Objektive

Verglichen mit ihren DSLR-Kollegen sind sämtliche auf dem Markt erhältlichen spiegellosen Kamerasysteme noch sehr jung. Nachdem sie alle auf ein neues Objektivbajonett setzen, hält sich die Auswahl an Optiken ebenfalls vergleichsweise stark in Grenzen. Am besten stehen hier Olympus und Panasonic da, die beide auf den gemeinsam entwickelten Micro-Four-Thirds-Standard setzen und damit mit rund 40 Linsen die breiteste Objektivpalette anbieten.

Danach kommt erst einmal ganz lange nichts, dann erst Samsung mit aktuell zehn und schließlich Sony mit derzeit sieben Optiken. Und genau hier liegt eines der größten Probleme der NEX-7. Zu dem herausragenden Body gibt es nur wenig Zubehör. Immerhin: Die erste in Zusammenarbeit mit Carl Zeiss entstandene Linse ist bereits im Handel erhältlich. Wir haben uns bereits an anderer Stelle ausführlicher mit dem Sonnar 24mm F1.8 beschäftigt. Nimmt man diese Linse und das zusammen mit dem NEX-Camcorder VG10 eingeführte 18-bis-200-Millimeter-Superzoom-Objektiv mal außen vor, tummelt sich der Rest der Optiken zwischen 200 und 300 Euro. Schlecht sind diese zwar – soweit wir sie ausprobiert haben – nicht, doch ein 24-Megapixel-Sensor im APS-C-Format ergibt natürlich nur Sinn, wenn das Glas davor auch entsprechend mitmacht. Und hier hat Sony derzeit einfach noch nicht so viel zu bieten.

Ganz so stimmt das allerdings nicht: Viele von Sonys DSLR-Objektiven sind nämlich auch zur NEX-7 kompatibel. Allerdings muss der Fotograf dann zusätzlich zu der dicken Alpha-Linse noch einen Adapter auf die Kamera schrauben. Und unterm Strich ist das ganze Konstrukt so groß, dass man sich den Zirkus um die superkompakte und spiegellose Bauweise auch schon fast hätte sparen können. Dass Sony die Spezifikationen des E-Bajonett-Anschlusses im Laufe des vergangenen Jahres offengelegt und bereits Kooperationen mit Carl Zeiss, Cosina-Voigtländer, Sigma und Tamron bekanntgegeben hat, dürfte hier mittelfristig aber für Besserung sorgen. Und außerdem baut der japanische Hersteller ja auch selbst noch Objektive. Für 2012 wurden auf der CP+ im Februar 2011 ein Hochleistungs-Standardzoom-, ein Weitwinkel-Zoom- und ein Teleobjektiv angekündigt. Nächste Woche startet die japanische Fotomesse wieder, und vielleicht gibt es ja dann konkrete Daten zu ein paar weiteren, der NEX-7 ebenbürtigen Optiken zu sehen. Wir warten gespannt.

Diese Objektiv-Roadmap hat Sony zur CP+ im vergangenen Jahr veröffentlicht.
Diese Objektiv-Roadmap hat Sony zur CP+ im vergangenen Jahr veröffentlicht.

Leistung

So viel die Sony NEX-7 auch zu bieten hat, ihre Geschwindigkeit gehört nicht unbedingt dazu. Bis nach dem Einschalter der Kamera das erste Foto im Kasten ist, dauert es in der Regel 0,9 Sekunden. Gelegentlich scheint die Digicam allerdings zu hängen und braucht etwa zwei zusätzliche Sekunden, bis sie einsatzbereit ist. Zwischen jedem weiteren Foto genehmigt sich die Sony eine Verschnaufpause von 0,4 Sekunden. Erfreulicherweise spielt es dabei keine Rolle, ob man im RAW- oder im JPEG-Modus fotografiert. Mit aktiviertem Blitz verlängert sich die Zwangspause zwischen zwei Aufnahmen auf 1,8 Sekunden.

Um bei optimalen Bedingungen auf das Motiv zu fokussieren, benötigt die Sony NEX-7 rund 0,4 Sekunden. Im Zwielicht verschlechtert sich die Auslöseverzögerung auf 0,5 Sekunden. Bei schlechteren Lichtverhältnissen, etwa in schummrig beleuchteten Bars und Restaurants, ist der Autofokus leider nicht immer ganz treffsicher. Dass man – wie bereits zu Anfang erwähnt – das Autofokus-Hilfslicht gerne einmal mit den Fingern der rechten Hand verdeckt, hilft hier nicht unbedingt weiter. Statt dann auf den gewählten Fokuspunkt scharfzustellen und das mit einem kleinen grünen Kästchen anzuzeigen, fokussiert die NEX-7 dann die ganze Szene so gut wie möglich an und signalisiert das mit einem großen grünen Kasten auf dem Bildschirm. Besteht das Motiv hier beispielsweise aus einer Person vor einem auffälligen Hintergrund, ist in diesem Fall leider meistens der Hintergrund und nicht die Person scharf.

In der Praxis fühlt sich die NEX-7 etwas schneller an, als es die Messwerte vermuten lassen. Das liegt sicherlich auch daran, dass sich der Autofokus alle paar Sekunden aktualisiert und auf das aktuelle Motiv scharfstellt. Im besten Fall muss die Digicam dann nur noch knipsen und gar nicht mehr fokussieren, wenn der Fotograf auf der Auslöser drückt. Leider lässt sich dieses Feature nicht deaktivieren. Die Akkulaufzeit würde es sicherlich danken.

Beim ersten Blick aufs Datenblatt klingt die Sony NEX-7 mit ihren zehn Bildern pro Sekunde wahnwitzig schnell. Im Gegensatz zu ihrer großen DSLR-Schwester Alpha SLT-A77V bietet die kleine EVIL-Kamera bei diesem Tempo allerdings keinen kontinuierlichen Autofokus mehr an. Wer sich ein kontinuierliches Scharfstellen wünscht, muss vom Bildfolgepriorität-Serienbildmodus in den normalen Serienbildmodus wechseln. Im Test messen wir hier mit aktiviertem Autofokus ein maximales Tempo von 3,0 Fotos pro Sekunde. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen kommt der Autofokus allerdings ganz schön ins Pumpen, und das Tempo sinkt weiter ab. Eine Fokus- beziehungsweise Serienbild-Priorität lässt sich hier nicht festlegen. Der Highspeed-Modus kommt in unserem Test übrigens auf 9,1 fps.

Unterm Strich ist die Sony NEX-7 schnell genug, um bei Landschafts-, Portrait- und Straßenfotos nicht negativ aufzufallen. Für Action-Schnappschüsse allerdings führt einfach kein Weg an einer ausgewachsenen Spiegelreflexkameras mit Phasenvergleichs-Autofokus vorbei. Aber die ist dann eben nicht so kompakt wie die NEX-7. Man kann nicht alles haben.

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