Das Facebook-Handy im Test: HTC Chacha mit Android, Tastatur & FB-Button

von Daniel Schraeder am , 18:30 Uhr

Pro
  • gute Verarbeitung
  • anständige Ausstattung
  • interessanter Preis
  • Facebook-Integration
Con
  • kleines Display im Querformat hat häufig wenig Platz für Inhalte
  • Kamera und Lautsprecher könnten besser sein
Hersteller: HTC Listenpreis:
ZDNet TESTURTEIL: SEHR GUT 7,8 von 10 Punkte
Fazit:

Ganz klar: Das Chacha richtet sich an Facebook-Süchtige. Wer im sozialen Netzwerk daheim ist, wird sich über die Features und Funktionen dieses Smartphones und seine FB-Integration wahrlich freuen. Alle anderen stolpern wohl eher über die prinzipbedingten Nachteile, die das kleine, im Querformat eingebaute Display mitbringt.

Das Facebook-Handy mit Touchscreen und Tastatur ist da! HTC bringt in den nächsten Tagen mit dem Chacha ein vollwertiges Android-Smartphone im ungewöhnlichen Formfaktor, mit expliziter Facebook-Taste und guter Ausstattung zu einem interessanten Preis in die Läden. Wir haben das Gerät bereits ausführlich getestet.

Das Gerücht, dass Facebook ein eigenes Handy auf den Markt bringen will, hielt sich über Monate. Und auch die Klarstellung, dass es kein Handy von Facebook selbst geben soll, hat daran nichts geändert. Zum Mobile World Congress, der Handy-Messe in Barcelona, kam Klarheit in die Sache: HTC [1] arbeitet gleich an zwei Smartphones, die über eine spezielle Facebook-Funktionalität verfügen. Eines davon, das Chacha, kommt mit Tastatur und kleinem Touchscreen, das andere ohne Keyboard und mit größerem Display.

Beide Modelle sind nun kurz vor ihrer Markteinführung – und das Chacha bereit zum Test in der Redaktion. Preisvergleichsdienste listen das Gerät bereits für knapp 300 Euro ohne Vertrag, lieferbar ist es – Stand 17. Juni 2011 – allerdings noch bei keinem der aufgeführten Anbieter.

Design

Ganz eindeutig – auf unserem Tisch liegt ein Blackberry. Zumindest vom Formfaktor her ist kaum ein Zweifel möglich: Oben Display, unten Tastatur. Kein Slider, kein Schieber. Okay, das ist nicht ganz korrekt: Auch andere Hersteller bauen Smartphones in diesem Formfaktor, darunter Nokia, Samsung [2] und eben auch HTC. Dennoch hören wir im Test immer wieder, wenn wir das Gerät zeigen: „Ist das ein neuer Blackberry?“

Auf den zweiten Blick werden die Unterschiede zum Business-Messenger dann doch offensichtlich. So gibt es in der Mitte weder Trackball noch einen optischen Sensor. Stattdessen hat der Hersteller unter dem im Querformat integrierten 2,6-Zoll-Display die vier obligatorischen Android [3]-Tasten für Home, Menü, Zurück und Suchen als Soft-Touch-Tasten untergebracht. Unterhalb des Touch-Panels sitzen zwei flache, breite Tasten in Grün und Rot, und darunter folgt die QWERTZ-Tastatur.

Die Tasten sind weiß gehalten und schwarz beschriftet. Es gibt vier Tastenreihen, allerdings keine explizite für die Ziffern – die finden sich in doppelter Belegung im linken Bereich der Buchstaben wieder. Ohnehin sind alle Buttons doppelt belegt – es gesellen sich Sonderzeichen und Umlaute dazu, ja sogar ein paar Funktionstasten: Wer FN und den Punkt drückt, startet die Kamera-Anwendung. Dafür hat sich der Hersteller dann einen expliziten Auslöser für die Digicam gespart. FN und die Leertaste öffnen den Einstellungen-Dialog. Neben der FN-Taste gibt es einen Caps-Lock-Knopf für die dauerhafte Großschreibung, eine in der Praxis äußerst praktische Tabulator-Taste, um zwischen Textfeldern wechseln zu können, ohne auf den Touchscreen zu tippen, und vier Cursor-Tasten im unteren rechten Bereich. Wenn es dunkler wird, schaltet sich eine weiße Tastenbeleuchtung hinzu. Bei bestimmten Lichtverhältnissen ist sie allerdings etwas kontraproduktiv. Denn sie beleuchtet die sonst schwarzen Buchstaben der ohnehin weißen Tasten weiß – und damit ist die Beschriftung teilweise nur noch schwer zu erkennen. Wenn es ganz dunkel ist, ist sie hingegen wieder eine großartige Hilfe. In der Praxis gewöhnen wir uns allerdings schnell daran, denn bereits nach kurzer Benutzung wissen wir, wo welcher Button sitzt.

Oberhalb des Displays hat die Frontkamera ihren Platz im linken Bereich des Touchpanels aus Echtglas gefunden. Überm Glas gibt es – HTC-typisch – eine recht breite, abgerundete Aussparung im Gehäuse, hinter der sich der Lautsprecher und die Status-LED verbergen. Der obere Bereich des Gehäuses ist fast vollständig aus Aluminium gefertigt. Nur unterhalb der Tastatur gibt es einen etwa einen Zentimeter breiten Streifen aus weißem Kunststoff. In ihm ist auch eine explizite Facebook-Taste untergebracht – dazu später mehr.

Beim Blick von oben auf das Gerät sehen wir links die 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse, rechts befindet sich der Ein-Aus-Taster. Die rechte Seite des Gehäuses ist komplett nackt, und unten gibt es nur ein kleines Loch, hinter dem sich das Mikrofon versteckt. Auf der linken Seite hat unten die Micro-USB-Buchse zum Aufladen des Akkus sowie zur Übertragung von Daten ihren Platz gefunden. Eine Abdeckung oder einen Schieber, die Staub und Dreck draußen halten, gibt es nicht. Darüber sitzt der Wippschalter zur Regelung der Lautstärke. Er ist mit den Fingern nur schwer zu ertasten und darüber hinaus nicht markiert. Auch der Druckpunkt könnte besser sein. Damit wird das Nachregeln der Lautstärke während des Telefonats zumindest bei den ersten Versuchen zur Glückssache. Später wissen wir aber, wo der Taster sitzt, und können uns damit abfinden.

Wer seitlich auf das Gerät blickt, sieht zunächst die beiden zum Einsatz kommenden Materialien. Die Oberschale ist fast vollständig aus silber eloxiertem Alu gefertigt, die Unterseite aus weißem Kunststoff. Er ist nicht mit einem gummiartigen Soft-Touch-Finish versehen. Dennoch weist er Schmutz und Fingerabdrücke vergleichsweise erfolgreich ab – abgesehen vom Display-Glas sieht das Chacha also nur selten verschmiert aus. Außerdem ist das Material griffig genug, um gut in der Hand zu liegen. Aus dieser Perspektive fällt außerdem auf, dass das Gerät wieder den von früheren HTC-Androiden bekannten Knick hat: Unterhalb des Displays ist die Tastatur leicht nach oben angewinkelt. Das fällt hier allerdings deutlich weniger auf als beispielsweise beim HTC Hero. Weiterhin ist das Design Geschmacksache, aber es polarisiert längst nicht mehr so wie früher. Wir finden das Chacha samt Knick attraktiv – und es liegt gut in der Hand.

Die Rückseite ist dreigeteilt. Die untere Hälfte besteht komplett aus dem weißen Plastik, das wir schon von der Vorderseite her kennen, und lässt sich als Akkudeckel nach unten abziehen. Das ist übrigens eine Mischung aus Mutprobe und Geduldsspiel, denn zumindest bei unserem Testgerät ist der Kunststoffdeckel mächtig kräftig verankert und gibt nur wiederwillig nach. In der Praxis ist das aber wohl eher ein Vorteil, denn so häufig tauscht man ja weder Akku noch SIM- oder microSD-Karte. Die obere Hälfte der Rückseite besteht zum Teil aus dem bekannten Aluminium, in das das Hersteller-Logo eingelassen ist. Darüber folgt noch einmal der weiße Kunststoff, der – von links nach rechts – einen Schlitz für den Lautsprecher, die Linse der Kamera sowie die Foto-LED beinhaltet.

Insgesamt misst das Gerät 11,5 mal 6,5 Zentimeter und ist oben 11 und unten 12 Millimeter dick. Im oberen Bereich steht auch die Kamera circa einen Millimeter vor. Unsere Waage zeigt ein Gewicht von 126 Gramm.

Ausstattung

Interessenten für das Chacha dürfen sich freuen: Seit der Vorstellung im Februar hat HTC noch einmal kräftig nachgelegt. Aus der ursprünglich angekündigten und etwas schwach motorisierten Variante mit 600-MHz-Prozessor wurde eine CPU mit 800 MHz, um die jeweils aktuellen Versionen von Googles Android-Betriebssystem und der HTC-eigenen Oberfläche Sense auch mit ausreichender Leistung versorgen zu können. Dazu gibt es 512 MByte Arbeitsspeicher und ebenfalls 512 MByte internen Speicher. Beides ist nicht rekordverdächtig, aber für den Alltagseinsatz absolut ausreichend – zumal sich ein großer Teil der Apps ja inzwischen auch auf der microSD-Speicherkarte ablegen lässt. Apropos, ein Speicherchip ist bei unserem Testgerät leider nicht im Lieferumfang enthalten. In der Serienversion soll aber eine 2-GByte-Karte im Karton liegen – sie ist essentiell, denn Nutzerdaten werden bei Android ausschließlich auf der Speicherkarte hinterlegt. Das gilt für Fotos wie für Videos, aber beispielsweise auch für Spielstände von heruntergeladenen Games. Nur absolute App-Fanatiker, die jedes Game und jedes Tool ausprobieren möchten, bringen den internen Speicher des Facebook-Phones schnell an seine Grenzen.

Zur Kommunikation mit der Außenwelt gibt es UMTS mit der HSPA-Erweiterung. Damit zieht das Chacha Daten mit maximal 7,2 MBit/s über das Handynetz aus dem Internet. Für Kurzstreckenverbindungen, Freisprecheinrichtungen & Co. ist Bluetooth an Bord. Und für den Gratis-Internetzugang bei Freunden, zu Hause und im Coffee Shop steht WLAN nach 802.11n zur Verfügung. Um die Facebook-Funktionen des Chacha richtig nutzen zu können, sollte man aber ohnehin eine Datenflatrate beim Handyprovider in Betracht ziehen.

Außerdem ist GPS zur Positionsfindung an Bord – ebenso wie ein digitaler Kompass. In Kombination mit einer Datenflatrate lässt sich das Chacha dank Google [4] Maps Navigation innerhalb Deutschlands auch als kostenloses Navi mit Turn-by-Turn-Sprachansagen nutzen. Ansonsten freuen wir uns über die übliche Sensorik eines aktuellen Oberklasse-Smartphones: Der Umgebungslichtsensor regelt die Helligkeit der Display-Beleuchtung und schaltet das Tastatur-Licht ein, der Annährungessensor deaktiviert den Touchscreen, sobald man das Gerät zum Telefonieren ans Ohr hält, und der Beschleunigungssensor erkennt Drehungen des Gerätes. Dass er die Display-Inhalte üblicherweise dennoch nicht mitdreht, steht auf einem anderen Blatt – und dazu kommen wir gleich.

Zunächst freuen wir uns über die für diese Bilddiagonale hohe Auflösung. Mit 480 mal 320 Pixeln bei gerade einmal 2,6 Zoll wirken Text, Bilder und Webseiten gestochen scharf. Das Texte, Buttons, Menüs und Beschriftungen damit relativ klein ausfallen, ist der Haken an der Sache. Aber dieses Smartphone [5] richtet sich ja ohnehin eher an eine junge, Facebook-affine Zielgruppe – und in diesem Umfeld dürften die Augen noch deutlich weniger belastet sein als beim Außendienstler, der auf der Suche nach einer günstigen Blackberry-Alternative ist. Letzterer sollte das Chacha vorm Kauf unbedingt einmal in die Hand nehmen und beispielsweise auf dem Homescreen den Menü-Button drücken, um zu sehen, ob die Schrift denn groß genug ist.

Ohnehin ist die Querformat-Ausrichtung der Anzeige sehr untypisch: Fast alle Smartphones zeigen Inhalte standardmäßig im Hochformat an, und darauf ist auch ein großer Teil der Apps ausgelegt. Das hat beispielsweise beim Lesen von E-Mails den Nachteil, dass Menüleisten am oberen und unteren Bildschirmrand fast die Hälfte der zur Verfügung stehenden Anzeigefläche einnehmen. Da bleiben gerade noch vier Zeilen für den eigentlichen Text übrig – und das heißt: scrollen, scrollen, scrollen. Auch beim Surfen im Web ist nur wenig von der Seite zu sehen, bis der Ladevorgang abgeschlossen ist. Denn dann klappen die Notification Bar von Android und die Adressleiste des Browsers nach oben weg und geben die vollen 2,6 Zoll frei.

Überhaupt hat HTC an vielen Punkten Hand angelegt und sein User-Interface (UI) Sense an die Bedürfnisse des Chacha angepasst. Dementsprechend hat das UI auch die Versionsnummer 2.1 for Messenger. In der Praxis steht das für eine Mischung aus der nagelneuen Sense-Version und ein paar Elementen von früheren Ausführungen. Der Lock-Screen des Chacha hat bereits die Möglichkeit, vier Verknüpfungen zu häufig genutzten Apps aufzunehmen, die der Nutzer dann direkt vom Sperrbildschirm aus aufrufen kann. Widgets für die Wettervorhersage oder News aus den Social Networks, wie sie etwa das HTC-Tablet Flyer oder das neue Flaggschiff Sensation zu bieten haben, gibt es hier – vermutlich aus Platzgründen – aber nicht. Und auch an anderer Stelle wurde Hand angelegt. So sind beispielsweise die Buttons für Favoriten und neu installierte Apps in der Übersicht aller installierten Programme vom unteren Bildschirmrand an die rechte Seite gewandert, um kostbaren Platz in der Vertikalen einzusparen. Das gilt beispielsweise auch für die PIN-Eingabe beim Einschalten. Die Menüs der meisten anderen Apps sitzen aber da, wo sie sonst auch sitzen: Unten. Und nehmen Platz weg.

Der Homescreen besteht aus vier Seiten, die hier noch geschoben und nicht, wie bei den Sense-Top-Geräten, gedreht wird. Immerhin ist aufgrund der hohen Display-Auflösung ausreichend Platz für Widgets und Verknüpfungen. Standardmäßig zeigt das HTC auf der ersten Seite sechs häufig genutzte Apps, das HTC-typische Klapp-Uhr-Widget, allerdings ohne Wettervorhersage, und aktuelle Status-Updates aus dem Social Network an.

Dass die Anzeige wie festgenagelt im Querformat verbleibt, können wir ihr verzeihen. Denn beispielsweise beim Surfen im Web müsste man das Gerät ohnehin ins Hochformat zurückdrehen, wenn man die mechanische QWERTZ-Tastatur verwendet. Und die Apps, die beim Start einen Wechsel der Ausrichtung des Smartphones erwarten, laufen üblicherweise ohnehin im Querformat: Spiele wie Angry Birds oder Tiki Towers beispielsweise. Trotz der vergleichsweise kleinen Diagonale sehen sie auf dem Chacha hervorragend aus und machen Spaß. Probleme bei der Darstellung hatten wir so gut wie nie. Nur der Android-Benchmark Quadrant Professional sprang im Test immer mal wieder zwischen Hoch- und Querformat hin- und her.

Leistung

Gut, dass HTC kurz vor dem Auslieferungsstart noch Kohle nachgelegt hat: Der 800-MHz-Prozessor verrichtet seine Aufgaben so gut, dass die Bedienung eine wahre Freude ist. Das Chacha reagiert flott, Anwendungen starten ohne große Gedenkpausen, und selbst Scrollen und Zoomen erfolgen angenehm flüssig. Nur umfangreiche Webseiten sorgen gerne für ein Ruckeln, aber das ist selbst beim Top-Modell Sensation [6] nicht viel besser – das zugegebenermaßen aber auch über eine größere Display-Auflösung verfügt.

Die Benchmarks sprechen im Vergleich dazu ein nicht ganz so überzeugendes Ergebnis. Der Android-Benchmark Quadrant läuft vor allem bei der 3D-Darstellung nur ruckelnd – und zeigt als Ergebnis 0 Punkte. Das ist natürlich ein Fehler des Programms. Die kostenlose Standard-Version taucht im Market gar nicht erst auf. Mit Schuld an den Problemen dürfte auch die Umstellung zwischen Hoch- und Querformat haben und die Tatsache, dass zwischen den einzelnen Tests immer wieder kurz die Notification Bar am oberen Rand des Bildschirms auftaucht, um direkt danach wieder ausgeblendet zu werden. Auch der Browsermark hat so seine Probleme und läuft nicht durch – wir haben das fehlende Flash-Plugin als Schuldigen ausgemacht. Derzeit bietet der Android Market Flash für das Chacha auch nicht zum Download an. Wir vermuten, dass das mit der ungewöhnlichen Display-Auflösung im Querformat zu tun hat und dass dieses Problem über kurz oder lang behoben sein wird.

Das Display ist angenehm hell und verfügt über ausreichende Blickwinkel. Vor allem beim Blick von oben, aber auch beim Betrachten aus flachen, seitlichen Winkeln, lassen die Kontraste aber spürbar nach. Dafür reagiert der Touchscreen um so besser und erkennt bis zu vier Finger gleichzeitig – mehr haben auf dem kleinen Touchscreen ohnehin keinen Platz. Ähnlich zufrieden sind wir übrigens mit der Tastatur. Nach kurzer Eingewöhnungphase tippen wir sehr flott auf dem Chacha – und wollen die Tastatur nach dem Test eigentlich nicht mehr missen.

Mit einer Kapazität von 1250 mAh respektive 4,6 Wh gehört der Akku des Chacha nicht gerade zu den kräftigsten Vertretern seiner Art. Aktuelle Top-Smartphones überschreiten gerne mal die 1600-mAh-Grenze. Da allerdings das Display ohnehin der größte Energiefresser ist und eben jenes beim Facebook-Phone besonders klein ausfällt, geht dieser Kompromiss in Ordnung. Im Praxistest hält der Akku einen guten Tag durch – bei aktivierter Synchronisierung mit Facebook, dem privaten und dem beruflichen E-Mail-Account sowie mit Surfen, Telefonieren und Messaging. Das geht in Ordnung. Nur, wer wirklich selten zum Smartphone greift, kommt auch zwei Tage mit einer Akkuladung aus.

Beim Telefonieren schlägt sich das Facebook-Phone erstaunlich gut. Vor allem auf der Handy-Seite ist der Klang hervorragend, klar und frei von nervigen Störgeräuschen. Der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung würde sich sicherlich über einen etwas weniger blechernen Klang freuen, aber unterm Strich ist die Leistung dennoch hervorragend.

Das gilt jedoch nicht für die Kamera. Viel Farbrauschen trifft auf wenig Details. Im Himmel tauchen gerne einmal bunte Flecken auf, grüne Grasflächen verkommen zu einem Matsch. Um den Freunden im Netzwerk schnell zu zeigen, dass man gerade vor Schloss Neuschwanstein steht oder die vierte Mass auf dem Oktoberfest getrunken hat, reicht die Qualität locker aus. Ausdrucken im DIN-A4-Format oder Ansehen im Vollbild auf dem Computer sollte man aber nur in Notfällen machen.

Auch beim Lautsprecher würden wir uns über mehr Lautstärke und Volumen freuen. Insgesamt können wir mit dem Ergebnis zwar leben, toll sieht aber anders aus. Wenn das Chacha auf dem Tisch liegt, fällt das Ergebnis übrigens bedeutend besser aus, denn dann wird der Schall vom Tisch reflektiert und wird kräftiger und satter.

Facebook

Zu den Besonderheiten des Chacha gehört seine Facebook-Integration. Da müssen sich sowohl HTC als auch der Betreiber des Social Networks schon etwas einfallen lassen, denn „Facebook kann ja jedes Smartphone“. Oder?

Das Chacha jedenfalls zeichnet sich durch eine explizite Taste aus, die mit dem berühmten f versehen ist. Wann immer es etwas zu sharen gibt, fängt der Knopf an zu blinken. Wenn man beispielsweise ein Foto schießt, blinkt der Knopf – und ein Druck lädt das Bild ins Netzwerk hoch, um es den Freunden zu präsentieren. Man surft auf einer Webseite – und der Button blinkt: Ein Druck stellt den Link sichtbar ins Profil. Und so weiter. Solange der Button nicht blinkt, bringt ein Knopfdruck den Nutzer ins Menü, um beliebigen Text auf seine Wall zu posten.

Beim ersten Start der Kamera-App fragt das Chacha gar, ob es nicht gleich alle Fotos ins soziale Netzwerk hochladen soll. Das lässt sich natürlich abschalten, zeigt aber gleich auf Anhieb, für wen und welche Nutzung dieses Handy gedacht ist. Dazu passt die hervorragende Integration des Facebook-Chats, der auf Wunsch bei neuen Nachrichten – wie eine SMS – per Vibration, Blinken der Status-LED oder Klingelton über neue Messages informiert.

Aber, um eine häufig gestellte Frage von Facebook-Freaks gleich zu beantworten: Einen eigenen Facebook-Client gibt es hier nicht. Auf dem HTC läuft die gleiche FB-Software wie auf jedem anderen Android-Smartphone – mit den gleichen Vor- und Nachteilen. Einige Funktionen des Social Networks lassen sich hierüber nicht nutzen, andere nur eingeschränkt: darunter das Anstubsen anderer User, das Bearbeiten von Facebook-Pages oder das Markieren von Beiträgen. Dem Durchschnittsnutzer fällt das zwar kaum auf, Vielnutzer stören sich daran aber durchaus. Das zeigt auch ein Blick in die Kommentare zur Facebook-App im Android Market [7].

Fazit

Das HTC Chacha geht durchaus in die Blackberry-Richtung: Es ist ein perfektes Messaging-Phone. Allerdings richtet es sich nicht an E-Mail-, sondern an Facebook-Junkies. Wer im sozialen Netzwerk daheim ist, mehr über den Facebook-Chat kommuniziert als per Telefon, wer schon fast nicht mehr schlafen kann, ohne die letzten Status-Updates seiner Freunde gecheckt zu haben – der ist hier genau richtig. Die hervorragende Tastatur ist perfekt, um mehr oder weniger wichtige Mitteilungen aus dem Alltag sofort weiterzugeben, die Kamera reicht für Schnappschüsse aus und die Oberfläche ist ideal, um zwischendurch noch Nachrichten im Internet zu lesen oder zwischendurch ein schnelles Spiel zu zocken, um der Langeweile den Garaus zu machen.

Für den professionellen Alltagseinsatz ist das Chacha hingegen nichts. Das liegt vor allem am kleinen Display, das auch aufgrund seines Querformats diverse Kompromisse erfordert. Bei E-Mails und Webseiten wird nur wenig Inhalt dargestellt, und Menüs und Texte erscheinen häufig ziemlich klein auf der Anzeige.

Knapp 300 Euro erscheinen im Vergleich zu ähnlich ausgestatteten und meist deutlich teureren Phones auch wie ein fairer Deal. Wer auf der Suche nach einem Schnäppchen ist, sollte allerdings unbedingt auch einen Blick auf das Motorola Flipout [8] werfen – es kommt ebenfalls mit Android, Touchscreen und Tastatur. Restposten sind derzeit ohne Vertrag schon für um die 100 Euro zu haben.

Artikel von CNET.de: https://www.cnet.de

URL zum Artikel: https://www.cnet.de/41554276/das-facebook-handy-im-test-htc-chacha-mit-android-tastatur-fb-button/

URLs in this post:

[1] HTC: http://www.cnet.de/unternehmen/htc/

[2] Samsung: http://www.cnet.de/unternehmen/samsung/

[3] Android: http://www.cnet.de/themen/android/

[4] Google: http://www.cnet.de/unternehmen/google-inc/

[5] Smartphone: http://www.cnet.de/themen/smartphone/

[6] Sensation: https://www.cnet.de/tests/handy/41552533/schon_im_test_htc_sensation_mit_dual_core_cpu__sense_und_qhd_display__update.htm

[7] Kommentare zur Facebook-App im Android Market: https://market.android.com/details?id=com.facebook.katana

[8] Motorola Flipout: https://www.cnet.de/tests/handy/41536366/testbericht/quadratischer_android_mit_qwertz_tastatur_im_test_motorola_flipout.htm