Smartphone-Technologie: Mobilyze überwacht die Verfassung von Handybesitzern

von Christoph Kurth am 9. Februar 2012, 19:01 Uhr

Forscher an der Northwestern University unter der Leitung von Dr. Mohr arbeiten an einer Methode, Patienten mit schwerer Depression besser behandeln zu können. Das Ergebnis: Mobilyze! Die Software funktioniert in Verbindung mit einem Smartphone. Dessen Sensoren wie GPS, Accelerometer & Co. werden dazu eingesetzt, den aktuellen Status des Patienten zu erfassen. Daraus soll ein vollautomatisiertes Analyse-System entstehen, das bei Abweichungen vom normalen Verhalten oder Veränderungen des Gemütszustands eines Patienten entsprechende Gegenmaßnahmen ergreift. Allerdings werden diese ohne Zutun des Arztes eingeleitet. Mögliche Schritte wären beispielsweise eine simple Aufforderung per Text-Nachricht, einen Freund anzurufen oder spazieren zu gehen.

Damit sollen sich einige Schwierigkeiten bei der Behandlung umgehen lassen, da direkt auf eine Situation reagiert wird. Gerade bei Patienten, die Probleme beim Erkennen von Symptomen einer Depression haben, könnte dies hilfreich sein. Ein erster Test ist bereits abgeschlossen. Dabei wurden acht Patienten mit Mobilyze behandelt. Laut Dr. Mohr hat der virtuelle Smartphone-Therapeut geholfen, die Depressionen besser in den Griff zu bekommen. Im Sommer dieses Jahres will Mohr den Test ausweiten.

Abgesehen von der Tatsache, dass Mobilyze durchaus depressiven Patienten helfen könnte, stellt sich an dieser Stelle wieder einmal die Frage, inwieweit eine Überwachung von Menschen grundsätzlich vertretbar ist. Mit Carrier IQ im Hinterkopf möchten wir uns jedenfalls nicht ausmalen, wenn Personen möglicherweise einmal ohne ihr Wissen auf diese Art und Weise kontrolliert werden. Mit Indect wurde jüngst erst ein Überwachungssystem vorgestellt, das potenzielle Straftäter bei der Fußball-Europameisterschaft in Polen aussortieren soll, bevor diese überhaupt auffällig werden. Und auf einmal erscheint Minority Report als gar nicht mehr so ferner Hightech-Alptraum. (Bild: Northwestern University / Dr. David C. Mohr)