Wer über längere Zeit nur mit digitalen Kompakt- und Systemkameras hantiert hat, könnte auf die Idee kommen, dass Spiegelreflexkameras heute ziemlich überflüssig sind. Schließlich bieten die hochwertigen Digicams der Kompaktklasse inzwischen praktisch alle Optionen, die früher Profikameras hatten, die Bildqualität ist bei den hochwertigen Kompakten fast immer sehr gut und bei den Systemkameras lässt sich sogar das Objektiv wechseln.
Wer aber mit einer Spiegelreflexkamera Pentax K-50 mal für ein paar Stunden auf Fotoexkursion gegangen ist und dann zu Hause die Ergebnisse am großen Monitor begutachtet hat, dürfte seine Meinung schnell ändern. An einer guten Spiegelreflexkamera führt für anspruchsvolle Hobbyfotografen immer noch kein Weg vorbei – und die K-50 ist definitiv eine gute Spiegelreflexkamera. Sie kostet 699 Euro inklusive Standardzoom (smc DAL F3.5 -5.6/18-55 mm), ein fairer Preis, wenn man bedenkt, dass anspruchsvolle Kompaktkameras wie etwa Canons Powershot G16 fast 600 Euro kosten.
Ein Handbuch aus Papier
Der positive Eindruck beginnt beim Auspacken. Ricoh Imaging – so heißt das Unternehmen jetzt – legt der Kamera ein gedrucktes deutschsprachiges Handbuch bei. Während die Konkurrenten Panasonic, Nikon, Canon und Sony ein Handbuch nur noch als PDF anbieten, ist Pentax der einzige, der dem Käufer noch ein gedrucktes Handbuch gönnt. Das Handbuch ist nicht größer als ein Taschenbuch und lässt sich deshalb bei den ersten Fotoexkursionen bequem mitführen. Dafür schon mal ein dickes Lob.
Auch die Akkufrage hat Pentax vorbildlich gelöst. Neben dem mitgelieferten Lithium-Ionen-Akku kann der Nutzer auch handelsübliche AA-Batterien verwenden.
Wetterfest mit 81 Dichtungen
Für den Käufer etwas zweifelhaft wirkt allerdings die Pentax-Werbung, die Kamera sei „wetterfest“. Im Handbuch findet sich dazu praktisch kein einziger Hinweis. Ganz im Gegenteil, da heißt es vielmehr, man solle den „Kontakt mit Staub oder Wasser meiden“ und „Regen- oder Wassertropfen gleich abwischen“. „Wetterfest“ klingt anders. Erst bei genauer Betrachtung sieht man, dass die Pentax an Stellen wie beispielsweise dem Slot für die Speicherkarte mit Dichtungen versehen ist. Auch auf der Verpackung findet sich nach einigem Suchen ein winziges graphisches Symbol, das auf das Prädikat „wetterfest“ verweist.
Regelrecht wasserdicht ist die K-50 nicht, aber mit 81 Dichtungen wenigstens vor Spritzwasser, Staub und Sand geschützt. Ein bisschen Nieselregen oder Wasserspritzer am Strand machen der K-50 also nichts aus.
Display und Bedienelemente
Das Display besitzt eine Bilddiagonale von 7,6 Zentimeter und eine Auflösung von 921.000 Bildpunkten. Es liefert ein ruckelfreies Live-View-Bild. Das Bild ist somit auch zur Kontrolle von Fokus und Schärfentiefe geeignet. Dafür bietet die Pentax auch jeweils eine eigene Funktion. So wird bei halbgedrücktem Auslöser durch Betätigen der Ok-Taste der Bereich um den AF-Punkt vergrößert. So erkennt man deutlicher, ob das Bild auch scharf ist. Für die Prüfung der Schärfentiefe gibt es eine eigene Taste.
Das Display ist fest angebracht, lässt sich also weder kippen, noch drehen noch schwenken. Schade. Abgesehen von diesem Manko liegt die Spiegelreflexkameras gut in der Hand und alle Elemente wie Schalter, Tasten, Vier-Wege-Regler und Einstellräder sind gut erreichbar und griffgünstig platziert. Darin liegt eben auch ein Vorteil des größeren Gehäuses von Spiegelreflexkameras, dass die Bedienelemente ausreichend Platz auf dem Gehäuse haben.
Die Bedienung der Kamerasoftware geht ebenfalls problemlos vonstatten, die Struktur der Menüs und Optionen ist logisch aufgebaut, alle Beschriftungen klar verständlich.

Griffgünstige Bedienelemente und eine übersichtliche Menüführung gehören zu den Stärken der Pentax K-50. (Foto: Mehmet Toprak)
Leuchtende Farben, viele Details
In der Praxis arbeiten Objektiv und Kameraelektronik bestens zusammen. Autofokus und Belichtungsmesser reagieren zügig und zuverlässig. Der Prime-M-Imaging-Prozessor sorgt für schnelle Reaktionszeit und Verarbeitung der Daten.
Die Fotos lassen sich bei Bedarf auch im RAW-Format speichern, eine Option, die vor allem für Fotografen interessant ist, die sich fortgeschrittenen Möglichkeiten der Bildbearbeitung am PC nutzen möchten.
Keine Blöße gibt sich die Pentax K-50 auch bei der Bildqualität. Die Fotos, egal, ob schneller Schnappschuss, Landschaft, Nachtaufnahme oder Makro zeichnen sich durchweg durch eine hohe Detailschärfe und ausgeglichene Farbgebung aus. Vorausgesetzt, die einstellbare Farbcharakteristik ist nicht auf „leuchtend“ gestellt. Doch dazu später mehr.
Die Basis-Technik
Das technische Herzstück der Pentax bilden CMOS-Sensor und Prime-M-Imaging-Prozessor. Der APS-C-Sensor (23,7 mm x 15,7 mm) liefert 16 Megapixel, mehr als genug für sehr großformatige Ausdrucke oder starke Ausschnittvergrößerungen. Der neue Imaging-Prozessor ermöglicht Serienbilder mit einer Geschwindigkeit von maximal sechs Bildern pro Sekunde. Im Test zeigt sich, dass der Bildprozessor deutlich schneller arbeitet als beispielsweise der Chip in Vorgängermodellen wie etwa der Pentax K-x. Das merkt man beispielsweise im HDR-Modus (HDR, High Dynamic Range). Wenn die Bilder nach dem Fotografieren zu einem besonders kontrastreichen Foto zusammengefügt werden, wandert der Fortschrittsbalken bei der neuen Pentax wesentlich schneller ans Ende.
Die Empfindlichkeit reicht von ISO 100 bis 51.200, ein gewaltiges Spektrum, damit sind auch Nachtaufnahmen ohne Stativ möglich, allerdings wird das natürlich mit Bildrauschen erkauft.

Standardmäßig wird die K-50 mit einem Zoomobjektiv (smc DAL F3.5 -5.6/18-55 mm) ausgeliefert. (Foto: Mehmet Toprak)
Klassische Optionen bei Fokus und Belichtung
Hobbyfotografen schaffen sich Spiegelreflexkameras auch deshalb an, weil sie neben Wechselobjektiven auch möglichst viele individuelle Einstellmöglichkeiten haben wollen. Hier bietet die K-50 eine Kombination aus den klassischen Optionen, die jede Spiegelreflexkameras bietet und einigen interessanten Features, die nicht jede Spiegelreflexkameras offeriert.
Die klassischen Optionen in den Bereichen Belichtungsprogramme, Fokus und Belichtungsmessung sind relativ schnell abgehandelt. In der Einstellung „Auto“ versucht die Kamera, das Motiv zu erkennen und wählt automatisch die passenden Einstellungen. Dabei stehen typische Motive wie Porträt, Landschaft, Nahaufnahme oder Sonnenuntergang zur Verfügung.
Dieselben Motive und noch einige mehr (Lebensmittel, Strand und Schnee, Kerzenlicht und andere) kann der Anwender direkt im Szenenmodus einstellen. Im Zweifelsfall ist das die bessere Wahl. Denn so besteht nicht das Risiko, dass die Kamera beim gleichen Motiv von Foto zu Foto anders entscheidet und verschiedene Einstellungen für das gleiche Motiv wählt.

Die intelligente Programmautomatik bewältigt auch schwierige Motive wie dieses hier im Gegenlicht (27 mm – 10 – 1/1600 – ISO 200). (Foto: Mehmet Toprak)
Dazu gibt es natürlich die typischen Einstellungen wie Zeit- oder Blendenvorwahl, Programmautomatik, manuelle Belichtung und Langzeitbelichtung. Auch bei Fokus und Belichtung stehen die Optionen zur Wahl, die man von einer hochwertigen Kamera erwartet: Belichtungsmessung über 77 Felder, Spotmessung und mittenbetonte Messung.
Für Aufnahmen mit längerer Belichtungszeit beugt ein Bildstabilisator verwackelten Aufnahmen vor. Der Stabilisator gleicht laut Hersteller bis zu drei Blendenstufen aus. Im Klartext heißt das, die Verschlusszeit kann bis zu sechs Mal so lang sein, ohne zu verwackeln. Der Bildstabilisator sitzt direkt im Gehäuse am Bildsensor. So ist die Funktion mit jedem beliebigen Objektiv nutzbar.
Auch beim Scharfstellen zieht die Kamera alle Register. Sie arbeitet grundsätzlich entweder mit dem Phasenvergleichs-AF und dem Kontrasterkennungs-AF. Letzterer kommt zum Einsatz, wenn man das Foto mit der „Live View“-Funktion über den Monitor schießt. Das ist bequemer, aber auch etwas langsamer.

Das Motiv wurde nicht wegen seiner Schönheit gewählt, sondern um die differenzierten Farbabstufungen der K-50 zu zeigen – sogar bei Reifen (52 mm – 10 – 1/400 – ISO 100). (Foto: Mehmet Toprak)
Daneben kann man zwischen den üblichen Modi Einzelautofokus, Servomodus (kontinuierliche Nachführung bei bewegten Objekten) und Automatik wählen. Im Automatikmodus entscheidet die Kamera je nach Situation selbst, ob sie mit Einzelautofokus knipst (Gebäude, Landschaften) oder für schnell bewegte Objekte die Schärfenachführung wählt. Spot-Autofokus lässt sich ebenso einstellen wie die Anwahl einzelner Messfelder. In der Standardeinstellung wählt die Pentax aus fünf Messfeldern einen Punkt aus. Geübte Fotografen werden auch öfter mal den manuellen Fokus nutzen, über den Objektivring lässt sich die Schärfe sehr bequem einstellen.
Effektfilter mit individueller Note
Für engagierte Fotografen eigentlich überflüssig, aber trotzdem an Bord sind die Effektfilter. Die heißen beispielsweise „Spielzeugkamera“, „Retro“, „Funkelnde Sterne“, „Pastell“ oder „Skizze“. Das Bearbeiten der Bilder beansprucht aber Rechenzeit, so dass die Effektfilter nicht gerade für schnelle Schnappschüsse geeignet sind. Viele Filter sind ohnehin erst in der Nachbearbeitung anwendbar.

Ein bisschen Farbe kann nicht schaden: Digitale Effektfilter helfen dieses Motiv aufzuhübschen (60 mm – 5,6 – 1/250 – IS0 100). (Foto: Mehmet Toprak)
Anders als bei billigen Digicams kann der Nutzer bei der K-50 die einzelnen Filter individuell anpassen, und sich sogar mit den Parametern Helligkeit, Farbsättigung, Farbton, Kontrast und Schärfe seinen eigenen Filter basteln. Wer also genau weiß, wie das Foto aussehen soll, kann durchaus vorher schon an den Filtern drehen.
Einstellbare Farbcharakteristik
Unabhängig vom Belichtungsprogramm kann der Anwender bestimmte Farbcharakteristiken vorwählen, beispielsweise „leuchtend“, „natürlich“, „lebendig“, „gedeckt“ und einige andere. Standardmäßig ist „leuchtend“ eingestellt, was für anspruchsvolle Fotos nicht gerade die optimale Einstellung ist, denn so wirken die Farben einfach zu bunt und zu satt, fast wie bei einer billigen Urlaubskamera. Wer nicht auf grelle Farben steht, sollte daher gleich auf „natürlich“ umstellen. Erst dann macht die Kamera Fotos mit wunderbar ausgeglichener und natürlicher Farbgebung.
Fotografen werden sich nicht damit begnügen, zwischen den oben erwähnten Farbcharakteristiken hin und her zu schalten, sie nutzen die Möglichkeit jede einzelne Grundcharakteristik noch individuell anzupassen. Dafür stehen die Einstellparameter Farbsättigung, Farbton, Hi-/Low-Key, Kontrast und Schärfe zur Verfügung. Der gewünschte Grundcharakter der Fotos lässt sich also mit einiger Mühe sehr genau und differenziert einstellen.
Die zahlreichen Möglichkeiten, Parameter sehr individuell anzupassen, gehören zu den Stärken der Pentax K-50. Sie erleichtern es einen gewünschten visuellen Stil schon beim Fotografieren zu realisieren und sparen so Zeit bei der Bildbearbeitung am PC.

Mit offener Blende und leichtem Tele gelingen auch Portraits (64 mm – 5,6 – 1/100 – ISO 200). (Foto: Mehmet Toprak)
Coole Funktionen
Die Pentax bietet einige coole Funktionen, die durchaus ungewöhnlich sind. So zum Beispiel das Belichtungsprogramm TaV. Dabei wählt man die gewünschte Kombination aus Blende und Verschlusszeit, die Kamera stellt dazu die Empfindlichkeit ein. Eine sinnvolle Option, schließlich sind Verschlusszeit und Blende neben der Brennweite immer noch die wichtigsten Gestaltungsmittel beim Fotografieren.
Wer sich das optional erhältliche GPS-Modul kauft, kann eine weitere, sehr coole Funktion nutzen, den Astro-Tracer. Dabei nutzt die Pentax die GPS-Daten über die Bewegungen am Sternenhimmel, um den Bildstabilisator jeweils gegenzusteuern. So kann man mit Stativ und Langzeitbelichtung ein scharfzeichnendes Foto vom Nachthimmel aufnehmen.

Wer auf exotische Farben steht, kann bei der Pentax K-50 aus 120 verschiedenen Farbkombinationen wählen – darunter einige mit sehr hohem „Oh,-mein-Gott-Faktor“. (Foto: Ricoh Imaging)
Durchschnittliche Videoleistung
Spiegelreflexkameras werden wegen ihres großen Sensors und der guten Bildqualität seit einiger Zeit auch als Videokamera genutzt. Da ist die K-50 aber nicht erste Wahl. Zwar dreht sie Full-HD-Qualität (1.920 x 1.080 Bildpunkten) mit guter Bildqualität. Aber nur mit 30 Bildern pro Sekunde, was natürlich für die meisten Motive reicht. Einen 60-Bilder-Modus oder Zeitlupen gibt es aber nicht. Der Ton wird in Mono aufgenommen, einen Anschluss für ein externes Mikro gibt es nicht.
Integriertes WLAN bietet die Kamera nicht, immerhin lässt sie sich mit den WLAN-tauglichen Eye-Fi-Karten bestücken. Eine Fernsteuerung der Kamera über Apps ist aber auch damit nicht möglich, sondern nur die drahtlose Übertragung der Bilder auf den PC.
Die Pentax K-50 ist in Schwarz, Weiß und Rot erhältlich. Daneben kann man sie aber auch in vielen anderen Farben und teilweise recht exotischen Farbkombinationen ordern. Insgesant stehen 120 Kombinationen zur Verfügung. Der Hersteller bietet für Besitzer einer SLR übrigens einen guten Service, den Basis-Check. Innerhalb von zwei Jahren nach Kaufdatum kann der Besitzer seine Kamera durchchecken und den Sensor reinigen lassen. Auf Wunsch wird auch gleich ein Firmware-Update aufgespielt.
Mit dem Standardzoom (smc DAL F3.5 -5.6/18-55 mm) kostet die Pentax 699 Euro, angesichts der Bildqualität und der durchdachten Features ein angemessener Preis. Wer die Bildqualität des APS-C-Sensors ganz ausreizen will, sollte sich allerdings hochwertigere Objektive zulegen. Pentax bietet hierfür eine große Auswahl, von der superflachen Pancake-Optik mit 60 mm (umgerechnet auf Kleinbild) über das Weitwinkel-Zoom mit 18 mm bis 35 mm (Kleinbild) bis hin zum Supertele mit 850 mm (Kleinbild) ist eigentlich jede Brennweite im Sortiment, die das Fotografenherz begehrt.
Fazit: Nicht sensationell, aber sehr gut
Die Pentax K-50 ist eine gelungene Kamera für den anspruchsvollen Hobbyfotografen. Sie bietet eine durchdachte Mischung aus guter Bildqualität, sinnvollen Einstellmöglichkeiten und einigen coolen Features. Besonders hervorzuheben ist die wetterfeste Ausstattung. Technische Sensationen hat sie nicht zu bieten aber als sehr gute Spiegelreflexkamera für den Alltag ist sie eine gute Wahl.
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