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Boston Acoustics TVee Model 25: Gut klingende, aber zu teure Soundbar-Subwoofer-Combo
von Gerald Strömer, Matthew Moskovciak und Steve Guttenberg am , 18:00 Uhr
Das Boston Acoustic TVee Model 25 ist eine kompetente, aber in keiner Hinsicht außergewöhnliche Soundbar mit einigen Design-Schwächen, die den hohen Preis grundsätzlich in Frage stellen.
Als Boston Acoustics seine ersten Soundbars der Tvee-Produktreihe auf den Markt brachte, waren deren moderate Preise und die Fokussierung auf Einfachheit eine willkommene Ergänzung in einem Markt der vor überteuerten Produkten nur so strotzte. Ein paar Generationen später sieht sich das Tvee Model 25 nun einer ganz anderen Konkurrenz gegenüber: Unmengen billiger Soundbars, die gut genug sind, wenn man nur etwas sucht, das besser klingt als die internen TV-Quäker. Wie sie sich wohl in diesem Umfeld schlägt?
Das Boston Acoustics TVee Model 25 [1] ist ein Audiosystem zur Aufbesserung des Fernsehersounds, das aus einer Soundbar und einem aktiven, kabellosen Subwoofer besteht und am deutschen Markt zu Preisen ab knapp 250 Euro zu kaufen ist.
Design und Ausstattung
Wir erwarten von einer Soundbar ja kein überirdisches Design, aber das TVee Model 25 ist selbst nach unseren Maßstäben ausgesprochen langweilig. Vom matt-grauen Oberflächen-Finish bis hin zum fast schon konisch zulaufenden Subwoofer – nirgendwo findet sich etwas Aufregendes oder Neues.
Das einzige interessante Design-Detail ist die schmale und hohe Lautsprecher-Front, die die dahinterliegende eckige Basis überragt und komplett verdeckt. Das mag gut aussehen, wenn man das Model 25 an der Wand montiert. Wenn man die insgesamt 11,2 Zentimetern hohe Soundbar aber direkt vor dem Fernseher platziert, kann sie unter Umständen den Sensor der TV-Fernbedienung blockieren. Vor einem möglichen Kauf sollte man daher unbedingt das Lineal zücken und messen, ob es ein Problem geben könnte.
An der rechten Seite der Front findet man außerdem eine Anzahl Tasten zur Bedienung des Model 25, wenn die TV-Fernbedienung mal nicht auffindbar ist. Ein Display sucht man allerdings vergebens, direktes visuelles Feedback auf Anpassungen entfällt also. Auch das ist ein Nachteil für das Model 25, da vermehrt Soundbars am Markt zu finden sind, die zumindest Lautstärke-Stufe und Eingangswahl auf einem Front-Panel-Display darstellen.
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Die schmale, hohe Front sieht zwar elegant aus, kann bei der Platzierung vor dem Fernseher aber den Fernbedienungssensor blockieren.
Die Wandmontage des Model 25 erleichtern Schlüsselloch-Schlitze auf der Rückseite der Soundbar. Dort findet man auch einen Schalter, der die Soundbar vom Tisch- auf den Wandmontage-Modus umschaltet und den Klang für die jeweilige Platzierung optimieren soll.
Für den Anschluss von Quellgeräten stehen auf der Rückseite ein analoger Stereo-Eingang, ein AUX-Eingang im Klinke-Buchse und ein digitaler optischer Audioeingang zur Verfügung, was nicht gerade viel ist. Man sollte andere Geräte daher am besten direkt mit dem Fernseher verbinden und dann lediglich dessen Audioausgang mit der Soundbar verbinden. In dieser Konfiguration nutzt man dann den Fernseher, um zwischen den einzelnen Geräten hin- und herzuschalten, und hat nur ein einziges Kabel, das zur Soundbar geht.
Setup
Für das TVee Model 25 ist keine Lautsprecher-Kalibrierung nötig, aber da das System keine eigene Fernbedienung hat, muss die des Fernsehers programmiert werden, um die Soundbar steuern zu können. Man muss sich durch den immer gleichen Vorgang kämpfen, um Lautstärke hoch/runter, Stummschaltung, Eingangswahl, Musik-/Film-Surround-Modi und An/Aus zu programmieren. Das nervt zwar, aber letztlich bekamen wir alle Funktionen zum Laufen.
Man muss auch die Menüs des Fernsehers erkunden, um dessen interne Lautsprecher abzuschalten – und das kann einen der Nachteile aufdecken, den die Benutzung der Kontroll-Codes der TV-Fernbedienung für das TVee Model 25 mit sich bringt. Denn einige HDTVs blenden immer dann eine Nachricht im Sinne von „TV-Lautsprecher abgeschaltet“ ein, wenn man die Lautstärke der Soundbar anpasst. Dem Hersteller des Fernsehers kann man für diese Fehlermeldung nicht die Schuld geben, denn sie wäre normalerweise schon hilfreich, wenn man die Lautstärke verändert und scheinbar nichts passiert. Aber bei Soundbars ohne eigene Fernbedienungen ist das schon ziemlich nervig. Die Boston Acoustics TVee Model 25 ist beileibe nicht die einzige Soundbar mit diesem Problem, aber vor einem möglichen Kauf sollte man sich dieser Problematik halt bewusst sein.
Den kabellosen Subwoofer paart man mit der Soundbar, indem man an beiden Geräten die gleiche ID (1, 2, 3 oder 4) wählt. Der Tieftöner hat seinen eigenen Lautstärke-Drehknopf auf der Rückseite, der eine feine Einstellung der Bass-Balance zwischen Soundbar und Subwoofer erlaubt, als das bei anderen Systemen mit graduellen Abstufungen der Fall ist. Das ist zwar sehr schön, bedeutet aber auch, dass man den Bass nicht über die Fernbedienung einstellen kann. Wer den besten Klang erzielen möchte, sollte den Subwoofer übrigens nicht mehr als anderthalb Meter von der Soundbar entfernt platzieren.
Performance
Das TVee Model 25 braucht kein Fein-Tuning und liefert vom Start weg einen guten Sound ab. Das System punktet mit klaren Dialogen und einem angenehmen vollen, reichen Klang. Der Subwoofer mag zwar nicht zu den Vertretern seiner Art gehören, die die Fundamente des Hauses erschüttern, rundet die Soundbar aber beeindruckend gut im Tieftonbereich ab.
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Die Lautstärke des Subwoofers, der den Klang angenehm im Tieftonbereich abrundet, kann separat eingestellt werden – aber dazu muss man schon aufstehen und hingehen.
Die üppige Orchestrierung auf der „Symphonic Live“-Blu-ray von Yes klingt richtig klasse und integriert sich gut in die Musik von Sänger Jon Anderson, Bassist Chris Squire, Drummer Alan White und Gitarrist Steve Howe. Die Soundbar von Boston Acoustics ist zwar ein reiner 2-Wege-Lautsprecher, projiziert im Movie-Modus aber dennoch eine angenehm große, weit offene Klangbühne. Man vergisst schnell, dass man hier „nur“ einer Soundbar zuhört, gefühlsmäßig könnte das auch ein kleines Hi-Fi-System sein.
Action-lastige Filme mit vielen dynamischen Laut-Leise-Übergängen klingen etwas komprimiert, aber das ist ein Problem, dass allen Soundbars in der Preisklasse des TVee Model 25 zu Eigen ist. Dafür wahrte das System seine Haltung, als wir die Lautstärke in Will Ferrells „Talladega Night“-Blu-ray voll aufdrehten. Das donnernde Röhren der Nascar-Motoren ist zwar nicht ganz so überzeugend und laut wie bei richtig großen und viel teureren Soundbar-Subwoofer-Combos wie dem JBL SB 300, aber ältere Soundbars der ersten Stunde fegt das Boston-Acoustuics-System locker vom Platz.
Das TVee Model 25 klingt auch mit CDs von Duke Ellingtons Big-Band-Jazz und Gillian Welchs Gesangs- und Banjo-Klängen richtigen gut. Harter Rock belastet den Lautsprecher aber hörbar. Auch das ist nicht ungewöhnlich, nur die wenigsten Soundbar-Systeme liefern überragenden Rock-Sound ab. Am besten klingt das TVee Model 25 jedoch mit filmen – und dafür wurde es ja letztlich auch konzipiert.
Fazit
Das Boston Acoustics TVee Model 25 ist eine alles in allem recht ordentliche Soundbar mit überdurchschnittlichem Klang, aber auch einigen Design-Schwächen. Das Hauptproblem der Soundbar ist allerdings ihr Preis: In Anbetracht der gebotenen Leistung ist der Straßenpreis (!) von knapp 250 Euro einfach zu hoch. Wenn man sie irgendwo als Schnäppchen bekommt, darf man sich auf einen grundsoliden, sauberen Klang freuen. Ist dem nicht so, sollte man unbedingt mit der Konkurrenz vergleichen.
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[2] Image: https://www.cnet.de/i/story_media/41563974/boston_acoustics_tvee_model_25_003.jpg
[3] Image: https://www.cnet.de/i/story_media/41563974/boston_acoustics_tvee_model_25_005.jpg