Googles Nexus 4 ist derzeit das Smartphone, das die Android-Welt mit größter Spannung erwartet. Das vom koreanischen Hersteller LG gefertigte Gerät lockt mit einer hochkarätigen Ausstattung zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Ab 13. November steht Googles neues Android-Smartphone in den Läden. Wir haben das Gerät vor seinem Verkaufsstart unter die Lupe genommen.
Design
Das erste Smartphone der Nexus-Serie kam noch aus dem Hause HTC. Darauf folgten mit dem Nexus S und dem Nexus-4-Vorgänger Galaxy Nexus zwei Samsung-Geräte. Das Nexus 4 kommt nun aus den Produktionshallen des koreanischen Herstellers LG. Das Design des neuen Google-Smartphones hat jedoch wenig mit den typisch eckigen LG-Geräten gemein, sondern erinnert stark an seinen Vorgänger. Mit seinen Maßen von rund 13,4 mal 6,9 mal 0,9 Zentimeter ist es in dieser Hinsicht im Prinzip identisch zum Galaxy Nexus.
(Foto: CNET)
Nimmt man es genau, fällt auf, dass das neue Google-Phone ein kleines Stück kürzer und dafür etwas breiter geworden ist. Mit 139 Gramm bringt es zudem ein wenig mehr Gewicht auf die Waage. Im Vergleich zum Vorgänger ist es allerdings nicht mehr leicht nach innen gewölbt und wird am unteren Ende etwas dicker, sondern ist über die gesamte Fläche eben und symmetrisch. Die oberen und unteren Ecken sind ähnlich abgerundet. Die Display-Umrandung des Nexus 4 besteht aus Kunststoff, ist etwas dünner und kommt – anders als der Vorgänger – ohne spürbaren Übergang zum Display aus. Die Kanten des Gehäuses sind ebenfalls aus Kunststoff und zu rund zwei Drittel nach hinten abgeschrägt. Das gummiert wirkende Material lässt das Gerät gut in der Hand liegen. Das auffälligste Design-Merkmal des Nexus 4 ist jedoch seine im Licht funkelnde Rückseite. Diese besteht wie auch die Vorderseite des Gerätes aus Cornings Gorilla Glass 2 und ist definitiv ein Blickfang.
(Foto: CNET)
Insgesamt macht das Nexus 4 einen sehr hochwertigen und soliden Eindruck und wirkt fast schon wie aus einem Guss. Der Nachteil: Auf nur leicht schrägen Flächen gerät das Nexus 4 schnell ins Rutschen. Und vor einen Sturz vom Tisch auf den Holzboden schützt scheinbar auch die vermeintlich bruchsichere Gorilla-Glass-Rückseite nicht immer, wie die Tester von The Verge am eigenen Leib feststellen mussten. Es war zwar nur ein kleiner Riss zusehen, doch auch das ist ärgerlich, vor allem wenn man das Gerät gerade erst gekauft hat.
Bildergalerie
An der linken Seite des Nexus 4 befindet sich der Lautstärkeregler. Der Ein-/Auschalter liegt auf der rechte Seite des Gerätes. Kopfhörer- und Micro-USB-Anschluss sind wie bei den meisten anderen Herstellern auch an der Ober- beziehungsweise Unterseite des Smartphones positioniert. In der rechten Ecke, knapp über dem Display, sitzt die Front-Kamera. Unter dem Touchscreen hat Google eine Benachrichtigungs-LED verbaut. Die rückseitige Kamera samt Blitz ist im Gegensatz zum Galaxy Nexus ein Stück nach links gewandert, deutlich kleiner und eben in die Glasrückseite eingelassen. Physische Tasten findet man beim Nexus 4 nicht, stattdessen kommen wie beim Vorgänger Software-Buttons zum Einsatz, die einen Teil des Displays in Anspruch nehmen.
Display
Das Display selbst ist praktisch baugleich mit der Anzeige des LG Optimus 4X HD. In Zahlen hat LG also auch hier ein 4,7 Zoll großes True-HD-IPS+-LCD verbaut, das allerdings über eine Auflösung von 1280 mal 768 Pixeln verfügt. Dank einer Pixeldichte von 320 ppi stellt auch das Display des Nexus 4 alle Inhalte sehr scharf dar und hält mit der Schärfe des Retina-Displays des iPhone 5 mit. Eine kräftige Farbwiedergabe, die ordentliche Helligkeit sowie der gute Kontrast runden die Anzeige ab. Auch der Blickwinkel lässt dank IPS-Panel keine Wünsche offen und ist beispielsweise deutlich besser als beim TFT-Display des Sonys Xperia T. An die Farbsättigung und Schwarzwerte des Samsung Galaxy S3, dessen Anzeige auf die hauseigene Super-AMOLED-Technik setzt, kommt das Nexus-4-Display allerdings nicht ganz heran. Hier haben AMOLED-Displays generell die Nase vorne.
Betriebssystem
Wie auch Googles neues Android-Tablet Nexus 10 wird das Nexus 4 mit Jelly Bean 4.2 ausgeliefert. Die Unterschiede zwischen Jelly Bean und Ice Cream Sandwich, das standardmäßig auf dem Galaxy Nexus zum Einsatz kam, sind nicht allzu groß. Im Allgemeinen ist die Ästhetik beider Versionen gleich. Roboto ist immer noch der dominierende Font und die Menüs und Icons behalten ihren eleganten und minimalistischen Look. Im Vergleich zur ersten Jelly-Bean-Ausgabe mit der Versionsnummer 4.1 stecken die Veränderungen eher im Detail. Jelly Bean 4.2 bringt jedoch einige interessante, neue Funktionen mit. Zum Beispiel Wischgesten zum Schreiben von Text im Stil der Alternativ-Tastatur Swype oder mit Photo Sphere eine Anwendung, mit der sich 360-Grad-Rundumaufnahmen schießen lassen. Übrigens ist auf dem Nexus 4 Googles mobile Version von Chrome als Standard-Browser vorinstalliert. Der Stock-Android-Browser ist dann nicht mehr vorhanden.
Wischgesten zum Schreiben von Text im Stil der Alternativ-Tastatur Swype (Foto: CNET).
Praktischer und schneller ist auch der Zugriff auf die wichtigsten Einstellungen des Smartphones geworden. So öffnet sich unter Jelly Bean 4.2 mit einem Fingerwisch von der rechten, oberen Ecke nach unten ein Fenster mit Shortcuts, die beispielsweise zu den Einstellungen für WLAN oder Helligkeit führen. Per Fingertipp können Nutzer auch den Flugzeugmodus starten oder Bluetooth aktivieren. Neu ist auch die Möglichkeit, per dreifachen Fingertipp auf den Bildschirm den angetippten Bereich zu vergrößern. Außerdem bringt Jelly Bean 4.2 mit der Funktion Daydream einen Bildschirmschoner mit, der sich einschaltet, wenn sich das Smartphone im Schlafmodus befindet und geladen wird. Je nach Einstellung zeigt er dann Fotos, eine Uhr, News aus Google Currents oder andere Informationen an. Stories aus dem Feed laufen dabei langsam über den Bildschirm und werden in der Current-App geöffnet, sobald man sie antippt.
(Foto: CNET)
Darüber hinaus hat Google der GMail-App ein neues Design verpasst. E-Mail-Anhänge mit Bildern zeigt sie jetzt direkt unter dem Text an, ohne dass der Nutzer einen extra Button zum Laden drücken muss. Praktisch ist auch die Möglichkeit, mit einer Wischgeste einzelne Nachrichten schnell ins Archiv zu verbannen. Auf dem Papier vielleicht nur ein kleines Features, für Nutzer, die viele Spam-Nachrichten erhalten, aber nicht unbedeutend. Zudem unterstützt Jelly Bean 4.2 in der finalen Version Widgets auf dem Sperrbildschirm. Das Anlegen mehrerer Benutzerprofile funktioniert nur auf dem Nexus-Tablet. Zum Verkaufsstart am 13. November werden diese Funktionen auf dem Nexus 4 nutzbar sein. Google will diese per OTA-Update nachreichen. Das heißt, Nutzer werden ihr brandneues Gerät erst einmal Updaten müssen. Uns standen sie noch nicht zur Verfügung.
Miracast
Das Nexus 4 unterstützt zudem die neue Miracast-Technik. Sie ist sozusagen die Android-Antwort auf Apples AirPlay und ermöglicht es, Inhalte vom Smartphone drahtlos auf kompatible HDTVs zu streamen. Bei TV-Geräten, die Miracast nicht ab Werk unterstützten, soll ein entsprechender Miracast-Adapters wie Netgears Push2TV-Adapter (P2TV3000) Abhilfe schaffen. Der ist derzeit allerdings so noch nicht in Deutschland erhältlich. Zumindest haben wir ihn nur im Angebot von Amazon.com gefunden. Sobald erste Tests vorliegen, werden wir diesen Artikel entsprechend aktualisieren.
Kamera und Video
Auf der Rückseite des Nexus 4 hat LG eine 8-Megapixel-Kamera verbaut. Der Vorgänger war nur mit einer 5-Megapixel-Knipse ausgerüstet. Die Front-Kamera schießt dann Fotos mit einer Auflösung von 1,3 Megapixel. Für Selbstportraits oder Video-Chats sollte das ausreichend sein. Das Nexus 4 profitiert jedoch nicht nur von einer besseren Hardware, sondern auch von der neuen Kamera-Anwendung samt komplett überarbeiteter Benutzeroberfläche des neuen Jelly-Bean-Betriebssystems. Auch die Galerie wurde überarbeitet und ist etwas komfortabler geworden. In Sachen Funkionen bringt die vorinstallierte Kamera-Anwendung jetzt beispielsweise auch einen Modus für HDR-Fotos mit – und natürlich den spektakulären „Panoramabild-Modus“ Photo Sphere.
(Foto: CNET)
Mit ihm lassen sich nicht nur gewöhnliche Panoramabilder aufnehmen, sondern ganze 360-Grad-Rundumaufnahmen schießen. Man kann im Prinzip fast alles um sich herum abfotografieren – ob über oder neben sich – und in einem 3D-Raum zu einem Foto zusammenfügen. Fast alles, da sich in einigen Fällen der Boden direkt unter den Füßen nicht aufnehmen ließ und im Endresultat ein schwarzer Fleck blieb. Bis die Rundumaufnahme samt allen Einzelbildern im Kasten ist, dauert es dann schon einmal rund fünf Minuten, doch der Aufwand lohnt sich. Trotz nicht ganz perfekter Übergänge und gelegentlichen schwarzgebliebenen Bereichen sind wir von den Ergebnissen begeistert. Mit etwas Übung geht es dann auch sicher etwas schneller. Die Meisterwerke lassen sich dann auch gleich an Familie, Freunde und Bekannte weiterleiten. Ein Staunen sollte jedenfalls garantiert sein.
Mit Photo Sphere lassen sich 360-Grad-Rundumaufnahmen schießen (Foto: CNET)
Bildqualität
Die Qualität der Schnappschüsse war im Freien bei Tageslicht im Allgemeinen überzeugend. Die Bilder erscheinen detailreich, scharf und die Kamera stellt die Farben naturgetreu dar. Auch bei schlechten Lichtverhältnissen sind die Fotos noch zufriedenstellend. Auch wenn das Nexus vielleicht nicht unbedingt die beste Kamera auf dem Markt hat, erledigt sie im Vergleich zum Vorgänger aber definitiv einen besseren Job.
Abgesehen von einem Belichtungsmesser sind die Funktionen der Video-Anwendung weitgehend gleich geblieben. Neu ist jedoch ein Time-Lapse-Modus für Zeitrafferaufnahmen und Nutzer können nun aus drei Auflösungen wählen. Die höchste erlaubt Full-HD-Aufnahmen mit einer Auflösung von 1080p. Die Front-Kamera schafft dann nur eine Auflösung von 720p.
Neueste Kommentare
2 Kommentare zu Google Nexus 4 mit hochauflösendem 4,7-Zoll-Display und Android 4.2 Jelly Bean im Test
Vielen dank für Ihren Kommentar.
Ihre Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.
Nachtest
E wäre schön, wenn ein paar Tests nun mit der finalen Softwareversion erneut durchgeführt würden.
Nexus
Ich finde das Nexus ist eine gute Alternative wenn man nicht so viel Geld für ein S3 ausgeben will.