Müll 2.0: EU-Elektronikschrott landet meistens in Afrika

Siegerbild von Kai Löffelbein

Welche Rolle die IT-Branche bei der Umweltzerstörung spielt, machte der UNICEF-Fotowettbewerb 2011 klar. Das Siegerbild „Unser Müll in Afrika“ des deutschen Fotografen Kai Löffelbein zeigt einen Jungen auf der Müllhalde Agbogbloshie in der Nähe der ghanaischen Hauptstadt Accra. Er hält einen alten Fernseher in die Höhe. Umgeben ist der Junge von hochgiftigen Rauchwolken des teilweise brennenden Elektroschrotts. Der Junge wirft den Fernseher einige Male auf den Boden, um an das für ihn wertvolle Metall zu kommen. Für die Kinder der Gegend ist der Verkauf des Schrotts oft die einzige Möglichkeit, zu überleben. Dabei riskieren sie ihre Gesundheit, schließlich nehmen sie die toxischen Elektrogeräte ohne jegliche Schutzmaßnahmen auseinander.

100.000 Tonnen Elektroschrott werden jedes Jahr aus Deutschland in Drittweltländer verschoben, rechnet das UN-Kinderhilfswerk vor. Ein nicht unerheblicher Teil landet in Ghana. Laut Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) werden weltweit jährlich 50 Millionen Tonnen Elektroabfall produziert. 6.500 Tonnen davon landen jeden Monat in Ghana. Das meiste davon gelangt wiederum nach Agbogbloshie. „Sodom und Gomorrha“ nennen die Einheimischen den Elektroschrottplatz in Ghanas Hauptstadt Accra.

Wie brisant das für die dort lebenden Menschen ist, zeigt eine Studie von Greenpeace. Erd- und Sedimentproben, die Greenpeace rund um die Schrottplätze in Accra sammelte, brachten dramatische Ergebnisse: Die Bleikonzentration ist zum Teil 100-mal höher als üblich. Außerdem wurden Cadmium oder Phtalate in den Proben nachgewiesen. Beides sind hochgiftige und krebserregende Stoffe.

Eine Studie von Greenpeace aus dem Jahr 2008 macht klar, wer dafür verantwortlich ist: Die meisten der dort gefunden Geräte stammten in diesem Jahr von Philips, Sony, Nokia, Dell oder Canon.

Kai Löffelbein, Student der Fotografie an der Hochschule Hannover (Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie), ist der zwölfte Preisträger des seit dem Jahr 2000 international ausgeschriebenen Wettbewerbs. (Bild: Kai Löffelbein)

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