id=8&tab=packagecontent

[6] Apple: http://www.cnet.de/unternehmen/apple/

[7] Cowon-Player: https://www.cnet.de/tests/mp3/archiv/c39033600/

[8] Archos 5: https://www.cnet.de/tests/mp3/39198393/wlan_faehiger+pmp+mit+webbrowser+archos+5+internet+media+tablet.htm

[9] iAudio D2: https://www.cnet.de/tests/mp3/39196503/testbericht/cowon+iaudio+d2+fantastischer+medienplayer+mit+touchscreen.htm

[10] iAudio 7: https://www.cnet.de/tests/mp3/39156851/ipod_konkurrent+mit+ueberraschenden+funktionen+cowon+iaudio+7.htm

[11] Radioheads: http://de.wikipedia.org/wiki/Radiohead

[12] AKG K450: https://www.cnet.de/tests/mp3/39200572/testbericht/akg+k450+on_ear_kopfhoerer+fuer+audiophile+zum+schnaeppchenpreis.htm

[13] iPod Touch: https://www.cnet.de/tests/mp3/39195947/testbericht/schon+getestet+neuer+ipod+touch+2g+von+apple.htm