Sony XEL-1: teurer OLED-TV mit tollem Bild

von David Katzmaier und Pascal Poschenrieder am , 12:27 Uhr

Pro
  • herausragende Bildqualität
  • hoher Blickwinkel
  • einfache Bedienung
  • kurze Umschaltzeiten
  • schöne Menüs
  • edles Design
  • flacher Screen
  • gutes DVB-T-Bild
Con
  • hoher Preis
  • geringe Auflösung
  • kleines Display
  • verfälschte Farben
  • Probleme bei 1080i-De-Interlacing
Hersteller: Listenpreis:
ZDNet TESTURTEIL: SEHR GUT 7,7 von 10 Punkte
Fazit:

Der OLED-TV XEL-1 von Sony bietet eine bisher ungesehene Bildqualität. Durch den hohen Kontrast und die enorme Farbenpracht haben Anwender das Gefühl, als blickten sie durch ein Fenster und nicht auf einen Fernseher. Auch das nur 3 Millimeter dicke Display begeistert. Allerdings hat das Gerät auch Nachteile: Es bietet nicht einmal DVD-Auflösung, der Bildschirm misst nur 11 Zoll und der Preis ist dafür - mit rund 4300 Euro - einfach viel zu hoch.

Mit seinem XEL-1 hat Sony den ersten Fernseher mit OLED-Display auf den Markt gebracht. Der Hersteller fertigt sein Prestige-Objekt in geringen Stückzahlen. Entsprechend hoch ist der Preis. Der XEL-1 kostet satte 4300 Euro – und das trotz seines winzigen 11-Zoll-Bildschirms. Wir haben getestet, ob es sich trotzdem lohnt, den Preis eines guten Gebrauchtwagens zu zahlen.

Der XEL-1 von Sony [1] ist der erste OLED-Fernseher der Welt [2]. Durch die neuartige Displaytechnologie überflügelt er LCD- und Plasma-Fernseher in vielen Punkten um Längen. Sein Kontrast beträgt 1.000.000:1 – und zwar ohne Hilfsmittel wie eine dynamisch regelnde Hintergrundbeleuchtung. Zudem stellt er Farben so leuchtend und lebendig dar, dass der Blick auf den Fernseher eher dem durch ein Fenster als dem auf eine Glotze ähnelt. Obendrein ist das Display nicht nur hochwertig, sondern auch noch lediglich 3 Millimeter dick.

Allerdings hat der Fernseher auch Nachteile. Der wohl entscheidende ist der, dass ihn sich kaum jemand leisten kann. Das OLED [3]-Prestigeobjekt von Sony kostet nämlich stolze 4300 Euro. Und das, obwohl das Display in seiner Diagonale lediglich schlappe 11 Zoll misst. Obendrein löst es nicht einmal DVD-Auflösung auf.

Design

Der XEL-1 gehört zu den schicksten Fernsehern, die wir je getestet haben. Sein nur 3 Millimeter dickes Display umfasst ein klavierlackschwarzer Rahmen. An den Seiten misst er 1,5 Zentimeter, oben und unten 1 Zentimeter. Den unteren Rand verziert ein mittig gelegenes Sony-Logo. Wer von hinten auf den Bildschirm blickt, bekommt in der oberen, 3 Millimeter flachen Hälfte wiederum klavierlackschwarzes Plastik zu sehen. Der untere Teil des Display ist mit 1 Zentimeter etwas dicker und mit verchromten Plastik verziert. Unten rechts an der Displayrückseite befestigt der Hersteller den Standfuß an einem neigbaren Gelenk. Er ist ebenfalls verchromt. Allerdings kommt hier kein Plastik, sondern massives Metall zum Einsatz, was für Stabilität sorgt.


Der 3-Millimeter-Bildschirm ist neigbar mit seinem massiven Metall-Haltearm verbunden.

Der schräg nach hinten verlaufende Fuß mündet in einem 24 mal 13,8 mal 3 Zentimeter großen Kasten. Hinten ziert ihn eine verchromte, massive Metallleiste. Davor sitzen die eingebauten Lautsprecher. Ihre Abdeckung ist klavierlackschwarz und mit kleinen Löchern versehen. Vorne befindet sich eine mattschwarze Leiste, auf der 7 Knöpfe sitzen. Der Linke leitet Anwender in das Home-Menü. Rechts davon sitzen Eingangswahl, Lautstärkeregelung, Programmwahl und Einschaltknopf. Die weiß leuchtende Beschriftung der Tasten erscheint bei eingeschaltetem Gerät. An der klavierlackschwarzen Vorderseite des Kastens befindet sich auf der linken Seite der Infrarotempfänger für die Fernbedienung.

Die Rückseite beherbergt die Eingänge des Fernsehers. Rechts sitzt ein Antennenstecker für digitales und analoges Antennen- und Kabelfernsehen. In der Mitte baut Sony oben einen Common-Interface [4]-Slot ein. Darunter montiert der Hersteller zwei HDMI [5]-Ports und eine USB-Buchse. Links befindet sich der Stromstecker zum Anschließen des mitgelieferten Netzteils.

Die Fernbedienung ist in Anlehnung an das Display ebenfalls angenehm flach gehalten. Trotzdem wirkt sie nicht billig. Ihre Oberseite ist klavierlackschwarz und mit mattschwarzen Knöpfen versehen. Oben befinden sich Bedienelemente für die Bildeinstellung sowie die Tasten für den Teletext. Darunter sitzen Knöpfe für die Eingangs- und Kanalwahl. Die untere Hälfte beginnt mit einem silber lackierten Bereich. In seiner Mitte verbaut Sony ein Steuerkreuz für das Navigieren in den Menüs. Außen herum positioniert der Hersteller Tasten für EPG [6], Quellenwahl, Optionen, Home-Menü sowie einen Return-Knopf. Unter dem silbernen Element finden sich Lautstärkeregelung, zwei Tasten zum Wechseln des Senders und ein Mute-Knopf.

Nach dem Einschalten des XEL-1 gelangen Anwender durch Drücken der Home-Taste in ein XMB-artiges (Xross Media Bar [7]) Menü. Es ist wie das Playstation-3-Menü aufgebaut. Allerdings eignet es sich für einen TV nicht so gut, da viele vertikale Menüpunkte vorhanden sind. So dauert das Durchscrollen recht lange. Dafür läuft alles flüssig. Zudem macht das XMB-Menü optische einiges her.

Ausstattung

Kern des XEL-1 ist das Active-Matrix-OLED-Display. OLED steht für Organic Light Emitting Diode. Der Bildschirm besteht aus einer Plastikfolie mit lauter winzigen organischen LEDs, die eine Elektronik einzeln ansteuert. Dadurch ist es dem Screen möglich, jedes Pixel komplett abzuschalten. Eine Hintergrundbeleuchtung gibt es nicht. Das Ergebnis ist ein gigantischer Kontrast von 1.000.000:1. Außerdem ist das eigentliche Display nur 0,3 Millimeter dick, wodurch es mit Rahmen gerade mal auf 3 Millimeter kommt. Ein weiterer Vorteil des OLED-Schirms ist sein enormer Blickwinkel von 180 Grad. Kippende Farben bei hohen Blickwinkeln gibt es nicht. Der Screen hat aber auch Nachteile. Er ist beispielsweise extrem empfindlich. Sony liefert extra ein besonders weiches Mikrofasertuch zum Reinigen mit. Wer stattdessen mit einem normalen Lappen putzt, verkratzt den Plastikschirm. Zudem hat das Display zwar einen super Kontrast, wodurch auch die Farben sehr prächtig wirken, dafür ist die Auflösung gering. Mit 960 mal 540 Pixeln schafft der XEL-1 nicht einmal DVD-Auflösung. Nur wenn Käufer vier der Displays aneinanderkleben, kommen sie auf die Auflösung eines Full-HD [8]-Bildschirms.

In den Menüs des XEL-1 finden sich ausreichend Einstellungsmöglichkeiten zum Anpassen des Bildes. Darunter sind drei Bild-Modi, die Anwender für jeden Eingang unabhängig einstellen können. Zudem sind vier voreingestellte Farbtemperatur-Modi vorhanden. Außerdem gibt es drei dynamische und drei MPEG [9]-Rauschunterdrückungsstärken sowie eine Reihe von Extras, wie „Verbesserte Kontrastanhebung“, „Farbbrillanz“ und „Farbraum“. Letztere sollten für ein ideales Bild ausgeschaltet oder auf Standard eingestellt sein. Auch das manuelle Regeln von Kontrast, Helligkeit, Farbe und Bildschärfe ist möglich.

Für einen 4300 Euro teuren Fernseher sind die vorhandenen Eingänge sehr rar gesät. Neben der Antennenbuchse finden sich zwei HDMI-Ports an der Rückseite des Geräts. Einen analogen Videoeingang gibt es nicht. Aber wer will an diesen Fernseher schon einen Videorekorder anstecken? Stattdessen verbaut Sony einen USB-Port. Er kommt mit USB-Speichermedien zurecht. Von diesen gibt der XEL-1 Fotos in einer Slideshow wieder. Zudem ist der USB-Anschluss zu Sonys Bravia Internet Video Link [10] für das Ansehen von Videos aus dem Internet kompatibel.

Leistung

Durch sein OLED-Panel liefert der XEL-1 das beste Bild, das wir je bei einem Fernseher gesehen haben. Dank seiner für jeden Pixel einzeln abschaltbaren Dioden produziert er absolute Schwarzwerte und somit einen gigantischen Kontrast. Die Farben könnten zwar etwas akkurater sein, dafür sind sie aber umso leuchtender und prächtiger. Das hängt mit dem hohen Kontrast und den vielen unterschiedlichen Farben zusammen, die der Fernseher darstellt. Auch in anderen Kategorien, die normalerweise Plasma-Fernseher dominieren, holt sich der XEL-1 Rang eins. Er bietet beispielsweise ein unglaublich gleichmäßiges Bild und schafft einen maximalen Blickwinkel von 180 Grad.

In Sachen Kontrast schlägt der XEL-1 sogar Pioneers „Extreme Contrast Concept“ [11]-Plasma, den das Unternehmen auf der CES [12] 2008 vorgestellt hat. Dafür hat er in Sachen Bildgröße keine Chance gegen Plasma-Panel, wie das 50 Zoll große des Pioneer PDP-5080HD [13]. Wer auf beiden Fernsehern den gleichen Film ansieht, wird seine Augen trotz der unglaublich hohen Bildqualität des XEL-1 immer wieder auf den Schirm des PDP-5080HD richten.


Das Bild des XEL-1 bietet zwar eine unglaubliche Qualität, verglichen mit dem 50 Zoll großen und deutlich billigeren Pioneer-Plasma wirkt der Fernseher aber fast schon lächerlich.

Die Schwarzwerte des XEL-1 sind einfach überragend. Schwarze Balken bei 4:3-Videomaterial sind nicht vom klavierlackschwarzen Rahmen des Displays zu unterscheiden. Wer in einem abgedunkelten Zimmer einen weißen Text auf dem Screen darstellt, hat das Gefühl, die Schrift schwebe mitten im Raum. Gegen den Kontrast von 1.000.000:1 hat auch der beste Plasma keine Chance. LCDs kommen erst recht nicht gegen den XEL-1 an.

Schatten, wie die dunklen Haare der Akteure beim Betrachten der Sonne in „Sunshine [14]„, sehen einfach super aus. Das Bild strotzt nur so vor Details. Allerdings könnte die Gamma-Einstellung etwas Feintuning vertragen, da die schattennahen Bereiche für unseren Geschmack zu hell wirken.

Der gigantische Kontrast des XEL-1 wirft einige Fragen zu den Grenzen des menschlichen Auges auf. So kommt es beispielsweise bei Szenen mit sehr hellen Bereichen auf dunklem Hintergrund – wie bei weißer Schrift auf schwarzem Grund im Filmabspann – vor, dass Zuseher ein leichtes Glühen der Schrift wahrnehmen. Dabei handelt es sich allerdings laut Messung um eine optische Täuschung. Der Kontrast ist so stark, dass das menschliche Auge überstrahlt. Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum das Bild bei reduzierter Helligkeit viel angenehmer wirkt.

Die Primär- und Sekundärfarben des XEL-1 sind weit von HDTV-Standards entfernt. So erscheint Blattgrün eher als Neongrün. Dieses Problem betrifft auch Hautfarben. Zudem scheinen Grautöne besonders in der Nähe von dunklen Bildbereichen einen leichten Grünstich aufzuweisen. Die verfälschten Farbtöne gleicht der XEL-1 allerdings mit umso satteren und leuchtenderen Farben wieder aus.

Ein weniger großes Problem als die Farbverfälschung ist die geringe Auflösung des Bildschirms. Durch seine Größe von lediglich 11 Zoll wirken Videos trotzdem gestochen scharf. Im Vergleich zu anderen Fernsehern mit 40- oder 50-Zoll-Bilddiagonale sieht das Bild sogar eher schärfer aus.

Bei DVB-T [15] schlägt sich der XEL-1 sehr gut. Er überzeugt nicht nur durch einen schnellen Kanalsuchlauf. Auch die Umschaltzeiten sind gering. Zudem glättet der Fernseher das Bild erfolgreich, ohne dabei viele Details einzubüßen. Allerdings kommt es hin und wieder zu einer schwachen Artefakt [16]– und Treppchenbildung. Selbiges trifft auch auf die DVD-Darstellung zu. Die Probleme könnten mit der geringen Displayauflösung zusammenhängen.

Bei der Darstellung von 1080i [17] und 720p [17] büßt der XEL-1 wegen seiner niedrigen Auflösung natürlich einige Details ein. Außerdem hat er beim De-Interlacing Probleme. Progressives HD-Material stellt er aber störungsfrei dar. Auch 1080p [8]-Material mit 24 Bildern pro Sekunde akzeptiert das Gerät. Allerdings sind dabei keine Vorteile im Vergleich zu gewöhnlichen 1080p-Videos ersichtlich.

Ein Verschmieren oder Verwischen von schnellen Bewegungen zeigt der XEL-1 mit seinem OLED-Panel – wie auch die meisten Plasmas – nicht. Das verdankt der Fernseher den geringen Reaktionszeiten seines OLED-Panels mit aktiver Matrix, bei dem die Elektronik jedes Pixel gleichzeitig ansteuert. Auch in Sachen maximaler Blickwinkel kommen OLEDs anscheinend eher nach Plasmas als nach LCDs. So zeigt der Screen auch bei Winkeln von 175 Grad und mehr keine ausgewaschenen Farben. Zudem ist das Display über den ganzen Bildbereich absolut homogen. Lediglich bei einem Punkt könnte Sony noch ansetzen: Der Bildschirm besitzt eine glatten Oberfläche. Sie ist zwar stark entspiegelt, trotzdem reflektiert sie bei direkter Sonneneinstrahlung zu viel Licht.

Ein weiterer Vorteil der OLED-Technologie ist – zumindest laut Sony – ihre hohe Energieeffizienz. Allerdings stellen wir in unseren Verbrauchstests nicht viel davon fest. Zwar ist ein Verbrauch von knapp 25 Watt für einen Fernseher recht gering, das kleine Display des XEL-1 relativiert das Ergebnis aber. Trotzdem ziehen wir daraus keine generellen Schlüsse für OLEDs. Schließlich handelt es sich beim XEL-1 um den ersten OLED-Fernseher. Außerdem bringt er einen wuchtigen Standfuß mit, der im Betrieb mindestens genauso warm wird wie das Display.

Der Sound der eingebauten Lautsprecher ist ordentlich. Gespräche sind klar zu verstehen, die Bässe übersteuern nicht. Dafür ist die maximale Lautstärke gering. Für Zuseher, die mehr wollen, verbaut Sony an der linken Seite des Standfußes einen Klinkenausgang. Dieser gibt den Ton sowohl analog in Stereo als auch optisch mit 5.1 Kanälen aus.

Fazit

Der XEL-1 bietet trotz seiner nicht besonders akkuraten Farben eine bisher nie dagewesene Bildqualität. Kontrast, Schwarzwerte und Leuchten der Farben sind unerreicht. Auch beim Blickwinkel überflügelt der 11-Zoll-Zwerg jeden Plasma-TV. Allerdings hat der Fernseher nicht nur Vorteile. Kleines Display und geringe Auflösung machen ihn für den HD-Genuss ungeeignet. Zudem ist sein Preis von 4300 Euro deutlich zu hoch. Wer das Geld aber übrig hat, sollte sich den XEL-1 ruhig in sein Schlafzimmer stellen. Denn mit diesem schicken Fernseher kann ein Mann sogar bei sonst eher an Technik uninteressierten Damen richtig Eindruck schinden.

Artikel von CNET.de: https://www.cnet.de

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URLs in this post:

[1] Sony: http://www.cnet.de/unternehmen/sony/

[2] erste OLED-Fernseher der Welt: https://www.cnet.de/videos/hardware/41002496/sony+xel_1+der+erste+oled_fernseher+der+welt+ist+3+millimeter+dick.htm

[3] OLED: http://de.wikipedia.org/wiki/OLED

[4] Common-Interface: http://de.wikipedia.org/wiki/Common_Interface

[5] HDMI: http://de.wikipedia.org/wiki/High_Definition_Multimedia_Interface

[6] EPG: http://de.wikipedia.org/wiki/Electronic_Program_Guide

[7] Xross Media Bar: http://de.wikipedia.org/wiki/Xross_Media_Bar

[8] Full-HD: http://de.wikipedia.org/wiki/1080p

[9] MPEG: http://de.wikipedia.org/wiki/MPEG

[10] Bravia Internet Video Link: http://www.sonystyle.com/webapp/wcs/stores/servlet/CategoryDisplay?catalogId=10551&storeId=10151&langId=-1&identifier=S_BrandShowcase_BIVL

[11] Pioneers „Extreme Contrast Concept“: http://www.youtube.com/watch?v=t0KMh4VaPFg

[12] CES: http://www.cnet.de/themen/ces-2014/

[13] Pioneer PDP-5080HD: http://reviews.cnet.com/flat-panel-tvs/pioneer-kuro-pdp-5080/4505-6482_7-32476901.html

[14] Sunshine: http://de.wikipedia.org/wiki/Sunshine_(Film)

[15] DVB-T: http://de.wikipedia.org/wiki/DVB-T

[16] Artefakt: http://de.wikipedia.org/wiki/Artefakt_(Computergrafik)

[17] 1080i: http://de.wikipedia.org/wiki/1080i#Technische_Parameter