Von der kompletten Abschaffung der Roaminggebühren sind die großen Mobilfunkanbieter nicht begeistert. Firmen wie Vodafone, Orange und Telefónica schätzen, dass diese innerhalb der EU rund 7 Milliarden Euro kosten wird. Trotzdem hält die EU-Kommission an ihren Plänen fest und will noch diese Woche eine Verordnung auf den Weg bringen, die eine Abschaffung der Mobilfunk-Roaminggebühren vorsieht. Darauf weist ein Entwurf hin, der der britischen Zeitung The Guardian vorliegt.
Äußern wollte sich ein Sprecher der zuständigen EU-Kommissarin Neelie Kroes zu dem Bericht nicht. Allerdings versicherte er, dass die Europäische Kommission weiterhin daran festhalte, “das Roaming aus dem Markt zu drängen.”
Kroes schlägt dem Entwurf zufolge vor, dass für Mobilfunkanbieter, die ab Juli 2014 auf Roaminggebühren verzichten, geringe Auflagen gelten sollen. Sie sollen unter anderem nicht dazu gezwungen werden, ihren Kunden für die Handynutzung im Ausland den Wechsel zu einem anderen Provider zu ermöglichen. Diese Regelung soll für alle anderen Unternehmen für Telefonate, SMS und Datenverbindungen gelten und es Verbrauchern erlauben, ihre Ausgaben zu senken.
Das Problem, dass nicht jeder Anbieter in jedem EU-Land mit einem eigenen Netz vertreten ist, will Kroes durch die Schaffung von Bündnissen zwischen den einzelnen Providern lösen. Sie sollen künftig mindestens 85 Prozent der EU-Bevölkerung in den 21 Mitgliedstaaten zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus enthält der Entwurf auch Maßnahmen zur Schaffung eines einheitlichen Mobilfunkmarkts. Er geht allerdings nicht so weit, dass die EU-Kommission den Markt unter die Kontrolle einer einheitlichen Regulierungsbehörde stellen wird. Zuvor war spekuliert worden, die EU könne Befugnisse der lokalen Behörden auf Brüssel übertragen.
Ein weiteres Thema des Entwurfs ist laut The Guardian die Netzneutralität. Internet-Service-Providern soll es untersagt werden, konkurrierende Dienste wie Skype zu blockieren. Außerdem soll künftig der Verkauf von Mobilfunkfrequenzen in der EU harmonisiert werden.
Seit Juli gelten bereits neue Preisobergrenzen für das Roaming in Mobilfunknetzen in der EU. Gemäß der Roamingverordnung der Europäischen Union sinkt die Preisobergrenze für das Herunterladen von Daten beispielsweise um 36 Prozent. Gegenüber 2007 wird das Daten-Roaming sogar um 91 Prozent billiger.
Aktuelle und geplante Preisobergrenzen auf der Endkundenebene (ohne MwSt.) |
|||
seit 1. Juli 2012 | ab 1. Juli 2013 | ab 1. Juli 2014 | |
---|---|---|---|
Daten (pro MByte) | 70 Cent | 45 Cent | 20 Cent |
Abgehende Anrufe (pro Minute) | 29 Cent | 24 Cent | 19 Cent |
Eingehende Anrufe (pro Minute) | 8 Cent | 7 Cent | 5 Cent |
SMS-Versand (pro SMS) | 9 Cent | 8 Cent | 6 Cent |
[Mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]
Neueste Kommentare
Noch keine Kommentare zu EU will die Roaming-Gebühren weiterhin komplett abschaffen
Vielen dank für Ihren Kommentar.
Ihre Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.