Schon die Kartons der beiden Spiegelreflexkameras lassen erahnen: „In mir ist etwas Außergewöhnliches verpackt“. Aber weder mit der auffällig-goldenen Schachtel der Nikon D3s noch mit dem dezent-schwarzen Pappkleid der Canon EOS 1D Mark IV beschäftigen wir uns sonderlich lange – zu groß ist die Spannung auf die beiden DSLRs selbst. Mit zittrigen Händen falten und ziehen wir die Kartons auseinander, bis Hardware im Wert eines nagelneuen VW Polos auf dem Tisch steht. Unachtsamkeiten werden hier schnell teuer – mit 24-bis-70-Millimeter-Objektiv kostet die Nikon D3s knapp 7000, die Canon EOS 1D Mark IV gut 6000 Euro. Mit respektvoller Vorsicht schrauben wir die Optiken vor die Kameras und beten, dass die Akkus zumindest noch Kapazität für eine sofortige Mini-Fotosession bereitstellen.
Und tatsächlich, die Stromspeicher sind beide halb gefüllt. Die satt einrastenden Einschalter lassen das Gefühl aufkommen, als hätten wir soeben den Zündschlüssel eines Sportwagens umgedreht. Noch eben die Highspeed-Serienbildmodus-Sporttaste gedrückt, und es kann losgehen. Als Teststrecke hält vorerst das Büro her, aber das macht nichts. Im Dauerfeuer blasen die beiden Kameras neun beziehungsweise zehn Bilder pro Sekunde auf die Speicherkarte – selbstverständlich mit voller Auflösung, RAW und JPEG gleichzeitig sowie mit nachziehendem Autofokus und nach jedem Foto angepassten Aufnahmeeinstellungen. Das Schlagen der Spiegel und der merkliche Rückstoß lassen allerdings eher Maschinengewehr- denn Rennauto-Feeling aufkommen.
Karosserie
Kompakt und leicht? Von wegen! Schon die nackten Gehäuse der 1D Mark IV und D3s bringen mehr als ein Kilo auf die Waage. Mit den 28-bis-70-Millimeter-F2.8-Optiken schnellt der Zeiger auf rund zwei Kilogramm. Neben dem überaus großzügig dimensionierten Handgriff bringen beide DSLRs noch einen separaten Griff fürs Hochformat mit. Der Nikon-Body beansprucht mit 16,0 mal 15,7 mal 8,8 Zentimetern rund das dreifache Volumen von Einsteiger-Spiegelreflexkameras. Canon bewegt sich mit 15,7 mal 15,6 mal 8,0 Zentimetern in sehr ähnlichen Sphären.
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Aber irgendwo müssen die ganzen Bedienelemente ja auch Platz finden. 30 Tasten und Rädchen gibt es auf dem Gehäuse der 1D Mark IV, bei der D3s sind es gar 33 Stück. Zum Vergleich: Die Canon EOS 450D bietet gerade einmal die Hälfte an Knöpfen. Die große Auswahl gewährt Fotografen einen direkten Zugriff auf die wichtigsten Funktionen, ohne sich erst durch die Tiefen der Menüs kämpfen zu müssen und währenddessen möglicherweise ein Starfoto zu verpassen. Es finden sich nicht nur dedizierte Buttons für Serienbildmodus, Fokusmodus, Belichtungsmessung und Blitzbelichtungskorrektur, sondern auch zusätzliche Auslöser, Auswahlrädchen zum Festlegen von Blende und Belichtungszeit sowie Fokustaste fürs Hochformat. Doppelt gemoppelt hält eben besser.
Das Gewicht der Gehäuse kommt übrigens nicht von Ungefähr. Unter der Kunststoff-Beschichtung verbirgt sich bei beiden Modellen ein aus einer Magnesiumlegierung gefertigtes Chassis. Anders als ihre Highend-Kollegen Canon 1Ds Mark III und Nikon D3x würden sich unsere zwei Actionhelden im sterilen Studio nur langweilen. Mittendrin statt nur dabei lautet ihre Devise: Sie wollen bei Monster-Truck-Rennen dem Staub ins Auge blicken, und bei Speedboat-Events die Gischt schmecken.
Neben den 3 Zoll großen Farbanzeigen verfügen beide Digicams über zwei zusätzliche analoge Zeilendisplays – eines davon sitzt unterhalb des LCDs, das andere rechts neben der Hutze des Spiegelkastens. Bei Nikon halten vornehmlich die beiden kleinen Anzeigen zum Konfigurieren der wichtigsten Parameter her. Das Display schaltet sich nach einigen Sekunden ab und muss jedes Mal manuell aktiviert werden, will der Fotograf hier die aktuell gewählten Parameter einsehen. Canon bietet zusätzlich das LC-Display an.
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Eine Kommentar zu Die schnellsten DSLRs der Welt: Nikon D3s und Canon EOS 1D Mark IV im Vergleich
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Super
tolle Info 😉