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Sony NEX-C3 im Vorab-Test: Mini-Kamera mit großem Sensor und Wechselobjektiven
von Lori Grunin und Stefan Möllenhoff am , 12:39 Uhr
Kleine Digicam und große Bildqualität – bis vor knapp zwei Jahren war das ein Widerspruch in sich. Dann kamen die EVIL-Kameras und krempelten alles um. Sony hat heute das dritte Modell seiner NEX-Serie offiziell vorgestellt. Die NEX-C3 bringt einen neuen 16-Megapixel-Bildsensor im APS-C-Format mit und ist gegenüber ihrer Vorgängerin noch ein Stück geschrumpft. Erste Eindrücke von der kompakten Systemkamera gibt es in diesem Preview.
Die schlechte Nachricht vorweg: Bis die NEX-C3 im Handel erhältlich ist, dauert es noch ein wenig. Sie wird erst ab August in drei verschiedenen Kits in den Regalen stehen: mit 16-Millimeter-Pancake-Objektiv, mit 18-bis-55-Millimter-Optik und mit beiden Linsen zusammen. Sony [1] veranschlagt für die drei Kombinationen 579, 629 respektive 729 Euro. Die knapp ein Jahr alte NEX-5 [2] konnte uns im Test mit ihrem schicken Design und der ausgezeichneten Bildqualität überzeugen. Dementsprechend gespannt waren wir auf die NEX-C3.
Design
Die NEX-C3 ist zwar genauso hoch und breit wie ihre Vorgängerin, aber etwas dünner und damit laut Sony „die weltweit kleinste und leichteste Systemkamera mit Wechseloptik und APS-C-Bildsensor“. Das gilt allerdings nur so lange, bis man ein Objektiv auf die Kamera schraubt. Denn die Micro-Four-Thirds-Systemkameras von Olympus und Panasonic sind zwar größer, was das Gehäuse angeht, ermöglichen aufgrund des etwas kleineren Bildsensors aber die Konstruktion kompakterer Linsen. Wirklich kompakt ist die NEX-C3 nur mit dem 16-Millimeter-Pancake-Objektiv.
Die 18-bis-55-Millimeter-Kitoptik ist schon ganz schön jackentaschenfeindlich. Und mit dem einhändigen Fotografieren ist es hier dann auch vorbei. Nicht nur wegen dem Gewicht des Objektivs, sondern auch, weil Sony zugunsten des ultrakompakten Formfaktors auf einen ausgeprägten Handgriff verzichtet hat. Dennoch: Alles in allem fotografieren wir sehr gerne mit der NEX-C3. Insbesondere in Kombination mit der superflachen Pancake-Linse ist die Knipse immer und überall problemlos mit dabei.
Ausstattung
Sony hat die NEX-C3 nicht gerade mit neuen Features überschüttet. In der intelligenten Automatik gibt es eine neue Photo-Creativity-Benutzeroberfläche, die einen einfachen Zugriff auf diverse fortgeschrittene Funktionen gewährt, beispielsweise Hintergrundunschärfe, Farbsättigung, Helligkeit und so weiter. Außerdem gibt es eine Reihe von neuen Artistic Picture Effects, allerdings ohne wirkliche Überraschungen. Teilfarbfilter sowie Spielzeugkamera-, Poster-, Retro- und Pop-Art-Effekte haben wir auch bei anderen Kameras schon gesehen. Nett ist, dass man die Filter auch kombinieren kann, bevor man das Foto schießt. Aber die Intensität der Effekte lässt sich leider nicht regeln – so wie es etwa bei Olympus möglich ist. Alles in allem können uns die Effektfilter nicht so wirklich überzeugen.
Wir konnten uns seit eh und je nie so wirklich mit der Bedienung von Sonys NEX-Kameras anfreunden. Es gab einfach viel zu wenige Tasten, die einen direkten Zugriff auf wichtige Einstellungen ermöglichen, und etliche häufig benutzte Features verstecken sich tief in den Menüs – beispielsweise die ISO-Empfindlichkeit. Buttons regnet es bei der NEX-C3 zwar immer noch nicht, aber wenigstens lassen sich jetzt diverse Tasten mit beliebigen Einstellungen belegen, eben etwa mit der ISO-Empfindlichkeit oder mit Belichtungsmess- und Autofokusmodus. Das steigert die Benutzbarkeit der Kamera schon einmal enorm.
Und auch an anderer Stelle macht uns Sony eine große Freude. Bei den Vorgängerinnen der NEX-C3 – und unverständlicherweise im Übrigen bei enorm vielen Kameras – sind Menüpunkte, die aufgrund von Konflikten mit anderen Einstellungen nicht zur Verfügung stehen, kommentarlos ausgegraut. Und wer dann beispielsweise den RAW-Fotomodus aktivieren möchte, muss sich erst auf eine Schnitzeljagd durch die Menüs machen, um eine halbe Stunde und 3000 graue Haare später herauszufinden, dass irgendeine Dynamikbereich-Einstellung für den ausgegrauten Parameter verantwortlich war. Sony NEX-C3 liefert Erklärungen, welche Einstellung dafür verantwortlich ist, dass irgendeine Option nicht zur Verfügung steht. Danke.
Außerdem neu ist eine Peaking-Funktion, die scharfe Bildbereiche markiert und so das manuelle Fokussieren deutlich erleichtert. Einen integrierten Blitz gibt es übrigens immer noch nicht. Im Lieferumfang befindet sich aber nach wie vor der kleine und passive Aufsteckblitz, der auch schon bei den beiden Vorgängerinnen im Karton lag. Das optional erhältliche Aufsteckmikrofon nutzt den gleichen Zubehörschuh, einen elektronischen Aufstecksucher gibt es immer noch nicht.
Abgesehen von der gesteigerten Sensorauflösung behält die NEX-C3 sehr viele Features ihrer Vorgängerin NEX-3 bei, darunter auch die diversen Mehrfachaufnahmemodi wie HDR-Automatik, Handheld-Dämmerungsmodus und Schwenkpanorama. Die Videoauflösung senkt der Hersteller sogar – von dem Möchtegern-Full-HD mit 1440 mal 1080 Pixeln auf 1280 mal 720 Pixel. Uns stört das herzlich wenig, denn für gelegentliche YouTube- oder Urlaubs-Videos ist die Qualität absolut ausreichend. Der kontinuierliche Autofokus dürfte beim Filmen aber ruhig etwas zuverlässiger arbeiten.
Apropos Autofokus: Die NEX-C3 macht einen sehr flotten Eindruck und scheint der ebenfalls ziemlich schnellen Schwester NEX-5 in nichts nachzustehen. Positiv ist auch zu verbuchen, dass Sony die Akkulaufzeit gesteigert hat. Die C3 schafft mit einer Energie-Füllung 400 Aufnahmen, gemessen nach dem CIPA-Standard.
Bildqualität
Obwohl die Sony NEX-C3 gegenüber ihrer Vorgängerin eine unnötig höhere Auflösung mitbringt, soll sich laut Sony das Bildrauschen verringert haben. Auf jeden Fall leidet die Bildqualität schon einmal nicht unter dem Plus an Pixeln, und die Aufnahmen der Sony NEX-C3 und NEX-5 sehen sich selbst bei hohen ISO-Empfindlichkeiten verblüffend ähnlich.
Alles in allem ist die Qualität der JPEG-Bilder ziemlich gut. Ab ISO 1600 treten aber trotz oder gerade wegen der Rauschunterdrückung immer wieder Hotpixel [4] auf. Für ein endgültiges Urteil hinsichtlich der Bildqualität brauchen wir noch etwas Zeit – wir können die RAW-Aufnahmen leider noch nicht verarbeiten. Aber JPEG-Fotografen dürften mit den Ergebnissen wohl ziemlich zufrieden sein.
Ausblick
Im September wird die Sony NEX-5 [2] ein Jahr alt. Und möglicherweise müssen wir uns mit dem Marktstart der C3 noch so lange gedulden, damit auch für die große Schwester der NEX-3 ein Nachfolgemodell bereitsteht. Wie dem auch sei, die Sony NEX-C3 konnte uns beim Vorabtest durchaus überzeugen, und wir werden zeitnah einen ausführlichen Testbericht veröffentlichen.
Neben der NEX-C3 hat Sony übrigens auch eine 30-Millimeter-F3,5-Makrolinse vorgestellt, die eine Naheinstellgrenze von 2,4 Zentimetern und einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1 bietet. Außerdem vorgestellt wurde ein etwas stärkerer Aufsteckblitz für die NEX-Kameras namens GN20, der immer noch passiv arbeitet und ohne zusätzliche Batterien auskommt (das mitgelieferte Modell heißt GN7). Das Makroobjektiv soll ab September für 249 Euro in den Regalen stehen, der Blitz ist ab sofort für 149 Euro erhältlich.
Wer jetzt schon eine NEX-Kamera besitzt und angesichts der neu angekündigten Features etwas neidisch aus der Wäsche guckt, sei beruhigt: Am 20. Juni bringt Sony ein Firmware-Update heraus, dass zumindest die Bildeffekte und die Peaking-Funktion für das manuelle Fokussieren auf die alten NEX-Modelle nachliefert.
Artikel von CNET.de: https://www.cnet.de
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[1] Sony: http://www.cnet.de/unternehmen/sony/
[2] NEX-5: https://www.cnet.de/tests/digicam/41531875/testbericht/sony_nex_5_im_test_geschwindigkeit_und_rauschen_top__farbwiedergabe_flop.htm
[3] Sony NEX-C3: erste Testfotos und neue Funktionen: https://www.cnet.de/41554050/sony-nex-c3-erste-testfotos-und-neue-funktionen/?pid=1#sid=41554045
[4] Hotpixel: http://de.wikipedia.org/wiki/Hotpixel