Der große Unterschied zwischen Spiegelreflex- und EVIL-Kameras ist die Spiegelkonstruktion. DSLRs bringen einen Spiegel mit, der vor dem Sensor sitzt und das Bild in den Sucher und auf einen dedizierten Sensor für den Autofokus wirft. Betätigt der Fotograf den Auslöser, klappt der Spiegel nach oben, und der Bildsensor fängt das Foto ein. EVIL-Kameras verzichten auf diese Konstruktion und ermöglichen dadurch eine deutlich kompaktere Bauweise. Damit einher geht allerdings auch der Verzicht auf den schnellen Phasenvergleichs-Autofokus und den verzögerungsfrei arbeitenden optischen Sucher.
Sonys SLT-Kameras sehen aus wie ausgewachsene Spiegelreflex-Modelle und bringen einen Spiegel mit. Anders als bei DSLRs klappt dieser jedoch beim Druck auf den Auslöser nicht nach oben, sondern ist teilweise lichtdurchlässig. Damit gelangt gleichzeitig Licht auf Bild- und Autofokus-Sensor. Die aufwändige Spiegel-Klapp-Mechanik entfällt, und es sind deutlich höhere Serienbildraten möglich. Die Sony SLT-A55 schießt bis zu zehn Fotos pro Sekunde – mit konstant nachgeführtem Fokus.
Der teildurchlässige Spiegel lässt etwa 70 Prozent des einfallenden Lichts auf den Bildsensor durch, 30 Prozent gehen auf den Phasenvergleichssensor für den Autofokus. Diese 30 Prozent reichen nicht für einen optischen Sucher aus. Hinter dem kleinen Guckloch von A33 und A55V sitzen daher kleine Displays, die anzeigen, was der Bildsensor mit seinen 70 Prozent gerade sieht. Der Lichtverlust von 30 Prozent muss über längere Belichtungszeiten, lichtstärkere Objektive oder höhere ISO-Empfindlichkeiten ausgeglichen werden. Aber dazu später mehr.
Design & Ausstattung
Die SLT-A55V überzeugt in puncto Design und Handling. Der elektronische Sucher (EVF) ist vermutlich der beste seiner Art, der uns je untergekommen ist. Außerdem verschafft er der Sony-Kamera gegenüber allen Spiegelreflexkameras einen Vorteil: Die Sehhilfe funktioniert nämlich auch im Videomodus. Nachdem bei DSLRs während des Filmens der Spiegel nach oben geklappt ist, bleibt der optische Sucher hier dunkel.
Beim Fotografieren hinkt der elektronische Sucher jedoch hinter seinen optischen Pendants hinterher. Im Serienbildmodus zeigt das Mini-Display hinter dem Okular immer das zuletzt geschossene Foto an – und eben kein „Live-Bild“ wie ein optischer Sucher. Dadurch fällt es schwer, schnell bewegte Objekte exakt zu verfolgen. Das dreh- und schwenkbar aufgehängte Display ist eine große Hilfe bei schwierigen Aufnahmesituationen – etwa beim Fotografieren oder Filmen über Kopf, aus der Hüfte oder um die Ecke.
Der elektronische Sucher und das dreh- und schwenkbare Display machen dem Fotografen das Leben in schwierigen Aufnahmesituationen leichter.
Die Bedienung der Kamera gestaltet sich als sehr ähnlich wie bei den gewöhnlichen Sony-DSLRs. Das Interface ist deutlich angenehmer und praktischer als die zwar hübschen, aber sehr umständlichen Oberflächen der EVIL-Kameras aus Sonys NEX-Reihe. Links auf der Oberseite des Gehäuses befindet sich ein Moduswahlschalter, der neben den obligatorischen halbautomatischen und manuellen PASM-Modi zwei Automatiken, Blitz-aus-Modus, Szenenprogramme, Schwenkpanoramafunktion und 10-fps-Vollgas-Betrieb bereithält.
Hinten auf der Kamera befindet sich eine Fn-Taste, die ein Menü mit den wichtigsten Aufnahmeparametern aufs Display holt, darunter Serienbildmodus, Blitz, Autofokusmodus und -bereich, ISO-Empfindlichkeit, Belichtungsmessung, Blitzbelichtungskorrektur, Kreativmodi, Gesichts- und Lächelerkennung und DRO/Auto HDR. Mit der Funktion Auto HDR schießt die A55V bis zu sechs unterschiedlich belichtete Fotos und kombiniert diese zu einem Einzelbild mit erhöhtem Dynamikumfang. Das soll dafür sorgen, dass sowohl in hellen als auch in dunklen Bildbereichen mehr Details erhalten bleiben. Die Einzelbilder spannen insgesamt einen Belichtungbereich von bis zu sechs Blenden auf. Das DRO-Feature soll den Dynamikumfang mit der Aufnahme eines einzigen Fotos erhöhen.
Der Punkt „AUTO+“ auf dem Moduswahlschalter aktiviert eine Automatik, die selbsttätig das zum Motiv passendste Szenenprogramm heraussucht – oder es zumindest versucht. Bei anderen Herstellern ist dieses Aufnahmeprogramm schon lange Standard, bei Sony kommt es erst jetzt.
Neueste Kommentare
6 Kommentare zu Sony SLT-A55 im Test: halb DSLR, halb EVIL und schneller als alle anderen Kameras
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Fehler im Titel
Die schnellsten Kameras der Welt sind immer noch die high-speed kameras von casio-diese schaffen bis zu 1000 B/s(in lächerlich geringer Auflösung).Es müsste also "die schnellste slr" oder "die schnellste kamera mit 16mp" heißen.
AW: Fehler im Titel
Hallo,
strenggenommen gibt es natürlich auch noch deutlich schnellere Kameras auf der Welt, wenn man bei der Auflösung Abstriche macht. STEAM schafft 6,1 Millionen Bilder pro Sekunde, allerdings mit einer Auflösung von 3 Kilopixeln.
http://www.cnet.de/blogs/alpha/kameras/41207367/steam_schnellste_digicam_der_welt_schiesst_6_1_millionen_fotos_pro_sekunde.htm
Beste Grüße,
Stefan Möllenhoff, CNET.de
Bewertung
Ich frage mich, wieso Sie diese Kamera plötzlich um 0,8 Punkte herabgestuft haben. Bis vor wenigen Tagen wurde sie noch mit 7,8 Punkte und damit "sehr gut" bewertet, jetzt plötzlich nur noch mit gut, während die SR-Schwester A580 weiterhin mit 8,3 Punkten dasteht. Wie kam es zu dieser, wie ich finde, beträchtlichen Änderung Ihrer Meinung, wenn Sie als negativ weiterhin lediglich die Akkulaufzeit (die man im übrigen auch verlängern kann, indem man GPS und Bildstabilisator ausstellt) und die zugegebenermaßen minimalen Videofunktionen hervorhebt. Man sollte auch nicht vergessen, es ist in erster Linie ein Fotoapparat und eben kein Camcorder.
Mit besten Grüßen
L.S.
Bewertung II
Okay, jetzt ist es wieder korrekt mit 7,8…
AW: Bewertung II
Hallo Lisa,
vielen Dank für Ihren Hinweis. Bei der kurzfristig anders angezeigten Bewertung handelt es sich um einen Bug, 7,8 ist natürlich korrekt. Wir gehen dem Fehler nach.
Beste Grüße,
Stefan Möllenhoff, CNET.de
Video leistung
Hallo Stefan,
Ich möchte mir die SLT-A55 noch dieses Jahr kaufen.Meine Frage ist, wenn ich die Videostufe Von Full HD 50 fps auf HD runterregle sofern das bei dieser Kamera möglich ist, sollte doch die Gesamtfilmzeit deutlich steigen.Oder? HD mit 25/30 fps reicht doch völlig aus.
MFG, Krämer Rico