- CNET.de - https://www.cnet.de -
Panasonic Lumix DMC-FX90 im Test: lichtstarke Ultrakompakt-Kamera mit WLAN
von Joshua Goldman und Stefan Möllenhoff am , 14:11 Uhr
Mit der Lumix DMC-FX90 und ihrem integrierten WLAN-Modul kämpft Panasonic gegen die immer stärker werdende Smartphone-Konkurrenz an. Aufgrund des wirren WLAN-Setups hätten wir die Kamera allerdings beim Test gerne an die Wand geklatscht, und die Bildqualität kann nicht mit anderen Digicams dieser Preisklasse mithalten. Immerhin: die Knipse ist schnell und bietet ein lichtstarkes Ultra-Weitwinkel-Objektiv.
Zwar schießen Handy-Kameras auch 2012 immer noch keine bombastischen Fotos, doch für Facebook & Co. reicht die Qualität in der Regel bereits aus. Da kann man zumindest für schnelle Schnappschüsse getrost auf die Einsteiger-Digicam verzichten. Panasonic versucht mit der Lumix DMC-FX90 gegen diesen Trend gegenzusteuern und verpasst der schlanken Knipse einen 3,0 Zoll großen Touchscreen sowie ein WLAN-Modul. Ob die 250 Euro teure Ultrakompakt-Kamera neben dem Smartphone noch eine Daseinsberechtigung hat, verrät der Testbericht.
Panasonic ist nicht der einzige Hersteller, der auf den Drahtlos-Zug aufgesprungen ist. Samsung [1] hat auf der CES [2] im vergangenen Monat gleich vier Digicams mit WLAN [3] vorgestellt, von Kodak [4] und Fujifilm [5] gab es jeweils ein neues Modell, und Polaroid hat sogar eine Android-Kamera [6] zu bieten. Werden wir bald statt lauter Handys mit Kameras bald auch immer mehr Kameras mit integriertem Handy sehen?
Design
Rein äußerlich ist die Panasonic Lumix DMC-FX90 schlicht und schick aufgebaut – und rein optisch fast näher an einem Smartphone [7] als an einer klassischen Kamera dran. Auf der Oberseite des Gehäuses befinden sich die allermeisten Bedienelemente: Ein/Aus-Schieber, dedizierte Aufnahmetaste für den Videomodus, Auslöser und ein kleines Hebelchen für den Zoom. Außerdem befindet sich hier auch das Mono-Mikrofon. Die Rückseite ist fast vollständig von dem 3,0 Zoll großen Touchscreen mit einer durchaus adäquaten Auflösung von 460.000 Subpixeln (480 mal 320 Bildpunkte) eingenommen. Rechts oben neben den Bildschirm quetscht sich noch eine kleine, mit Wi-Fi beschriftete Taste für den integrierten WLAN-Adapter.
[8]
Der Touchscreen dominiert die Rückseite der FX90: Hier findet nur eine einzige mechanische Taste Platz.
Wie viele andere Touchscreen-Kameras kann allerdings auch hier die Bedienung auf Dauer etwas lästig werden – insbesondere, wenn man häufig an den Einstellungen herumdreht. Um eine Einstellung zu ändern oder ein Bild zu löschen sind einfach jedes Mal mehrere Fingertipps auf das Display erforderlich. Und das ist gefühlt einfach deutlich mehr „Arbeit“ als mit mechanischen Tasten. Klar, das ist ein absolutes Luxusproblem. Aber uns geht es auf die Nerven, und wer auf Nummer sicher gehen will, probiert das Interface der Digicam vor dem Kauf im Laden aus. Wer die Kamera dagegen ohnehin im Automatik-Modus belässt und sich nicht mit den Einstellungen auseinandersetzen will, kann diese Problematik gerne überlesen. Immerhin: Zwei häufig benutzte Aufnahmeparameter lassen sich links auf dem Display für eine einfache Erreichbarkeit ablegen. Zur Debatte stehen beispielsweise ISO-Empfindlichkeit, Weißabgleich, Blitz oder Belichtungskorrektur. Auf der rechten Seite des Bildschirms befinden sich Icons für Aufnahmemodi, Wiedergabemodus und ein Zoomschieber. Letzterer sieht zwar schick aus, ist in der Praxis allerdings nicht so benutzerfreundlich, wie wir uns das wünschen würden.
[9]
Der Zoom-Nippel auf der Oberseite der Kamera ist zwar etwas fummelig, aber immer noch besser als der virtuelle Zoomschieber auf dem Display.
Ansonsten hat Panasonic beim Design des Touchscreen-Interfaces jedoch gute Arbeit geleistet. Auch wenn es nicht mit Highend-Smartphones mithalten kann, so spricht das resistive Panel doch recht gut an und lässt sich für ein präziseres Ansprechen kalibrieren. Zudem ermöglicht das berührungsempfindliche Display Features wie Touch-to-Focus oder Touch-to-Shoot. Hier reicht es aus, wenn der Fotograf auf eine beliebige Stelle auf dem Bildschirm tippt, und die Kamera fokussiert dorthin und fängt auf Wunsch auch gleich das Foto ein. Wir verwackeln gelegentlich mal ein Foto, weil wir beim Aufs-Display-Tippen zu stark zittern, mit etwas Vorsicht lässt sich das jedoch vermeiden. Im Wiedergabemodus wischt sich der Fotograf elegant durch die Aufnahmen. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit, die Fotos unkompliziert zuzuschneiden oder fürs Hochladen zu taggen. Um die Online-Funktionen kümmern wir uns später im Detail.
Ausstattung
Die Ausstattung an Aufnahmeparametern, die die Panasonic Lumix DMC-FX90 mitbringt, richtet sich in erster Linie an Fotografen, die primär im Automatik-Modus fotografieren. Im Modus-Menü findet sich Panasonics intelligente Automatik, die dem Fotografen die Arbeit ziemlich komplett abnimmt. Außerdem gibt es auch einen Normalbild-Modus, der im Wesentlichen einer Programmautomatik entspricht und die die meisten gestalterischen Freiheiten ermöglicht. Hier konfiguriert der Fotograf Fokus, Farbeffekte, Weißabgleich, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungskorrektur. Direkten Zugriff auf Blende und Belichtungszeit gibt es allerdings nicht.
Fans von Motivprogrammen sind hier ebenfalls richtig: Die Panasonic Lumix DMC-FX90 bringt ganze 27 Stück mit. Darunter finden sich alte Bekannte wie Portrait, Sonnenuntergang und Nachtszene. Zu den eher speziellen Modi dagegen gehören High-Speed-Burst für Action- und High-Sensitivity für Available-Light-Aufnahmen. Beide Features knipsen allerdings mit lediglich 3 Megapixeln oder weniger. Experimentierfreudige Fotografen können sich außerdem über Kreativ-Modi wie Lochkamera und Filmkorn freuen.
Außerdem verfügt die FX90 über ein 3D-Feature, das MPO-Dateien liefert. Um ein solches Bild mit Tiefeninformationen aufzunehmen, schwenkt der Fotograf die Kamera einfach über das Motiv, und diese fängt eine Reihe von Aufnahmen ein, die sie anschließend in ein 3D-Bild umrechnet. Darüber hinaus ist noch der obligatorische Beauty-Modus an Bord. Er ermöglicht es, nachträglich Lippen- und Wangenfarbe anzupassen, Makeup aufzutragen, Hautunreinheiten und Glänzen zu entfernen, Zähne weißer zu machen, die Augen zu betonen und das Gesicht komplett zu liften. Angesichts der Sharing-Features ist der vergleichsweise ausführliche Beauty-Modus hier sicherlich nicht fehl am Platze. Doch man muss in der Praxis aufpassen, dass man es mit den virtuellen Schönheitsoperationen nicht übertreibt. Und das ist auf dem Kameradisplay gar nicht so einfach zu erkennen – die Facebook-Freunde amüsieren sich dann am Ende über künstlich aufgepumpte Gesichter.
WLAN
Wenn es die Bilder denn überhaupt auf Facebook & Co. schaffen. Denn das Einrichten der WLAN-Verbindung dürfte etliche Anwender vor unlösbare Probleme stellen. Selbst nach einigen Wochen mit der Kamera sind wir nicht ganz sicher, wie hier alles funktioniert. Anders ausgedrückt: Das Handbuch der FX90 [10] beschäftigt sich über 24 Seiten hinweg mit dem Einrichten der Verbindung. Benutzerfreundlich sieht anders aus. Wer vor Frickeleien nicht zurückschreckt, braucht sich hier keine Sorgen machen. Aber so einwandfrei wie bei modernen Smartphones geht’s hier bei Weitem nicht.
Wenn die WLAN-Verbindung dann einmal steht, lassen sich die Fotos und Videos drahtlos auf den Rechner übertragen – gesetzt den Fall, dass dort Panasonics nur für Windows erhältliche Desktop-Software läuft. Außerdem ist es möglich, die Bilder aufs Android [11]-Smartphone oder Apple [12]-Tablet beziehungsweise -Handy zu übertragen, wenn dort die entsprechende Lumix-Link-App installiert ist. Auch das Hochladen auf Facebook, Picasa, YouTube und Flickr ist möglich. Jedenfalls, sobald man einen Account beim Panasonic Lumix Club angelegt und dort die entsprechenden Zugangsdaten eingetragen hat.
Die folgende Tabelle zeigt noch einmal die wichtigsten technischen Daten der Panasonic Lumix DMC-FX90 auf einen Blick.
Hersteller | Panasonic |
Modell | Lumix DMC-FX90 |
Preis | 250 Euro |
Bildsensor | 1/2,3-Zoll-CCD |
Auflösung | 12 Megapixel |
Optischer Zoom | 5-fach |
Brennweitenbereich | 24 – 120 mm |
Lichtstärke | F2,5 – F5,9 |
Belichtungszeiten | 1/4000 – 60 s |
Bildstabilisator | optisch |
Empfindlichkeiten | ISO 80 – 6400 |
Max. Fotoauflösung | 4000 x 3000 Pixel |
Max. Videoauflösung | 1920 x 1080 Pixel |
Dateiformate | JPEG (Foto); AVCHD, MP4 (Video) |
Manuelle Einstellungen | P |
Display | 3,0 Zoll, 480 x 320 Pixel, Touchscreen |
Speichermedien | SD, SDHC, SDXC |
Stromversorgung | Lithium-Ionen-Akku |
Akkulaufzeit (CIPA) | 200 Fotos |
Anschlüsse | USB, HDMI, AV |
Mikrofon | mono |
Abmessungen | 10,2 x 5,6 x 2,2 cm |
Gewicht | 149 g |
Leistung
Eine der Stärken der Panasonic Lumix DMC-FX90 ist ihre Geschwindigkeit. Zwar ist ein Zeit zwischen Betätigen des Einschalters und Aufnahme des ersten Fotos mit 2,1 Sekunden etwas lang. Doch die Verschnaufpausen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Fotos fallen mit einer Sekunde ohne und zwei Sekunden mit Blitz erfreulich kurz aus. Der Serienbildmodus ist mit drei Aufnahmen pro Sekunde bei voller Auflösung außerdem ebenfalls recht ordentlich. Wer sich hier mit 3 Megapixeln zufriedengibt, kann bis zu zehn Fotos pro Sekunde einfangen.
Um bei optimalen Bedingungen auf das Motiv scharfzustellen und das Bild einzufangen, benötigt die Lumix FX90 ausgezeichnete 0,3 Sekunden. Im Zwielicht verschlechtert sich die Auslöseverzögerung auf immer noch sehr ordentliche 0,6 Sekunden. Fürs regelmäßige Ablichten von herumspringenden Kindern und Haustieren ist das – insbesondere in geschlossenen und nicht taghell beleuchteten Räumen – jedoch trotzdem zu langsam. Mit etwas Übung ist der Autofokus aber gut genug, um langsam bewegte Motive scharf einzufangen.
[13]
Die Panasonic Lumix DMC-FX90 ist gerade einmal 2,2 Zentimeter dick.
Bildqualität
Ein nicht unerheblicher Teil der Anschaffungskosten der Panasonic Lumix DMC-FX90 geht sicherlich für das integrierte WLAN-Modul, den Touchscreen und das lichtstarke Objektiv drauf. Aber bei Anschaffungskosten von rund 250 Euro erwarten wir uns trotzdem eine recht ordentliche Bildqualität – auch bei schwachen Lichtverhältnissen. In der Praxis reichen mit ISO 400 geschossene Bilder noch für Abzüge im 10-mal-15-Zentimeter-Format oder für Facebook & Co. aus. Oberhalb dieser Empfindlichkeit nimmt die Fotoqualität jedoch deutlich spürbar ab.
Bei guten Lichtverhältnissen erzielt die FX90 sehr gute Ergebnisse. Die Farben sehen angenehm aus und wirken lebendig, aber gleichzeitig nicht künstlich. Das Ultra-Weitwinkel-Objektiv sorgt dafür, dass bei niedrigen Brennweiten auf den Fotos und Videos eine leichte Tonnenverzeichnung zu sehen ist. Das Objektiv bietet in der Mitte der Fotos eine ordentliche Abbildungsqualität, die zu den Seiten und Ecken hin allerdings nachlässt. Insbesondere die linke Seite ist bei unserem Testgerät spürbar unschärfer.
Die Videoqualität der Panasonic Lumix DMC-FX90 ist etwas besser als die von den üblichen HD-Pocket-Camcordern. Fürs gelegentliche Betrachten auf dem Fernseher im Wohnzimmer oder für YouTube und Konsorten reichen die Clips durchaus aus. Allerdings sorgen Schwenks für ein deutliches Ruckeln, das für Digicams leider ziemlich typisch ist. Schnell bewegte Objektive hinterlassen außerdem Geisterbilder. Der optische Zoom funktioniert erfreulicherweise auch während des Filmens und ist so leise, dass er auf den Aufnahmen nicht zu hören ist.
Fazit
An sich begrüßen wir die aktuelle Tendenz der Hersteller, ihre Kompaktkameras zunehmend mit WLAN-Modulen auszustatten. Doch kommt Panasonic bei der Lumix DMC-FX90 etwas ins Stolpern. Ein großer Grund, wieso man sich eine WLAN-Digicam zulegt, ist die gegenüber Smartphones verbesserte Bildqualität bei gleichzeitig drahtloser Sharing-Möglichkeit. Während die FX90 tatsächlich bessere Ergebnisse liefert als die gesammelte Handy-Konkurrenz, fällt der Unterschied bei den kleinen Formaten auf Facebook & Co. kaum ins Gewicht. Die beiden großen Vorteile sind unterm Strich der optische Zoom und der Bildstabilisator. Das hakelige WLAN-Setup und die komplizierten Drahtlos-Funktionen enttäuschen uns allerdings.
Artikel von CNET.de: https://www.cnet.de
URL zum Artikel: https://www.cnet.de/41558848/panasonic-lumix-dmc-fx90-im-test-lichtstarke-ultrakompakt-kamera-mit-wlan/
URLs in this post:
[1] Samsung: http://www.cnet.de/unternehmen/samsung/
[2] CES: http://www.cnet.de/themen/ces-2014/
[3] vier Digicams mit WLAN: https://www.cnet.de/blogs/alpha/kameras/41558307/ces_2012_samsung_bringt_vier_digicams_mit_wlan_wb850f__wb150f__st200f_und_dv300f.htm
[4] Kodak: https://www.cnet.de/galerie/41558296/ces_2012_kodak_easyshare_m750_mit_wlan.htm
[5] Fujifilm: https://www.cnet.de/blogs/alpha/kameras/41558074/digicam_flut_zur_ces_fujifilm_spuckt_19_neue_bridge__und_kompaktkameras_aus.htm
[6] Polaroid hat sogar eine Android-Kamera: https://www.cnet.de/galerie/41558207/ces_2012_polaroid_sc1630_digicam_mit_android.htm
[7] Smartphone: http://www.cnet.de/themen/smartphone/
[8] Image: https://www.cnet.de/i/story_media/41558848/panasonic_lumix_dmc-fx90_hinten.jpg
[9] Image: https://www.cnet.de/i/story_media/41558848/panasonic_lumix_dmc-fx90_oben.jpg
[10] Handbuch der FX90: http://www.panasonic.de/html/de_DE/W-2/8021018/index.html
[11] Android: http://www.cnet.de/themen/android/
[12] Apple: http://www.cnet.de/unternehmen/apple/
[13] Image: https://www.cnet.de/i/story_media/41558848/panasonic_lumix_dmc-fx90_seite.jpg
[14] Testfotos: die Bildqualität der Panasonic Lumix DMC-FX90: https://www.cnet.de/41558849/testfotos-die-bildqualitaet-der-panasonic-lumix-dmc-fx90/?pid=1#sid=41558848