Aktionen, die Müll in Kunst verwandeln, sind zwar spannend, aber inzwischen ein alter Hut. Das Trashcam Project beschreitet neue Wege und nutzt nicht den Müll, sondern Müllcontainer, um Kunstwerke zu erschaffen. Die beiden Müllmänner Christoph Blaschke und Mirko Derpmann haben in Zusammenarbeit mit der Agentur Scholz und Friends, der Hamburger Müllabfuhr und dem Fotografen Matthias Hewing nämlich ganz normale 1100-Liter-Container zu gigantischen Lochkameras umgebaut – und damit fleißig in der Hansestadt fotografiert.
Lochkameras sind die einfachste Form von Kameras. Im Prinzip handelt es sich dabei um einen lichtdichten Kasten, bei dem auf einer Seite innen ein lichtempfindlicher Film angebracht ist. Gegenüber in dem Kasten befindet sich ein winziges Loch, das als Objektiv fungiert. Daher rührt auch der Name Lochkamera. Als Film setzt das Trashcam Project Ilford-Fotopapier ein.
So sieht der Lochkamera-Müllcontainer aus. Der Verschluss besteht aus einem Stück Klebeband.
Nachdem die Öffnung in dem Kasten winzig ist, sind extrem lange Belichtungszeiten erforderlich, um ausreichend Licht zu sammeln. Das sorgt dafür, das beispielsweise Wasser extrem weich und fließend erscheint. Belebte Plätze erscheinen menschenleer, denn die Kamera zeichnet bei minuten- bis stundenlangen Belichtungszeiten nur jene Dinge auf, die immer an Ort und Stelle sind. Aufgrund des extrem hohen Öffnungsverhältnisses ist die Tiefenschärfe praktisch unendlich groß. Außerdem zeichnen sich die Aufnahmen durch eine starke Vignettierung aus. Die Ergebnisse der Container-Kamera gibt es auf Flickr zu bewundern.
Extreme Tiefenschärfe, weiches Wasser und starke Vignettierung: Lochkameras schießen charakteristische Fotos.
Und wer die analoge Fotografie verpasst hat, aber bei seiner Digicam immer den Lochkamera-Effekt nutzt, weiß jetzt endlich, woher dieser Filter kommt. (Bilder: Trashcam Project, Flickr)
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