Das Szenario
Neben den bereits erwähnten Situationen bei Hochzeiten oder vergessenen Akkus dürfte der typische Einsatz von Einmal-Kameras an Orten sein, an denen man Angst um seine Digicam hat. Volksfeste zum Beispiel – nach der dritten Maß passt man nicht mehr sonderlich auf seine 6000-Euro-Spiegelreflex auf. Da das Oktoberfest in München derzeit noch aufgebaut wird und die Stadt leider nicht für unseren Test eine Probesause einrichten wollte, haben wir uns am späten Nachmittag mit unserer Knips-Ausstattung auf das Tollwood-Festival im Olympiapark begeben.
Auf dem Tollwood-Festival gibt es jede Menge Abgefahrenes und Exotisches zu sehen. Herrscht keine direkte Sonneneinstrahlung, bringt die Magicolor-Einwegkamera ohne Blitz eine extreme Körnung aufs Bild, die selbst bei kleinen Betrachtungsgrößen sichtbar ist.
Dort haben wir die Möglichkeit, verschiedene Szenarien auszuprobieren. Zunächst setzen wir uns in einen Biergarten, rein zu Testzwecken, versteht sich, und knipsen die Umgebung im Hellen. Unser Weg führt uns an Kunstwerken und Ständen mit knallbunten Vogelhäuschen vorbei. Bei beginnender Dämmerung versuchen wir, thailändische Pavillions und glänzende Statuen einzufangen und knipsen bei fortgeschrittener Dunkelheit einen Oldtimer gegen das Licht seiner eigenen Scheinwerfer – ein vermeindlicher Härtetest. Ab sofort dürfen auch die Kameras mit Blitz zeigen, was in ihnen steckt – der Kaffee-Stand im Citroen-Transporter aus der Mitte des letzten Jahrtausends wird auch noch einmal mit aktivierter Kamera-Leuchte abgelichtet.
Obwohl die Kodak-Kameras die höchste ISO-Empfindlichkeit bieten, ist beim Citroen ohne Blitz nichts zu holen. Dieses Foto entsteht mit der Kodak Ultra Flash.
Nun fangen wir noch die Lichtspiele und Lampions bei Dunkelheit ein und nehmen unsere Kameras dann mit nach Hause. Im Büro knipsen wir noch ein paar Standard-Bilder – eine Zimmerpflanze, die Straße vor unserem Gebäude bei voller Sonneneinstrahlung und einen Testaufbau, den wir auch bei unseren Digicam-Tests verwenden. Danach bringen wir die Kameras allesamt zum Entwickeln. Denn einfach Anschließen und Bilder kopieren geht ja nicht – das hatten wir schon fast wieder vergessen.
Die Entwicklung
Um die Ecke von unserem Büro ist der Müller, und genau dort bringen wir die Einwegfotoapparate hin. Eine Knipse sowie einmal Namen und Anschrift pro Tüte, und unsere acht Probanden machen sich auf die Reise. Von der Drogerie aus geht es ins Fotolabor. Dort werden die Kameras geöffnet, die Filme herausgenommen und das Gehäuse recycelt. Das klingt umweltfreundlich.
Wir wollen das genauer wissen und rufen beim Fotolabor an. Die Kameras werden vom Labor selbst recycelt, erfahren wir, die Hersteller haben damit nichts zu tun. Allerdings überrascht die Antwort auf die Frage, ob die Gehäuse denn wiederverwendet werden. Denn Recycling bedeutet hier, dass man die Knipsen vernichtet. Kleinhackt. Einschmilzt. Und irgendwann wieder neue Gehäuse daraus presst, gießt oder sonstwas. Schade, denn gerade die Knipsen von Kodak und Fujifilm wirken, als könnte man sie problemlos mit einem neuen Film bestücken und wieder in die Regale stellen.
Neueste Kommentare
5 Kommentare zu Einwegkameras im Vergleich: miese Bilder, hohe Kosten
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Einwegkameras im Vergleich
Sehr aufschlussreich der Bericht. Man sollte jedoch auf bedenken, warum man Einwegkameras nutzen möchte. Wir z.B. stellen persönlich gestaltete Einwegkameras her. Die Anlässe: Hochzeit, Geburtstag, Jubiläum usw. Kunden, die bei uns kaufen – der Preis beträgt immerhin 5,95 € pro Cam – möchten nur eines erreichen: Durch die Gäste Fotos zu erhalten, die der Fotograf nicht hätte spontan schiessen können. Bei einem kurzen Abstand zum Objekt und dann auch noch mit Blitz erhält man eine gute Qualität. Wir erkundigen uns regelmässig bei unseren Kunden, wie diese mit den Pimpcams zufrieden waren. Die Kommentare auf unserer Website sprechen für sich. Euer Bericht ist mit Sicherheit richtig, zu bedenken gebe ich jedoch, dass bei den sogenannten Hochzeitskameras auch ein wenig Nostalgie mitspielt. Wenn dann auch noch die Einwegkameras persönlich gestaltet sind, ist der positive Effekt doppelt so gross.
Ich entwickle jeden Tag solche Kameras.
Zu den Brautpaaren sag ich immer, sie sollen die Dinger in den Müll werfen und mit dem Geld nett Essen gehen!
Lg
Oldschool Fotos
Also ich finde diese Fotos im Alten Look richtig geil. Ich habe eine Spiegelreflex und werde mir trotzdem Einwegkameras kaufen weil ich voll auf diesen alten Look stehe. Alles schön siffig und dreckig! 🙂
Wo bekommt man denn die Afga LeBox für 2,89€?
Hab sie nur für 5-7€ gefunden 😮
Ich persönlich finde die Resultate von dieser nämlich am Besten, ich mag dieses alte vintage Aussehen. Da leg ich sogar meine Spiegelreflex für weg 🙂
Liebe Paula, der Artikel war von ca 2010! Ansonsten finde ich die Resultate dieser Kameras nur genial vintagemäßig!