Einwegkameras im Vergleich: miese Bilder, hohe Kosten

In Drogerien, Supermärkten und Elektronikläden findet man sie immer wieder, die sogenannten Wegwerfkameras, zu Preisen von knapp drei bis etwa sieben Euro. Die Filme im Inneren nehmen bis zu 39 Fotos auf, teilweise ist sogar ein Blitz vorhanden. So billig können also Fotos sein? Wir haben acht Einmal-Kameras gekauft, unsere Finger wundgeknipst und die Bilder verglichen, um zu ermitteln, welches Modell das beste ist.

Anfang der 90er-Jahre des letzten Jahrtausends kamen sie auf den Markt. Kleine Kameras, bestehend aus einem Kunststoff- oder Papp-Gehäuse, mit integriertem Film, Auslöser, Sucher und Linse, manchmal sogar mit Blitz. Sie kosten nur wenige Euros und eignen sich daher hervorragend für Schnappschüsse – wenn man beispielsweise seine Digicam vergessen hat, der Akku leer ist oder um sie Kindern bei Hochzeiten in die Hand zu drücken und ein paar zusätzliche Bilder zu bekommen.

20 Jahre später sehen die Einmal-Kameras noch genauso aus. Sie arbeiten immer noch analog, man muss die Filme immer noch von Hand aufziehen, und auch ein Display ist nicht vorhanden. Dafür sind die Preise weiter gefallen – ab etwa drei Euro ist man dabei. Aber wie sehen überhaupt Fotos aus, die so eine billige Knipse aufgenommen hat?

Die Kamera-Auswahl

Unser erster Weg führt in eine Filiale der Drogerie-Kette Müller. Dort stehen gleich zwei Modelle der eigenen Marke im Regal, eine mit wasserdichtem Gehäuse und eine ohne. Bei diesem Vergleich konzentrieren wir uns auf die einfachen Modelle ohne Schutzgehäuse. Die Müller Einwegkamera kostet gerade einmal 2,99 Euro und ist sogar mit einem Blitz ausgestattet. Wir greifen zu.

In den nächsten Tagen achten wir überall auf Wegwerfkameras. Foto- und Souvenirshops, Elektroläden, Supermärkte – an allen Ecken stolpern wir über verschiedene Modelle. Unterm Strich sammelt sich eine Auswahl von acht Modellen auf unserem Schreibtisch. Der vermeindlich günstige Preis der Müller-Kamera wird sogar noch unterboten: Das simple Magicolor-Modell kostet 2,49 Euro, hat aber keinen Blitz. Den gibt’s in Form der Magicolor mit Blitz für den Preis einer 10er-Packung Kaugummi dazu – für 3,33 Euro. Die Hochzeitskamera von Agfa Foto kommt mit Blitz auf 2,89, für zehn Cent mehr und damit für den Preis der Müller-Cam gibt es auch die LeBox Flash.

Fast schon doppelt so teuer sind die Modelle von Fuijfilm (QuickSnap Fashion, 4,79 Euro mit Blitz) beziehungsweise Kodak Ultra (5,50 Euro) und Kodak Ultra Flash (6,78 Euro mit Blitz).

Der erste Eindruck

Wir reißen die Folien- und Papp-Verpackungen der acht Kandidaten im Test auf. Grundsätzlich gibt es hier schon mal einen Unterschied: Die billigeren Modelle stecken in windigen Pappkisten mit Kunststoffelementen, die teureren Kodak- und Fujifilm-Kameras immerhin in Hartplastikschalen. Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass die AgfaPhoto Hochzeits-Einwegkamera, die Magicolor Einwegkamera mit Blitz und die Müller Einwegkamera mit Blitz absolut identisch ist – vom Gehäuse bis zum verwendeten Film.

Auf ins Getümmel: Dieses Bild zeigt die acht Einwegkameras kurz vor ihrem ersten Einsatz.
Auf ins Getümmel: Dieses Bild zeigt die acht Einwegkameras kurz vor ihrem ersten Einsatz.

In puncto Ergonomie bewegen sich alle Knipsen auf dem Niveau von Ziegelsteinen, manche machen es etwas besser, manche schlechter. Der Auslöser der AgfaPhoto LeBox Flash beispielsweise sitzt so weit innen, dass man sich beim Fotografieren fast den Zeigefinger auskugelt. Die Kodak Ultra Flash dagegen liegt zwar gut in der Hand, hört aber nicht mehr auf, zu blitzen, wenn man die Zusatzbeleuchtung einmal aktiviert hat. Und nein, auch am nächsten Tag nicht.

Beim Blick durch den Sucher der Kodak Ultra Flash machen wir eine Zeitreise. Es ist, als hätten wir mit sechs Jahren zum ersten Mal die dicke Hornbrille unserer Großmutter aufgehabt. Boh, ist die Optik schmierig und verschwommen – und auch noch wirklich winzig. Der Sucher ist schlecht nach außen abgegrenzt, und es fällt schwer, zu erahnen, wie der spätere Bildausschnitt aussieht. Und viel besser wird’s bei der Konkurrenz auch nicht. Ledigilich die Fujifilm Quicksnap Fashion bildet eine positive Ausnahme. Ihr Guckloch ist erfreulich groß, hell und klar. Jedenfalls im Verhältnis zum Rest.

Neueste Kommentare 

5 Kommentare zu Einwegkameras im Vergleich: miese Bilder, hohe Kosten

  • Am 5. August 2011 um 13:50 von Norbert Piechot

    Einwegkameras im Vergleich
    Sehr aufschlussreich der Bericht. Man sollte jedoch auf bedenken, warum man Einwegkameras nutzen möchte. Wir z.B. stellen persönlich gestaltete Einwegkameras her. Die Anlässe: Hochzeit, Geburtstag, Jubiläum usw. Kunden, die bei uns kaufen – der Preis beträgt immerhin 5,95 € pro Cam – möchten nur eines erreichen: Durch die Gäste Fotos zu erhalten, die der Fotograf nicht hätte spontan schiessen können. Bei einem kurzen Abstand zum Objekt und dann auch noch mit Blitz erhält man eine gute Qualität. Wir erkundigen uns regelmässig bei unseren Kunden, wie diese mit den Pimpcams zufrieden waren. Die Kommentare auf unserer Website sprechen für sich. Euer Bericht ist mit Sicherheit richtig, zu bedenken gebe ich jedoch, dass bei den sogenannten Hochzeitskameras auch ein wenig Nostalgie mitspielt. Wenn dann auch noch die Einwegkameras persönlich gestaltet sind, ist der positive Effekt doppelt so gross.

    • Am 13. September 2013 um 19:06 von Manuela

      Ich entwickle jeden Tag solche Kameras.
      Zu den Brautpaaren sag ich immer, sie sollen die Dinger in den Müll werfen und mit dem Geld nett Essen gehen!

      Lg

  • Am 15. Dezember 2011 um 08:28 von GerdNerei

    Oldschool Fotos
    Also ich finde diese Fotos im Alten Look richtig geil. Ich habe eine Spiegelreflex und werde mir trotzdem Einwegkameras kaufen weil ich voll auf diesen alten Look stehe. Alles schön siffig und dreckig! 🙂

  • Am 9. November 2013 um 13:27 von Paula

    Wo bekommt man denn die Afga LeBox für 2,89€?
    Hab sie nur für 5-7€ gefunden 😮
    Ich persönlich finde die Resultate von dieser nämlich am Besten, ich mag dieses alte vintage Aussehen. Da leg ich sogar meine Spiegelreflex für weg 🙂

    • Am 26. Mai 2016 um 18:52 von Nobby knipst

      Liebe Paula, der Artikel war von ca 2010! Ansonsten finde ich die Resultate dieser Kameras nur genial vintagemäßig!

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