Die beste Software für HDR-Fotos: fünf Programme im Vergleich

von Stefan Möllenhoff am , 17:57 Uhr

Wer schon einmal versucht hat, einen Sonnenuntergang zu fotografieren, kennt das Problem: Aufgrund des hohen Helligkeitsunterschiedes zwischen Himmel und Landschaft ist es kaum möglich, eine ordentliche Ausleuchtung auf dem Foto hinzubekommen. So muss man entweder mit überbelichteten Wolken oder viel zu dunklen Bergen leben. Hier kommen HDR-Bilder ins Spiel – sprich Fotos mit einem höheren Dynamikumfang. Per Software lassen sich über- und unterbelichtete Aufnahmen zu einem perfekt ausgeleuchteten Bild kombinieren.

Wie für so ziemlich jeden Anwendungszweck gibt es für das Erstellen von HDR-Fotos eine Vielzahl von Programmen. Manche davon sind kostenlos, andere wiederum sündhaft teuer. Wir zeigen, welches Ausgangsmaterial für ein solches Bild vonnöten ist und was die diversen Tools für Möglichkeiten zur Optimierung bieten.

Das Ausgangsmaterial


Aus drei mach‘ eins: Diese Einzelbilder (oben) vereinigen wir zu einem HDR-Bild mit erhöhtem Dynamikumfang (unten).

Wie bereits erwähnt, benötigen wir mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Verschlusszeiten. Es eignet sich also jede Kamera, die über einen manuellen Modus verfügt. Kompakte Modelle, die lediglich über einen Belichtungsausgleich, lassen sich nur eingeschränkt einsetzen, da die Automatik nicht immer mit der gleichen Blende arbeitet. Und Aufnahmen mit unterschiedlichen Tiefenschärfen lassen sich nur eingeschränkt miteinander kombinieren oder sorgen für unschöne Störungen auf den fertigen Bildern.

Nahezu jede DSLR und eine ganze Reihe aktueller Bridgekameras verfügen über ein Feature zur Aufnahme von Belichtungsreihen. Dabei schießt die Digicam drei, fünf oder sogar sieben Fotos mit unterschiedlichen Verschlusszeiten hintereinander. Alternativ dazu lassen sich auch aus einer einzigen RAW-Datei [1] mehrere Bilder mit verschiedenen Helligkeitsstufen entwickeln [1] und dann wieder zu einem HDR-Bild kombinieren. Allerdings funktioniert die HDR-Generierung aus einer „echten“ Belichtungsreihe besser – sie übertrifft den Dynamikumfang eines einzelnen RAW-Bilds. Die einzelnen Fotos sollten außerdem keine zu kleinen Helligkeitsunterschiede zueinander aufweisen. Bei drei Aufnahmen sollten je zwei Blendenstufen zwischen den Fotos liegen.


Bei Canons Spiegelreflexkameras – hier die EOS 450D – lässt sich die Belichtungsreihenfunktion im Hauptmenü aktiveren (links). Im Unterpunkt „AEB“ zieht ein Druck auf „Rechts“ auf dem Vier-Wege-Pad das Intervall auseinander (mitte). Auf dem Hauptbildschirm zeigen die drei schwarzen Blöcke unter der Skala von -2 bis +2 an, mit welchen Belichtungen die Kamera aufnimmt.

Keine Belichtungsreihenfunktion? Kein Problem

Verfügt die Kamera über keine dedizierte Funktion für Belichtungsreihen, so hilft der manuelle Modus weiter. Ein Unterschied von zwei Blenden entspricht einer Vervierfachung beziehungsweise Viertelung der Belichtungszeit. Ist das Foto also beispielsweise mit 1/100 Sekunde ausgewogen ausgeleuchtet, so besteht die entsprechende Drei-Foto-Belichtungsreihe zusätzlich aus zwei weiteren Bildern mit Verschlusszeiten von 1/400 und 1/25 Sekunde. Insbesondere bei der manuellen Aufnahme von Belichtungsreihen gilt: Je mehr unterschiedlich helle Bilder, desto besser. Denn aussortieren lässt sich später immer noch.

Aktuelle digitale Spiegelreflexkameras schießen zwischen drei und über zehn Bilder in der Sekunde. Das ist unter Umständen also schnell genug, um auch aus der Hand drei gleiche Fotos von einem Motiv aufzunehmen. Bei der manuellen Belichtung muss der Fotograf allerdings nach jedem Bild die Einstellungen händisch anpassen. Ohne Stativ geht hier nichts. Die verschiedenen HDR-Programme in diesem Artikel verfügen zwar größtenteils über Funktionen, die leichte Verschiebungen ausgleichen, doch die Toleranzen sind relativ eng.

Belichtungsreihe aus einem Foto

Aus mehreren Aufnahmen ein einzelnes Fotos zusammenzubasteln, hat einen entscheidenden Nachteil: Mit bewegten Motiven funktioniert das Ganze nicht. Denn unterscheiden sich die verschiedenen Bilder stark voneinander, liefern die HDR-Programme nur bunten Müll. Allerdings lassen sich aus einem RAW-Foto mehrere Bilder mit unterschiedlichen Belichtungszeiten entwickeln und diese dann durch die HDR-Software jagen. Die Ergebnisse reichen zwar nicht an die „echter“ Belichtungsreihen heran, können sich aber dennoch sehen lassen. Manche Programme – etwa Photomatix – ermöglichen auch die Erzeugung eines High-Dynamic-Range-Bilds direkt aus einer RAW-Datei.

Wir probieren sämtliche Programme mit einer Belichtungsreihe aus drei Aufnahmen aus. Dabei handelt es sich um aus der Hand geschossene 21-Megapixel-Fotos aus einer Canon EOS 5D Mark II. Im folgenden betrachten wir fünf verschiedene Tools, wie diese mit unseren Fotos zurechtkommen und was letztendlich dabei herauskommt.

FDRTools

Nach dem Hinzufügen der Bilder führt FDRTools [2] den Anwender durch drei übersichtliche Bildbearbeitungsschritte, in denen sich die Bildwirkung recht gut an den eigenen Geschmack anpassen lässt. Das automatische Ausrichten der Einzelfotos funktioniert sehr gut. Allerdings hat das Programm überdurchschnittlich stark mit Rauschen in dunklen Bereichen zu kämpfen.


Qual der Wahl: Kostenlose Basic-Version oder 39 Euro teure Advanced-Ausführung mit mehr Features?

Sehr erfreulich sind die verschiedenen Möglichkeiten, die einzelnen Aufnahmen zusammenzustellen. Als einziges Programm in unserem Vergleich bietet FDRTools beispielsweise eine Funktion, die bewegte Objekte berücksichtigt. Allerdings überhäuft das Programm den Anwender stellenweise geradezu mit Optionen, die teils kaum einen merklichen Effekt auf das Bild haben. Hier greift die ausgezeichnete Hilfefunktion Hobbyfotografen unter die Arme: Bewegt man den Mauszeiger über einen der zahlreichen Schieberegler oder Schalter, so wartet die Software mit ausführlichen Tipps auf.

Leider schaffen wir es auf unserem Testrechner mit „lediglich“ 2 GByte Arbeitsspeicher nicht, unsere drei 21-Megapixel-Fotos in ein HDR-Bild zu verwandeln. Das Programm beendet sich jedes Mal beim Abspeichern mit einer Fehlermeldung hinsichlich des zu knappen Arbeitsspeichers, und alle bis dato vorgenommene Mühe war umsonst. Rechnen wir das Ausgangsmaterial auf 10 Megapixel herunter, gibt es keine Probleme.

Die Basis-Version von FDR-Tools ist kostenlos. Wer einige erweiterte Features nutzen möchte, kann diese in einer kostenlosen Demo der Advanced-Version ausprobieren. Allerdings versieht FDRTools Advanced alle Bilder mit einem Wasserzeichen. Es lässt sich gegen eine Gebühr von 39 Euro entfernen.

Wer sich ein „Bild“ von FDRTools Advanced machen möchte, findet in der folgenden Gallery eine Reihe von Screenshots:

Photomatix 3.0

HDRsoft Photomatix [4] gehört beinahe schon zu den Klassikern unter den HDR-Tools. Das Programm bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, deren Auswirkungen klar ersichtlich sind. Eine lange Einarbeitung in die Software entfällt aufgrund der einfachen Bedienung. Zudem gibt es die Möglichkeit, ein HDR-Bild direkt aus einer einzelnen RAW-Aufnahme zu generieren.


Photomatix: Leistungsstark und dennoch relativ übersichtlich

Wie FDRTools hat auch Photomatix gelegentlich mit Speichermangel zu kämpfen. Wenn auf dem bereits erwähnten Testrechner eine Reihe von anderen Programmen laufen, quittiert die Software den Speichermangel mit einer Fehlermeldung und verweigert den Dienst.

In puncto Nutzerfreundlichkeit trifft Photomatix von allen hier betrachteten Tools den besten Kompromiss zwischen Leistung und Übersichtlichkeit. Dafür ist die Software leider auch nicht umsonst. Jedenfalls solange man sich nicht mit Wasserzeichen auf den Bildern herumärgern möchte. Eine Demoversion steht gratis zum Download bereit, die Vollversion kostet 70 Euro. Sehr erfreulich: Schüler, Studenten und Lehrer erhalten 75 Prozent Rabatt.

Wer sich ein „Bild“ von Photomatix machen möchte, findet in der folgenden Gallery eine Reihe von Screenshots:

Picturenaut 3.0

Die beste Nachricht vorweg: Picturenaut [5] ist komplett kostenlos. Dafür stehen allerdings auch nicht so viele Funktionen zur Verfügung wie bei den beiden bislang erwähnten Konkurrenten. Nach einem einfachen Start mit zahlreichen Hilfestellungen bombardiert die Software den Anwender mit einer Reihe von kryptischen Einstellungsmöglichkeiten, zu denen keine ausführlichen Erklärungen mehr bereitstehen. Hier hilft die Trial-and-Error-Methode: An den Reglern drehen, bis das Bild den eigenen Vorstellungen entspricht.


Picturenaut ist komplett kostenlos, bietet aber weniger Features als FDRTools und Photomatix.

Erfreulicherweise gibt es eine Rückgängig-Funktion. Für ein Bildbearbeitungsprogramm mag das nicht ungewöhnlich sein, doch unter den HDR-Tools bietet nur Picturenaut dieses Feature. Das ist inbesondere dann praktisch, wenn man ein Bild mit leicht abweichenden Einstellungen speichern und nicht jedes Mal komplett neu bearbeiten möchte.

Leider speichert Picturenaut die fertigen HDR-Aufnahmen nur im TIFF- oder PPM-Format. Und das geht an den Speicher: Ein 21-Megapixel-HDR-TIFF belegt 120 MByte auf der Festplatte, die entsprechende PPM-Datei ist ebenso groß. Die Software an sich ist dagegen umso platzsparender: Sie erfordert keine Installation auf der Festplatte und belegt lediglich 5 MByte.

Wer sich ein „Bild“ von Picturenaut machen möchte, findet in der folgenden Gallery eine Reihe von Screenshots:

Qtpfsgui

Was für ein kryptischer Name. Nicht weniger kryptisch fällt die Bedienung von Qtpfsgui [6] aus. Ein paar Kostproben gefällig? An Farbabbildungsoperatoren stehen beispielsweise Mantiuk, Fattal, Ashikhmin und Pattanaik zur Verfügung. Jeder von diesen hält eine Vielzahl von Optionen bereit, die nicht leichter verständlich sind. Aber immerhin, die Software bietet wohl mit den größten Funktionsumfang aller hier betrachteten Programme.


Qtpfsgui erschlägt den Anwender förmlich mit Features.

Gerade bei dieser Vielzahl von Einstellungen ist es daher etwas lästig, dass der Vorschaumodus umständlich ausfällt. Wer die Auswirkungen auf das Bildsehen möchte, muss nach jeder kleinen Änderung der Parameter auf eine Anwenden-Schaltfläche klicken. Anschließend öffnet sich das Ergebnis der Anpassungen in einem neuen Fenster. Die anderen Programme aktualisieren die Vorschau automatisch. Immerhin gibt es durch die verschiedenen Versionen in den einzelnen Fenstern eine Art Vorher-Nachher-Effekt. Das bietet die Konkurrenz nicht.

Wer sich ein „Bild“ von Qtpfsgui machen möchte, findet in der folgenden Gallery eine Reihe von Screenshots:

Traumflieger DRI Tool

Viel einfacher als beim Traumflieger DRI Tool [7] geht es nicht. Mit ein paar Klicks fügt der Anwender eine Belichtungsreihe hinzu, und die Software kombiniert die Fotos zu einer Aufnahme. Allerdings gibt es abgesehen von Lichter abdunkeln und Dunkle Stellen aufhellen keine Einstellungsmöglichkeiten.


Rudmentär: Das Traumflieger-Tool bietet kaum Einstellungsmöglichkeiten.

Die beiden Schieberegler haben leider auch keinen sonderlich großen Effekt auf die Bildwirkung. Und wer sich zu weit von der Mitte wegbewegt, muss mit Farbfehlern leben. Zudem gibt es beim Traumflieger-Programm auch keine Möglichkeit, die Einzelbilder der Belichtungsreihe exakt übereinander zu positionieren. Unser aus der Hand geschossenes Foto wirkt daher unscharf.

Das Programm eignet sich daher nur für Fotografen, die eine vom Stativ geschossene Belichtungsreihe schnell und einfach zu einem HDR-Bild zusammenfügen möchten. Und keine großen Ansprüche an weitere Bearbeitungs- und Feintuningfunktionen stellen.

Wer sich ein „Bild“ vom Traumflieger DRI Tool machen möchte, findet in der folgenden Gallery eine Reihe von Screenshots:

Fazit

Dreimal kostenlos, zweimal kostenpflichtig – und jedes der Programme hat seine eigenen Vorzüge. Qtpfsgui und FDRTools bieten den größten Funktionsumfang. Allerdings ist die Bedienung von Qtpfsgui so kompliziert wie sein Name, und FDRTools kostet in der Vollversion 39 Euro. Photomatix kommt mit dem besten Kompromiss zwischen Leistung und Nutzerfreundlichkeit, kostet dafür allerdings auch satte 70 Euro. Picturenaut kann uns bei der Leistung nicht 100-prozentig überzeugen, aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Das Traumflieger DRI Tool eignet sich nur zum schnellen und einfachen Zusammenfügen von Belichtungsreihen vom Stativ – nicht für mehr.

Unsere Empfehlung lautet: Qtpfsgui, FDRTools und Photomatix ausprobieren, und wenn die aufwändige Bedienung der Freeware nicht abschreckt: Geld sparen. Ansonsten kosten die beiden Kaufprogramme auch nicht gerade die Welt und liefern absolut beeindruckende Ergebnisse.

Artikel von CNET.de: https://www.cnet.de

URL zum Artikel: https://www.cnet.de/41509771/die-beste-software-fuer-hdr-fotos-fuenf-programme-im-vergleich/

URLs in this post:

[1] RAW-Datei: https://www.cnet.de/praxis/specials/41501098/fotos+im+raw_format+das+digitale+negativ+rettet+verkorkste+aufnahmen.htm

[2] FDRTools: http://www.fdrtools.com/

[3] Fünf Tools zum Generieren von HDR-Fotos: So funktionieren sie: https://www.cnet.de/41509637/fuenf-tools-zum-generieren-von-hdr-fotos-so-funktionieren-sie/?pid=1#sid=41509771

[4] HDRsoft Photomatix: http://www.hdrsoft.com/de/download.html

[5] Picturenaut: http://www.picturenaut.de/

[6] Qtpfsgui: http://qtpfsgui.softonic.de/

[7] Traumflieger DRI Tool: http://www.traumflieger.de/desktop/DRI/dri_tool.php