Eigentlich sollte die neue Apple SIM, vorinstalliert in der LTE-Version des iPad Air 2 für mehr Flexibilität sorgen – soweit die Theorie. In der Praxis verhindern oder erschweren zumindest US-Unternehmen auf unterschiedliche Weise den einfachen Providerwechsel durch die programmierbare SIM. Zurückhaltend reagieren auch die europäischen Provider auf die in den jüngsten iPad-Modellen iPad Air 2 und mini 3 erhältliche Lösung, die den Kunden einen einfachen Wechsel zwischen Providern und Verträgen ermöglichen soll.
Die programmierbare SIM käme dem Wettbewerb zugute. Die Kunden könnten ohne große Umstände einen neuen Provider wählen nach Preis, Service und der örtlichen Signalstärke. Im Ausland ließen sich durch die Wahl eines lokalen Netzbetreibers hohe Roaminggebühren vermeiden. IHS-Analyst Ian Fogg sieht darin aber auch eine große Herausforderung für Mobilfunkkonzerne, da sie durch die Apple-Lösung keinen direkten Kontakt mehr mit ihren Kunden hätten. Durch die einfache Möglichkeit des Providerwechsels könnten zukünftig auch die Profite der Unternehmen sinken.
Verizon Wireless entschied sich, Apples Lösung gar nicht zu unterstützen. AT&T bindet die Apple-SIM bei der Aktivierung an das eigene Netzwerk – der Netlock ist dann nur noch durch eine andere SIM zu umgehen. Sprint setzt den Eintrag der IMEI in seiner Datenbank voraus, was den Providerwechsel zumindest erschwert. Nur T-Mobile US, der schon länger aggressiv um Neukunden werbende Netzbetreiber, erklärte seine uneingeschränkte Unterstützung der Apple-SIM. CEO John Legere machte mit einem Tweetstorm auf die verwirrenden Praktiken seiner Konkurrenten aufmerksam.
Zur Verwirrung trägt auch bei, dass nicht alle iPads mit Apple-SIM ausgeliefert werden: „Die nicht konfigurierten Apple-SIMs, die in Apple Stores und bei anderen Händlern erhältlich sind, sind bei den Mobilfunkanbietern derzeit nicht zu bekommen“, schreibt Legere. Der Chef von T-Mobile US sieht die Praxis der programmierbaren SIM als noch zu kompliziert an. Es handle sich um eine beginnende Veränderung im mobilen Ökosystem, deren Umsetzung erst noch zu erproben sei.
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In Europa unterstützt bislang nur der britische Provider EE – ein Gemeinschaftsunternehmen von Deutsche Telekom und Orange – die Apple-SIM. Beide Muttergesellschaften hingegen blieben auf Distanz. Die Telekom erklärte lediglich, sie habe an Diskussionen dazu innerhalb des weltweiten Branchenverbands GSMA teilgenommen – wollte aber nichts zu deren Inhalt sagen. Der französische Provider Orange gab vor, er könne Apples Lösung aufgrund von Sicherheitsbedenken „zu diesem Zeitpunkt“ nicht unterstützen. Die SIM habe eine strategische Bedeutung für Orange und sei als Erweiterung des Netzwerks zu sehen.
Noch nicht entschieden hat sich Telefónica Deutschland, ob sie die Apple-SIM im 02-Netz zulassen will: „Wir werden in den nächsten Wochen analysieren, wie die Apple-SIM in unsere Preis- und Produktstrategie passt“, erklärte ein Sprecher gegenüber dem Wall Street Journal. Das Unternehmen wolle eine direkte Verbindung mit den Kunden beibehalten und auch die technischen Spezifikationen von SIM-Karten weiterhin beeinflussen.
[Mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]
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