Das Pixelrennen geht weiter: Canon baut APS-H-Sensor mit 120 Megapixeln

Canons APS-H-Sensor mit 120 MegapixelnCanon hat gestern abend einen Sensor im APS-H-Format vorgestellt, der sage und schreibe 120 Millionen Bildpunkte auflöst. Das sind zehnmal mehr Pixel als Kompaktkameras zu bieten haben, fünfmal mehr als Highend-Studio-DSLRs und immer noch doppelt soviel wie moderne Mittelformat-Kameras à la Phase One. Mindestens genauso beeindruckend wie die Auflösung ist die Auslesegeschwindigkeit des Chips: Der Sensor spuckt bis zu 9,5 120-Megapixel-Frames pro Sekunde aus. Alternativ lässt sich auch einfach ein sechzigstel der lichtempfindlichen Fläche auslesen und als Full-HD-Video abspeichern.

Was zum Teufel fängt man mit derartigen Massen an Bildpunkten an? Für einen Abzug im Postkartenformat reichen schließlich auch 2 bis 3 Megapixel völlig aus. Die Antwort hat Canon im Mai selbst gegeben. Auf der Expo 2010 in Shanghai zeigte der japanische Hersteller ein abgefahrenes Kamerakonzept. Die Wonder Camera nimmt keine Fotos, sondern nur extrem hochauflösende Videos auf. Der Fotograf, der Kameramann, das menschliche Stativ – oder wie auch immer – hält das Wunderding einfach grob in Richtung Motiv, und sucht sich das gewünschte Standbild später am PC heraus. So sehr das nach Zukunftsmusik klingen mag, Canon hatte tatsächlich einen funktionierenden Prototypen der Wonder Camera dabei. Und hier könnte der vorgestellte Sensor durchaus eine Rolle spielen. Das Video unter diesem Blog zeigt einen Mitschnitt von der Präsentation, das unter anderem beeindruckende Zooms in die Menge und eine Zig-Personen-Simultan-Gesichtserkennung enthält.

Die horrenden Datenmengen dürften selbst den SDXC-Standard für Speicherkarten mit Größen von bis zu 2 TByte nicht mehr so gewaltig erscheinen lassen. Ein 120-Megapixel-JPEG beansprucht bei geringer Kompression grob 100 MByte – das erste GByte ist damit bereits nach einer Sekunde verbraucht. Und 2 TByte reichen für eine gute halbe Stunde aus. SDXC-Speicherkarten mit derartigen Kapazitäten gibt es noch nicht. Die Canon-Mitarbeiterin, die die Kamera in Shanghai demonstrierte, trug einen Rucksack auf dem Rücken, der per Kabel mit der Wonder Camera verbunden war und die Daten vermutlich via Highspeed-Funk weitergeschickt hat.

Canons "Wonder Camera" soll anstelle von Fotos extrem hochauflösende Videos aufnehmen. Der Fotograf pickt sich das gewünschte Standbild  später am Computer heraus.
Canons „Wonder Camera“ soll anstelle von Fotos extrem hochauflösende Videos aufnehmen. Der Fotograf pickt sich das gewünschte Standbild später am Computer heraus.

Sollte der Megapixel-Wahnsinn nicht irgendwann im letzten Jahr vorbeigewesen sein? Und vor allem: Ergeben so viele Pixel überhaupt Sinn, wenn der Sensor nicht gigantische Ausmaße hat? Wir haben nachgerechnet, und die Größe der einzelnen Bildpunkte auf dem Canon-Sensor bewegt sich auf einem Niveau mit den Bildpunkten von Samsungs EX1 und Panasonics LX5 – zwei High-End-Kompaktkameras für anspruchsvolle Fotografen. Jetzt müsste man die hochauflösende Daueraufnahme der Wunderkamera noch mit Sonys 3D-Schwenkpanorama-Technologie kombinieren, und schon wären die Aufnahmen mit Tiefeninformationen versehen. Bis die Wonder Camera soweit ist, dürften leider noch ein paar Jahre verstreichen – wir hätten am liebsten gestern schon ein Testgerät zum Herumspielen bekommen. (Foto: Canon)

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