CNET.de in Brasilien, Argentinien und Paraguay

Schweren Herzens aber zugleich auch voller Vorfreude auf die kommenden Städte lasse ich Rio de Janeiro hinter mir und fahre per Nachtbus nach Curitiba. Die moderne brasilianische Vorzeigestadt versucht mit aller Kraft, europäisch oder US-amerikanisch zu wirken – und lässt dadurch den Charakter vermissen, der mich an Rio de Janeiro so begeistert.

Ein halber Tag genügt, um von der 1,5-Millionen-Stadt die Nase voll zu haben. Mit dem nächsten Nachtbus geht es weiter nach Foz do Iguaçu. Der Ort, der sich in unmittelbarer Nähe zur paraguayanischen und argentinischen Grenze befindet, ist der Startpunkt für Ausflüge zu den Wasserfällen, auch Cataratas genannt. Es stellt sich als gar nicht so einfach heraus, zu dem nassen Spektakel zu gelangen, der Großteil der Stadtbusse in dem Grenzort fährt nicht zu den Wasserfällen, sondern nach Paraguay oder Argentinien.


Das Highlight von Curitiba: Im Stadtpark gibt es Tukane zu sehen.

Schließlich ist es doch geschafft, und auf einem etwa 1500 Meter langen Weg geht es von der Busstation zur Garganta del Diablo, dem Teufelsschlund. Hier stürzen die Eindrucksvollsten der insgesamt rund 275 bis zu knapp 100 Meter hohen Wasserfälle in die Tiefe. Bei 35 Grad im Schatten und extrem hoher Luftfeuchtigkeit bietet die Gischtdusche eine willkommene Erfrischung. Die Kameras freuen sich zwar weniger, funktionieren aber nach wie vor einwandfrei.


Neben den Wasserfällen gibt es auch zahlreiche Tiere zu sehen, wie diesen riesigen und handzahmen Bananenfalter.

Nachdem ich mich endlich von dem Spektakel losgerissen habe, geht es auf den Weg nach Argentinien. Um die andere Seite der Wasserfälle noch zu besichtigen, ist die Zeit etwas zu knapp. Wir begnügen uns mit einem vom Freilandrind gesponserten Mittagessen. Und verpassen insgesamt viermal unseren Bus beim Abholen des Ein- beziehungsweise Ausreisestempels an den diversen Grenzstationen.


Bei den Wasserfällen in Foz do Iguaçu bleibt keine Kamera trocken. Alle drei Modelle überstehen die Gischtdusche unbeschadet.

Abends schließlich folgt Paraguay. Die Freude über die Logenplätze ganz vorne im ersten Stock des Doppeldeckerbusses währt allerdings nicht lang. Wir müssen die Vorhänge aus Sicherheitsgründen geschlossen halten – wenn wir nachts durch den Urwald nach Asunción fahren, soll niemand erkennen, dass hier ein Reisebus unterwegs ist. Außerdem schützen die schweren Gardinen zumindest teilweise vor Steinen, die jemand auf das Fahrzeug werfen könnte, um es zu stoppen. Hurra.

Asunción überrascht bei der frühmorgendlichen Ankunft positiv. Es ist viel Polizei auf den Straßen unterwegs, und alles macht einen sicheren Eindruck. Als ich nach einem kurzen Erholungsschlaf am Nachmittag die Unterkunft verlasse, sieht das anders aus: Die Straßen sind menschenleer, überall lungern zwielichtige Gestalten herum, und die Luft scheint mit Unheil erfüllt zu sein. Insbesondere mit drei Kameras im Schlepptau fühlt sich die Stadt jetzt gar nicht mehr sicher an. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch nach Anbruch der Dunkelheit – zwar sind wieder mehr Menschen unterwegs, und die Stadt wirkt wieder lebendig, doch nur die ubiquitär vorhandene Militärpolizei scheint die Straßen am Explodieren zu hindern. Im späteren Verlauf der Nacht gesellen sich noch Drogenhandel und Prostitution hinzu.


Die Kluft zwischen arm und reich: Auf der rechten Seite befindet sich der zentrale Platz von Asuncion, an dem auch der Regierungspalast steht. Links davon liegen die Armenviertel, die sogenannten Favelas.

Mit dem Gefühl, auch hier noch längst nicht alles gesehen zu haben und einem drängenden Zeitplan im Hinterkopf mache ich mich am nächsten Tag auf den Weg in Richtung Bolivien. Mindestens 24 Stunden Busfahrt stehen an.

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu CNET.de in Brasilien, Argentinien und Paraguay

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *