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In 300 Metern links abbiegen: Handys mit echtem Navigationssystem
von Daniel Schraeder am , 19:58 Uhr
Jedes bessere Handy kommt heute mit integriertem GPS – und ist damit ein vollwertiges Navigationssystem? Nein. Denn trotz Google Maps & Co. klappt die Turn-by-Turn-Routenführung, bei der das Gerät dem Fahrer Anweisungen vom Typ „In 300 Metern nach rechts abbiegen“ gibt, nicht von Haus aus. Dafür ist spezielle Software mit meist kostenpflichtigem Kartenmaterial nötig. Und damit dem Beifahrer nach einer 8-Stunden-Tour durch Deutschland nicht der Arm abfällt, braucht es ein Car-Kit mit Windschutzscheibenhalterung und Auto-Ladekabel. Wir haben uns umgesehen, welche Handys wirklich als Navi taugen.
GPS wird häufig als Synonym für Navigation verwendet. Das ist eigentlich falsch. Denn GPS – das Global Positioning System – ermittelt lediglich die derzeitige Position auf der Erde anhand von Satelliteninformationen. Wer ein Handy mit GPS-Empfänger hat, sieht also: Ich befinde mich zur Zeit an den Koordinaten 48° 8′ 8″ N, 11° 41′ 55″ O [1]. Das an sich ist zwar schon eine technische Meisterleistung, nützt einem als verlorenem Autofahrer in einer fremden Stadt aber herzlich wenig.
Hier kommt Google Maps [2] ins Spiel – quasi der Karten-Dienst im Internet. In seiner mobilen Version GMM [3] läuft er auf den meisten Handys – auf vielen ist er sogar schon vorinstalliert. Google [4] Maps stellt anhand der geografischen Koordinaten, die der GPS-Empfänger im Handy ermittelt, die aktuelle Position grafisch auf der Karte dar. Aus 48° 8′ 8″ N, 11° 41′ 55″ O wird also ein Stadtplan mit einer Markierung an der Messe München – scroll- und zoombar, versteht sich.
Von hier aus klappt auch die Routenberechnung. Verirrte tippen bei Google Maps nur noch ein, wo sie hin möchten – in die Ostseestraße in Berlin, zum Münchener Olympiaturm oder zur nächstbesten Tankstelle. Google ermittelt, wo es hingeht, berechnet eine Route und schickt sie auf das Handy. Wofür braucht man da noch ein teures Navigationssystem, wenn das doch alles kostenlos klappt?
Ohne Turn-by-Turn geht es nicht
Braucht man nicht. Wenn man einen Beifahrer hat. Er setzt Googles Fahranweisungen in gesprochene Sätze um. Aus „Folgen Sie der B471 für 3 km und biegen Sie dann links ab in die Feldstraße“ wird ein „Da vorne musst Du irgendwann links. Ich weiß nicht … Hier vielleicht? Nein, das ist der Waldweg, eine weiter noch“.
Die Routenberechnung von Google Maps spuckt zwar genaue Fahrinformationen aus, setzt sie aber nicht live um. Man weiß also nicht, wie viele von den drei Kilometern man schon hinter sich gebracht hat – im Gegensatz zu einem „echten Navi“, das Anweisungen vom Typ „In 300 Metern nach links abbiegen“ ausgibt – die sogenannten Turn-by-Turn-Anweisungen.
Ohne Beifahrer ist Google Maps als Navi nicht zu gebrauchen. Denn das permanente Lesen von Anweisungen und das Abgleichen der Karte mit der aktuellen Position lenken den Fahrer mehr ab, als es gut und nötig ist.
Was ein echtes Navi ausmacht
Echte Navis sind kostenpflichtig. Das liegt zum einen am Kartenmaterial, das recht genau sein muss und Fahrspuren sowie Einbahnstraßen ebenso enthält wie Fahrverbote in der Innenstadt oder auf Feldwegen. Dem Fußgänger kann das zwar egal sein, doch Autofahrern winken Punkte in Flensburg – sie haben also ein gesteigertes Interesse daran, dass sie nur in die richtige Richtung in die Einbahnstraße fahren.
Zum anderen ist die Software natürlich deutlich aufwendiger. Anstelle einer theoretischen Routenberechnung liegen Positions- und Geschwindigkeitsdaten live vor. Das Programm muss überprüfen, ob sich der Fahrer auch an die vorgeschlagene Route hält, und, sollte er falsch abbiegen, eine alternative Route planen.
Dazu kommen natürlich noch Feinheiten wie eine autotaugliche Anzeige. Wichtige Informationen müssen auf den ersten Blick zu erfassen sein – also beispielsweise Pfeile und Entfernungsangaben. Und obwohl es ja eigentlich verboten ist, tippen viele Navi-Nutzer ihr Fahrziel unterwegs ein – entsprechend groß und gut ablesbar sollten die virtuellen Tasten auf dem Touchscreen oder die mechanischen Tasten der Handytastatur sein.
Zu guter Letzt bedarf es noch einer anständigen Halterung für das Handy. Sie muss den GPS-Empfang ermöglichen – das Handy sollte also unter der nicht metallbedampften Windschutzscheibe seinen Platz finden und nicht im vom Blech verdeckten Fahrzeuginnenraum. Darüber hinaus ist eine externe Stromversorgung praktisch, also ein Handy-Ladeadapter mit Zigarettenanzünderstecker. Denn wenn die Displaybeleuchtung brennt, der GPS-Chip empfängt, der Handyprozessor rechnet und das UMTS-Modul aktuelle Verkehrs- oder Kartendaten abruft, geht dem Akku schnell der Saft aus. In die Berliner Ostseestraße kommt man von der Messe München mit einer Akkuladung definitiv nicht.
On-Board vs. Off-Board
Unter den Handy-Navis gibt es zwei unterschiedliche Konzepte – die Onboard- und die Offboard-Navigation. Die Onboard-Lösung entspricht im wesentlichen einem „normalen“ Navigationssystem: Die Kartendaten sind auf einer Speicherkarte oder im Gerätespeicher hinterlegt, die Routenberechnung erfolgt auf dem Mobiltelefon.
Bei der Offboard-Variante sind die Karten nicht im Handy gespeichert. Stattdessen überträgt das Mobiltelefon seine aktuelle Position und das gesuchte Ziel an einen Server des Navi-Anbieters, der dann die Routenberechnung übernimmt und die Fahranweisungen auf das Handy überträgt. Diese Lösung entspricht also in etwa Google Maps – nur mit dem Unterschied, dass ein auf dem Handy installiertes Programm die aktuelle Position überprüft und bei Abweichungen eine neue Route anfordert. Darüber hinaus gibt es selbstverständlich Fahranweisungen akustisch wieder.
Während eine Onboard-Lösung in der Regel einmal gekauft wird, fallen beim Offboard-Modell Abo-Kosten an – oder einmalige Gebühren für jede Route. Auf den ersten Blick klingt das nicht so attraktiv, doch dafür gibt es immer aktuelles Kartenmaterial und Zusatzinformationen, die etwa Staus bei der Planung berücksichtigen. Dazu kommen allerdings noch die Kosten für die Datenübertragung über das Handynetz. Neuere Lösungen wie Nokia Maps erlauben allerdings auch die lokale Installation von Kartenmaterial, damit die mobile Datenübertragung nicht mehr nötig ist. Das ist natürlich vor allem im Ausland praktisch, da die Roaming-Kosten für Daten immer noch extrem hoch sind.
Welche Navi-Handys gibt es?
Wir haben alle aktuellen Handys mit Turn-by-Turn-Navigation herausgesucht. Darunter gibt es sowohl Onboard- als auch Offboard-Varianten. Teilweise kommen sie sogar im Navi-Kit, dann mit Saugnapfhalterung für die Windschutzscheibe und Ladekabel. Ein Beispiel dafür ist der O2 Xda Guide. Das Windows-Mobile-Smartphone [5] kostet knapp 80 Euro mit Vertrag. TomTom Navigator 7 ist vorinstalliert, Kartenmaterial für Deutschland, Österreich und Schweiz liegt bei, und Auto-Ladekabel samt Halterung sind ebenfalls im Kit enthalten.
Auf der anderen Seite eignen sich beispielsweise alle zwölf derzeit verfügbaren Nokia-Handys mit GPS-Empfänger als echtes Navi. Nokia Maps ist vorinstalliert. Je nach Modell ist ein Abo von drei bis zwölf Monaten im Kaufpreis enthalten – dann muss kostenpflichtig verlängert werden.
Wiederum andere Modelle kommen mit Demo-Versionen von Navigationsprogrammen. So installiert Sony [6] Ericsson auf seinen Handys Xperia X1 [7], G705 und W760i [8] eine eingeschränkte Version der Navi-Lösung Wayfinder vor. Sie funktioniert in den ersten drei Monaten kostenlos, danach ist eine Verlängerung des Abos nötig.
Unabhängig davon ist es bei vielen Handys möglich, Navi-Lösungen von Drittanbietern nachzuinstallieren. Grundsätzlich eignen sich alle Windows-Mobile- und Symbian-Handys für die Navigation – selbst ohne integriertes GPS. Wenn die Mobiltelefone über Bluetooth verfügen, lässt sich ein externer GPS-Empfänger einbinden.
Fazit
GPS hat mit Navigation nicht viel am Hut – andersherum aber schon. Wer sein Mobiltelefon nutzen möchte, um mit dem Auto gezielt von A nach B zu fahren, kommt an einer echte Navi-Lösung mit Turn-by-Turn-Anweisungen nicht vorbei. Darüber hinaus ist ein Car-Kit unverzichtbar – also eine Saugnapfhalterung für die Windschutzscheibe und ein Ladeadapter für den Zigarettenanzünder.
Die folgende Tabelle zeigt alle aktuellen Handys mit integriertem GPS und Navigationslösung ab Werk. Nicht berücksichtigt haben wir dabei Modelle, die sich mit Drittanbietersoftware nachrüsten lassen – also beispielsweise alle Windows-Mobile-Smartphones (zum Beispiel TomTom Navigator [9]), Symbian-Handys (zum Beispiel Route 66 [10]) oder Geräte mit integriertem GPS und Java wie das LG Renoir [11] (Wisepilot [12] oder AmazeGPS [13]). Eine Übersicht über aktuelle HTC [14]-Smartphones mit vorinstallierter Navigationssoftware liefern wir an dieser Stelle nach. Leider haben wir dazu bislang noch keine Angaben erhalten.
Tabelle anzeigen: Handys mit Navigationslösung [15]
Handys mit Navigationslösung
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Hersteller | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Nokia | Sony Ericsson | Sony Ericsson | Sony Ericsson | Sony Ericsson | Samsung [16] | Samsung | Hersteller |
Modell | N96 | N95 | N86 | N85 | N79 | N78 | E90 Communicator | E75 | E71 | E66 | 6720 Classic | 6710 Navigator | 6700 Classic | 6220 Classic | 6210 Navigator | 6110 Navigator | 5800 XpressMusic | 5730 XpressMusic | W715 | G705 | Xperia X1 | W760i | i900 Omnia | i7110 Pilot | Modell |
Preis | 410 Euro | 350 Euro | 880 Euro | 350 Euro | 270 Euro | 205 Euro | 500 Euro | 400 Euro | 270 Euro | 285 Euro | k. A. | 475 Euro | 240 Euro | 190 Euro | 200 Euro | 275 Euro | 285 Euro | 395 Euro | 280 Euro | 220 Euro | 410 Euro | 170 Euro | 340 Euro | 300 Euro | Preis |
Displaygröße | 2,8 Zoll | 2,6 Zoll | 2,6 Zoll | 2,6 Zoll | 2,4 Zoll | 2,4 Zoll | innen: 3,9 Zoll | 2,4 Zoll | 2,4 Zoll | 2,4 Zoll | 2,2 Zoll | 2,6 Zoll | 2,2 Zoll | 2,2 Zoll | 2,4 Zoll | 2,2 Zoll | 3,2 Zoll | 2,4 Zoll | 2,4 Zoll | 2,4 Zoll | 3,0 Zoll | 2,2 Zoll | 3,2 Zoll | 2,6 Zoll | Displaygröße |
Auflösung | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | außen: 240 x 320 Pixel; innen: 800 x 352 Pixel | 240 x 320 Pixel | 320 x 240 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 640 x 360 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 240 x 320 Pixel | 480 x 800 | 240 x 320 Pixel | 240 x 400 Pixel | 240 x 320 Pixel | Auflösung |
Navigationssoftware | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Nokia Maps | Vodafone Navigator | Wayfinder | Wayfinder | Wayfinder | Route 66 | Route 66 | Navigationssoftware |
Turn-by-Turn-Navigation | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | Turn-by-Turn-Navigation |
Autohalterung im Lieferumfang | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | ja | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | nein | ja | Autohalterung im Lieferumfang |
Routenberechnung | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Onboard/Offboard | Offboard | Offboard | Offboard | Offboard | Offboard | Offboard | Routenberechnung |
Kosten für Kartenmaterial (DACH) | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 69,99 Euro / Jahr | 3-Monats-Testversion, danach 39,00 Euro / Jahr | 3-Monats-Testversion, danach 39,00 Euro / Jahr | 3-Monats-Testversion, danach 39,00 Euro / Jahr | 3-Monats-Testversion, danach 39,00 Euro / Jahr | kostenfrei | kostenfrei | Kosten für Kartenmaterial (DACH) |
Kosten für Kartenmaterial (Europa) | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 99,99 Euro / Jahr | 3-Monats-Testversion, danach 69,00 Euro / Jahr | 3-Monats-Testversion, danach 69,00 Euro / Jahr | 3-Monats-Testversion, danach 69,00 Euro / Jahr | 3-Monats-Testversion, danach 69,00 Euro / Jahr | einmalig 119,99 Euro | einmalig 119,99 Euro | Kosten für Kartenmaterial (Europa) |
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[1] 48° 8′ 8″ N, 11° 41′ 55″ O: http://de.wikipedia.org/wiki/Messe_M%C3%BCnchen
[2] Google Maps: http://maps.google.com/
[3] mobilen Version GMM: http://www.google.com/gmm
[4] Google: http://www.cnet.de/unternehmen/google-inc/
[5] Smartphone: http://www.cnet.de/themen/smartphone/
[6] Sony: http://www.cnet.de/unternehmen/sony/
[7] Xperia X1: https://www.cnet.de/tests/handy/39191713/windows_handy+mit+tastatur+und+gps+sony+ericsson+xperia+x1.htm
[8] W760i: https://www.cnet.de/tests/handy/39193178/im+test+erstes+handy+von+sony+ericsson+mit+gps+w760i.htm
[9] TomTom Navigator: http://www.tomtom.com/products/category.php?ID=2&Language=3
[10] Route 66: http://www.66.com/route66/
[11] LG Renoir: https://www.cnet.de/tests/handy/39197276/lg+kc910+renoir+8_megapixel_handy+im+iphone_look.htm
[12] Wisepilot: https://www.wisepilot.com/site/portal.jsp
[13] AmazeGPS: http://www.amazegps.com/welcome.php
[14] HTC: http://www.cnet.de/unternehmen/htc/
[15] Tabelle anzeigen: Handys mit Navigationslösung: #
[16] Samsung: http://www.cnet.de/unternehmen/samsung/