Plastikbomber mit Turbo-Boost: Samsung Galaxy S3 im Vorab-Test

Gestern hat Samsung in London das neue Flaggschiff-Smartphone Galaxy S3 vorgestellt. Die meisten technischen Daten entsprechen dem, was die Gerüchteküche bereits im Vorfeld gemunkelt hat. Damit ist das Gerät Up-to-Date und gehört zu den bestausgestattetsten Androiden, setzt aber in kaum einem Punkt wirklich etwas drauf – und anstelle des vermuteten Keramik-Gehäuses kommt wieder Plastik zum Einsatz. Wir sagen, ob sich der Kauf trotzdem lohnt.

Samsung hat gestern bei der Vorstellung des Galaxy S3 für fast so viel Furore gesorgt wie Apple bei den berühmten iPhone-Präsentationen. Das war durchaus gewollt, schließlich haben die Koreaner hunderte von Journalisten aus der ganzen Welt eingeflogen und das London Philharmonic Orchestra verpflichtet, um die Werbe-Jingle des Unternehmens angemessen in die Präsentation einzubauen.

Die Show jedenfalls war schon fast auf Apple-Niveau. Die Geheimniskrämerei im Vorhinein und die dazugehörig brodelnde Gerüchteküche ebenfalls. Aber ist auch das Produkt ein Überflieger? Wir waren vor Ort und haben uns die dritte Generation des Galaxy S angesehen. Das Gerät soll noch im Mai in Deutschland auf den Markt kommen und mit 16 GByte internem Speicher zwischen 600 und 650 Euro kosten.

Design

Der arg quadratische Look der Vorgänger ist dahin. Das neue Galaxy S hat deutlich abgerundete Ecken und wirkt damit eher wie der Nachfolger des Galaxy Nexus als der des S2. Das finden wir aber gut, denn optisch ist das Smartphone auf Anhieb sympathisch. Wir hatten das weiße Modell in der Hand, bei dem ein Rahmen im Metall-Look attraktive Akzente setzt.

Aber genau das ist das Problem: Metall-Look. Der Rahmen wirkt, als wäre er aus geschliffenem Alu, doch beim Kratztest mit dem Fingernagel stellen wir fest: Er ist glatt – und aus Plastik. Das gleiche gilt auch für die Rückseite. Glänzender Kunststoff. Schade, wir hatten uns doch schon so auf das Keramik-Gehäuse gefreut, über das im Vorfeld spekuliert wurde. Denn das Material war für uns auch schon beim Vorgänger einer der großen Kritikpunkte. Natürlich, dieser Punkt ist Geschmacksache. Kunststoff hat auch seine Vorteile, aber wäre er zumindest gummiert wie bei Thinkpad-Notebooks oder vielen HTC-Smartphones, würde er gleich hochwertiger wirken. Außerdem wäre er so geschützt, denn das glatte Material wird sicherlich schnell zerkratzt und unansehnlich sein. Den Preis dürfen wir bei der Bewertung nicht vergessen: Das Gerät kostet bei seiner Markteinführung gut 600 Euro – und liegt damit bei gleicher Speicherausstattung auf dem Niveau des iPhone 4S. Und dass Apple nicht gerade das Paradies für Schnäppchenjäger darstellt, dürfte hinlänglich bekannt sein.

Das Galaxy S3 wird in blauer und weißer Farbgebung zu haben sein. Die weiße Version glänzt und spiegelt (und strahlt Fingerabdrücke und Fettspuren in alle Richtungen), während die blaue Variante einen Metallic-Effekt hat (und ebenso bereitwillig Fingerspuren anzieht). Wer lieber auf dezentes Schwarz statt auf knallige Farben steht, kann beruhigt sein: Das hier eingesetzte Blau ist so dunkel, dass es auf den ersten Blick auch problemlos als Schwarz durchgehen würde.

Mit einer Bauhöhe von knapp 9 Millimetern (8,6 laut Werksangabe) reiht sich das S3 zwischen seinen Vorgänger S2 (8,5 Millimeter) und das HTC One X (9,3 Millimeter) ein. Im Vergleich zum inzwischen schon etwas betagten iPhone-4(S)-Design ist es merklich schlanker – das Apple-Smartphone ist 9,3 Millimeter dick. Rein subjektiv ist das S3 extrem flach, aber das liegt wohl auch an der verhältnismäßig großen Display-Diagonale. Der schmale Rahmen um die eigentliche Anzeige tut sein übriges für einen modernen, zeitgemäßen und schlanken Look.

Die Fans des geringen Gewichts des Galaxy S2 werden übrigens schlucken: Das neue Modell fühlt sich deutlich schwerer an. In Zahlen reden wir von 116 zu 133 Gramm. Na klar, es ist größer, und im Vergleich zum deutlich kleineren iPhone der aktuellen Generation immer noch sieben Gramm leichter. Aber so auffällig leicht wie bisher ist es eben nicht mehr. Wir finden das trotzdem gar nicht schlecht, denn ein zu geringes Gewicht hat auch einen gewissen Einfluss auf die gefühlte Wertigkeit. Und wenn es danach geht, darf man ein 600-Euro-Smartphone auch durchaus in der Hosentasche fühlen.

Ganz wichtig: Das Smartphone ist groß. Richtig groß. Mit seinem 4,8-Zoll-Display überragt es sogar noch das Galaxy Nexus (4,65 Zoll), das iPhone 4S um Längen (3,5 Zoll) und wird derzeit kaum von anderen Geräten übertroffen. Auf Anhieb fällt uns da nur das Galaxy Note mit seinem 5,3-Zoll-Display ein, aber das ist – auch aufgrund seines eckigen Gehäuses – einfach schon ein echter Klumpen. Wer das mag und das Handy häufiger als mobilen TV-Ersatz einsetzt als am Ohr und in der Tasche, wird sich sicherlich darüber freuen. Aber Fans des iPhone-Formfaktors kommen hier nicht mehr auf ihre Kosten. Geschmacksache.

Neueste Kommentare 

7 Kommentare zu Plastikbomber mit Turbo-Boost: Samsung Galaxy S3 im Vorab-Test

  • Am 6. Mai 2012 um 18:42 von airchrono

    samsung galaxy s3 – Fakten zur Bildschirmauflösung
    in allen Berichten wird die "tolle Auflösung" des Samsung Galaxy S 3 gelobt. Natürlich ist klar, dass ein größerer Bildschirm meistens auch mehr Pixelpunkte hat, wenn man alle zusammenzählt, als ein kleinerer Bildschirm (wie der des iPhone), weil auf die größere Fläche eben mehr Punkte darauf passen. Doch das sagt leider wenig über die tatsächliche Schärfe der Abbildung aus, denn die läßt sich objektiv nur in dpi / ppi messen, also in Punkte pro (Kubik-) Inch! Bei der tatsächlichen Schärfe ist – oder war ? – der Bildschirm des iPhone bisher ungeschlagen (326 ppi), seit nunmehr drei Jahren. Hat also Samsung diesen objektiv messbaren Vorsprung jetzt – nach drei Jahren – endlich aufgeholt, oder ist der Bildschirm wieder nur größer aber nicht so scharf wie der des iPhone ??? Und offenbar wollen auch immer noch einige Leute ihr Smartphone mit einer Hand bedienen und in die Hosentasche stecken können – genau gesagt über 32 Millionen (iPhone) im letzten Quartal … diese Zahl wird auch das Galaxy S3 nie erreichen, trotz – oder wegen der Größe seines Bildschirms.

  • Am 8. Mai 2012 um 12:15 von airchrono

    Samsung Galaxy S 3: Rätsel um Displayschärfe gelöst
    das Super – AMOLED – Display ist zwar wieder größer als das Display des iPhone 4/4S, es bildet aber nicht so scharf ab,
    denn es kann pro Quadrat-Inch "nur" 306 Punkte (ppi) abbilden.

    Das iPhone Display bildet hingegen 326 ppi ab und ist damit seit nunmehr ungeschlagen der schärfste Bildschirm in einem Smartphone.

    Das sind die nüchternen, objektiven Fakten.

    • Am 9. Mai 2012 um 21:27 von Aircon

      AW: Samsung Galaxy S 3: Rätsel um Displayschärfe gelöst
      hehe na nimm mal deine APPLE brille ab und schau dir die XPERIA S von SONY an;) es hat bis jetzt auf eine 4,3 zoll display die höchste PPI!!! 346 PPI, falls du es in zahlen haben willst :p

    • Am 10. Mai 2012 um 11:30 von Harise

      AW: Samsung Galaxy S 3: Rätsel um Displayschärfe gelöst
      Klar 1000 ppi wären noch mehr, stellt sich nur die Frage ob ein menschliches Auge bei normalem Gebrauch den Unterschied sehen kann.
      Ein Formel 1 Auto hat auch mehr PS und ist schneller als ein Golf, um damit zum Einkaufen in die Innenstadt zu fahren, nützt mir das alles nichts.

  • Am 8. Mai 2012 um 14:37 von HansemannX

    Plastikbomber
    Als S2-Nutzer kann ich mich mit der hier gelobten runderen Form nur sehr schwer anfreunden. Ich finde die etwas eckigere Form des S2 wesentlich eleganter!
    Ebenso geht es mir mit den glatten Plastikflächen. Die feine Struktur im Akku-Deckel des S2 ist angenehm griffig und unempfindlich für Fingerabdrücke und Fettschlieren. Dabei ist das S2 auch noch kratzunempfindlich, zumindest sind nach 1 Jahr Transport in Hosen- und Hemdtasche (2-mal aus gut 1m Höhe rausgefallen, zum Glück auf Kork-Boden) ohne Hülle noch keine Kratzer feststellbar.
    Ob das die glatten Design-Oberflächen des S3 genauso überstehen, wage ich zu bezweifeln. Der Zustand des Galaxy S (gleiches Alter wie das S2) meines Sohnes spricht hier Bände.
    Fazit: Vom Design und der äußeren Haptik eher ein Rückschritt gegenüber dem S2 !!!!

  • Am 10. Mai 2012 um 13:24 von vany1707

    Relativierung
    Schon lustig, wie sich die iPhone Jünger an die letzten Fakten klammern, die auf dem Papier das Galaxy S3 "schlagen". Mein Gott… ein 4,8 Zoll Display der Marke AMOLED – auch wenn es "nur" die PenTile-Technik verwendet – mit einer Auflösung über 300 dpi ist einfach ein Hingucker. Und warum regt ihr euch über die Größe des Displays auf? Wenn es euch zu groß ist, kauft es einfach nicht oder ignoriert es und versucht nicht, anderen (objektiven) Menschen eure Meinung aufzuschwatzen. Allgemein kommt es mir so vor, als ob die offensichtlichen Defizite des hoffnungslos überteuerten iPhones durch Angriffe gegen weitaus fortschrittlichere Konkurrenzprodukte (und damit meine ich nicht nur Samsung) versucht werden, zu überdecken.

    Das Design des S3 ist meiner Meinung nach gut geraden. Etwas rundere Ecken steht dem Genre-Primus gut. Leider hätte Samsung die Materialauswahl besser treffen oder (wie etwa beim S2) die Haptik durch raue Strukturen erhöhen können. Aber Plastik hat nunmal auch seine Vorteile (Stabilität, Leichtigkeit, Elastizität, Funkeigenschaften).

    Im Endefekt hat jedes Telefon hat seine Vor- und Nachteile. Man muss letztlich selbst entscheiden, was für ein "Handy-Typ" (Grüße an Johann König 😉 man ist. Das Gebashe gegen Android, Samsung, HTC, Windows Phone, Nokia und wie sie aalle heißen, aber auch gegen Apple bringt uns nicht weiter.

  • Am 17. Mai 2012 um 19:44 von dijay

    Display
    @airchrono: das iphone 4 (1. mit retina display) ist nichmal 2 jahre aufm markt wie kommst du also darauf das es seit 3 jahren ungeschlagen is ??
    abgesehen davon erkennt das menschliche auge keinen unterschied ab 300 ppi , wieso sollte samsung also darauf eingehen und einen sinnlosen rekord brechen ??
    n full hd display mit über 400 ppi sähe nicht merklich besser aus, benötigt aber weitaus mehr leistung um die inhalte zu berechnen …

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