Angetestet: Motorola zeigt neues Razr mit Android und Super-AMOLED-Display

von Daniel Schraeder und Luke Westaway am , 19:40 Uhr

Motorola zeigt ein neues Razr! Nein, kein Klapp-Handy mit Tastatur, sondern ein Android-Smartphone der Oberklasse mit toller Ausstattung und viel Potential. Wir haben einen ersten Blick auf ein Vorserienmodell geworfen.

Erinnert Ihr euch noch an das erste Motorola Razr? An das ultraflache Klapphandy, dass über Jahre hinweg cool geblieben ist – obwohl es weder Touchscreen noch einen App Store hatte? Mit dem Gerät hat das neue Razr eigentlich nur den Namen gemein. Aber das ist in der heutigen Zeit nichts Schlechtes. Obwohl – es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Es ist wieder unglaublich dünn. Aber ansonsten vollgepackt mit Hightech, dass einem das Wasser im Mund zusammen läuft.

Design

Ein anderer passende Name für dieses Smartphone [1] wäre Quasimodo gewesen – aufgrund des großen Buckels im Rücken, in dem die Linse der Kamera ihren Platz gefunden hat. Ansonsten ist das Razr echt flach. Motorola gibt eine Bauhöhe von 7,1 Millimeter an – unterhalb des Buckels.

So dünn klingt ganz schön zerbrechlich. Das haben sich wohl auch die Ingenieure gedacht und einfach zu einem Material gegriffen, dass uns bei Handys bislang noch gar nicht untergekommen ist, dafür aber bei schusssicheren Westen: Kevlar. Dazu kommt Gorilla Glass auf der Vorderseite und sogar ein Schutz vor Spritzwasser. Klingt ganz schön solide für ein Smartphone dieser Klasse.

Auf die Waage bringt das Gerät 127 Gramm – und damit 10 weniger als das aktuelle iPhone. In Anbetracht seiner größeren Abmessungen ist das ganz schön wenig. Wer Wertigkeit auch an Gewicht festmacht, wird eventuell nicht glücklich mit dem Motorola. Was es unterm Strich wirklich aushält, werden wir demnächst mit einem finalen Testgerät untersuchen.

Ausstattung

Vor einem Jahr noch hätten wir die Anzeige als groß beschrieben. Inzwischen gehören 4,3 Zoll schon zum guten Ton in dieser Klasse – und wir nennen das iPhone 4S (3,5 Zoll) klein. Zum Vergleich: Die Displays vom Samsung [2] Galaxy S2 und vom HTC [3] Sensation sind ebenso groß.

Das Panel arbeitet mit der Super-AMOLED-Advanced-Technik. Klingt kompliziert, unterm Strich verbirgt sich hier wohl ein mit dem Samsung Galaxy S2 vergleichbares Display – allerdings mit höherer Auflösung. Während das Samsung 800 mal 480 Bildpunkte darstellt, können wir auf dem Razr-Display (mit Fantasie und Lupe) 960 mal 540 Pixel zählen. Das ist für ein AMOLED-Display in dieser Größe Rekord, allerdings schafft das ebenfalls in dieser Woche vorgestellte Galaxy Nexus von Samsung mit 1280 mal 720 Pixeln noch deutlich mehr. Die Anzeige ist mit knapp 4,7 Zoll aber auch ein Stück größer.

Im Razr-Buckel steckt die Linse der 8-Megapixel-Kamera. Sie nimmt Videos in Full-HD, also mit 1080p, auf – und ist damit zumindest laut Datenblatt auf einem Niveau mit dem Galaxy S2 und dem iPhone 4S. Ob es in der Praxis an die Bildqualität des neuen Apple [4]-Handys herankommt, muss es aber erst noch beweisen.

Leider hatten wir in der kurzen Zeit, die uns der Prototyp zur Verfügung stand, nicht die Möglichkeit, die Kamera ausführlich zu testen. Auf den ersten Blick und nur auf dem Handy-Display betrachtet machen sowohl die Kamera-Software als auch die Bilder einen guten Eindruck, aber für genaue Ergebnisse müssen wir das finale Testgerät abwarten.

Unter der Haube arbeitet ein 1,2 GHz schneller Dual-Core-Prozessor, dem ein ganzes Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite steht. Auch das setzt keinen neuen Rekord, ist aber auf der Höhe der Zeit. Die Benchmark-Werte dürften in etwa auf dem Niveau des Galaxy S2 sein – und ebenso flott reagiert das Motorola-Smartphone auch.

Webtop und Dock

Wie beim Motorola Atrix läuft auch beim Razr ein zweites Betriebssystem namens Webtop. Es wird aktiv, sobald man das Smartphine in ein optionales Dock steckt, das aussieht wie ein normales Notebook [5]. Damit ist unterwegs auch produktives Arbeiten mit einer richtigen Tastatur möglich.

Zumindest auf dem Atrix hat uns die Idee hinter Webtop allerdings besser gefallen als die Nutzung in der Praxis. Das Dock ist teuer, und der größte Nutzen des Webtop-Betriebssystems ist es, den Webbrowser Firefox laufen zu lassen. Das reicht einfach noch nicht, um ein Notebook komplett zu ersetzen. Vielleicht ein Chromebook – aber diese Geräteklasse verkauft sich ja auch nicht gerade wie geschnitten Brot.

In Anbetracht der etwas höheren Leistung des Razr im Vergleich zum Atrix hoffen wir darauf, dass es auch im „Computer-Modus“ mehr Möglichkeiten bietet – und dass die dadurch anziehenden Verkaufszahlen des Docks seinen Preis drücken. Die Idee gefällt uns nämlich immer noch. Nur in der Praxis hapert es.

Software

Nachdem Google [6] ja vorhat, Motorola zu kaufen, sind wir felsenfest davon überzeugt gewesen, dass auf Geräten des amerikanischen Handybauers künfitg zuerst die neuen Android [7]-Versionen zum Einsatz kommen. Aber leider nicht: Auf dem Razr läuft Android 2.3.5 alias Gingerbread. Das ist Top-Aktuell und nicht schlecht.

Allerdings stimmt das Timing nicht – denn kurz vor der Vorstellung des neuen Motorola-Flaggschiffs haben Samsung und Google gemeinsam das Galaxy Nexus samt Android 4.0 vorgestellt. Es wird seinen Weg im nächsten Jahr auf das Razr schaffen, das hat Motorola versprochen. Allerdings verzichtet das erste „echte“ Android-4-Handy Galaxy Nexus komplett auf Buttons auf der Vorderseite, die das Razr noch hat – und damit bleibt ein leicht fader Beigeschmack.

Unabhängig davon hat Motorola ordentlich am Interface geschraubt und ein paar interessante Apps vorinstalliert. Eine davon hört auf den Namen Smart Actions und könnte dabei helfen, das größte Problem aktueller Smartphones zu beheben: einen Akku, der nicht lange hält. Der Nutzer kann das Verhalten seines Smartphones mit verschiedenen Schaltern festlegen und beispielsweise Energiefresser wie Bluetooth, GPS oder WLAN automatisch dann abschalten, wenn er das Gerät von seinem Ladestecker trennt. Der Hersteller spricht davon, dass Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent möglich sein sollen. Eine andere Möglichkeit spart zwar keinen Strom, erhöht aber den Komfort: Wer möchte, kann Smart Actions so einstellen, dass der MP3-Player startet, sobald er seinen Kopfhörer einsteckt.

Vorläufiges Fazit

Vor allem die Hardware ähnelt den aktuellen Vorzeige-Androiden Galaxy S2 und Sensation stark – allerdings setzt das neue Razr in puncto Display noch eins drauf. Damit hat es das Potential, zumindest in seiner Größenklasse die neue Referenz zu werden. Wäre das Gerät vor ein paar Monaten auf den Markt gekommen, hätte es die allerbesten Chancen gehabt.

Nun muss es sich aber auch gegen das Galaxy Nexus behaupten. Das hat zwar ein größeres Display, aber auch eine signifikant höhere Auflösung. Da sich aber nicht jeder mit einer so großen Anzeige abgeben möchte, könnte das Razr dennoch an den Erfolg seines Vorgängers anschließen. Wir warten gespannt auf ein finales Testgerät.

Artikel von CNET.de: https://www.cnet.de

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[1] Smartphone: http://www.cnet.de/themen/smartphone/

[2] Samsung: http://www.cnet.de/unternehmen/samsung/

[3] HTC: http://www.cnet.de/unternehmen/htc/

[4] Apple: http://www.cnet.de/unternehmen/apple/

[5] Notebook: http://www.cnet.de/themen/notebook/

[6] Google: http://www.cnet.de/unternehmen/google-inc/

[7] Android: http://www.cnet.de/themen/android/