Das Nexus 6 ist das erste Phablet von Google. Im Vergleich zum Nexus 5 macht es bei der Display-Diagonale einen verhältnismäßig großen Sprung. Anstatt eines 5-Zoll-Bildschirms verpasst Google seinem neuen von Motorola gefertigten Nexus-Smartphone gleich eine um fast ein Zoll größere Anzeige.
Auch die restliche Ausstattung hat Google verglichen mit dem Vorgänger kräftig aufgebohrt. Das übergroße Smartphone bietet ein komplett neues Design, eine QHD-Auflösung, Qualcomms schnellsten Prozessor Snapdragon 805, 1 GByte mehr RAM, einen größeren Speicher, eine höher auflösende Kamera, einen stärkeren Akku und natürlich die neueste Betriebssystemversion Android 5.0 Lollipop.
Aber nicht nur beim Display und der Hardware macht das Nexus 6 einen Satz, sondern leider auch beim Preis. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 649 Euro für das 32 und 699 Euro für das 64-GByte-Modell bietet es nicht mehr das verlockende Preis-/Leistungsverhältnis, das die Vorgängermodelle so beliebt gemacht hatte, auch wenn es verglichen mit dem Samsung Galaxy Note 4 oder Apple iPhone 6 immer noch etwas günstiger ist. Das Nexus 5 hatte Google aber beispielsweise für 349 respektive 399 Euro verkauft. Beim Nexus 6 bekommt man nun zwar absolute High-End-Performance, aber auch zu einem High-End-Preis.
Vielen Nexus-Fans könnte das Gerät damit etwas zu groß und teuer geworden sein. Sie könnten eher zum neuen Moto X, der etwas günstigeren und kleineren Nexus-Alternative, die ebenfalls fast auf Stock-Android setzt und schnelle Updates erhält, tendieren. Das OnePlus One mit CyanogenMod könnte aufgrund seines guten Preis-/Leistungsverhältnis ebenfalls ein heißer Kandidat sein und mit seinem 5,5-Zoll-Display gerade noch in Frage kommen.
Wer allerdings den Kauf eines Android-Phablets erwägt und sich nicht an der Größe stört, der bekommt mit dem Nexus 6 ein sehr gutes Gerät. Eine noch etwas mehr auf Produktivität ausgelegte Alternative wäre das Samsung Galaxy Note 4. Ein günstigeres, aber auch mit weniger Speicher ausgestattetes Alternativ-Phabelt wäre das Huawei Ascend Mate 7. Besteht keine Android-Präferenz sollte auch das iPhone 6 Plus in die mögliche Auswahl mit einbezogen werden.

Das Nexus 6 ist in Deutschland bislang nur vorbestellbar. Erscheinen wird es voraussichtlich Mitte bis Ende Dezember zu Preisen ab 599 Euro (Foto: CNET).
Preis & Verfügbarkeit
Das Nexus 6 kann ab sofort über den Google Play Store, bei Media Markt, Saturn und Amazon vorbestellt werden. Erhältlich ist es bisher nicht. Im deutschen Play Store bietet Google das Nexus-Smartphone in beiden Farbvariationen (Weiß und Blau) zu den genannten Preisen an. Das von Motorola gefertigte Smartphone ist aktuell aber in jeglicher Ausführung im Play Store vergriffen. Das weiße Modell mit 64 GByte ist noch nicht vorbestellbar. Die Lieferzeit gab Google, als es noch Vorbestellungen annahm, mit 3 bis 4 Wochen an.
Im Gegensatz zum letzten Jahr ist das Nexus 6 aber auch gleichzeitig im Einzelhandel und bei einem ersten Online-Shop erhältlich. Im Angebot haben es Media Markt und Saturn sowie Amazon. Die Elektronikmärkte hatten die Vorbestellungen sogar noch vor Google freigeschaltet. Zudem bieten die Einzelhandelsketten und das Online-Versandhaus das Nexus 6 50 Euro günstiger an als Google im Play Store.
Mit 32 GByte internem Speicher kostet das Gerät dort nur 599 Euro. Die 64-GByte-Ausführung ist für 649 Euro zu haben. Während Amazon noch keinen Liefertermin nennt, gegeben die Einzelhändler bereits Auskunft. Saturn will beide Versionen aktuell am 31. Dezember ausliefern. Media Markt gibt an, das 64-GByte-Modell des Nexus 6 am 19., die kleinere Ausführung ebenfalls am 31. Dezember zu verschicken. Die Liefertermine könnten sich aber noch ändern. Beide Einzelhändler hatten erst kürzlich das Verfügbarkeitsdatum vom 25. November auf Mitte bis Ende Dezember verschoben.
Bei den großen deutschen Mobilfunkprovidern ist das Nexus 6 noch nicht im Angebot. Die Deutsche Telekom hat vor gut einer Woche in einem Forum verlauten lassen, dass es das Nexus 6 vorerst nicht ins Angebot aufnehmen wird. Vodafone gibt dagegen schon in einem Foren-Beitrag bekannt, dass es das neue Google-Smartphone verkaufen wird. Ein Preis oder ein Termin steht allerdings noch nicht fest (Stand: 20.11, 16:22).
Design
Anders als in den zwei Jahren zuvor wird das Nexus 6 nicht mehr von LG, sondern von Motorola gefertigt. Es kommt mit einer gebogenen Rückseite aus Kunststoff, einem Aluminium-Rahmen und in einer kleinen Mulde auf der Rückseite, in der Motorola sein Logo platziert hat. Die wahlweise weiße oder blaue Rückseite ziert auch wie üblich der Nexus-Schriftzug.
Damit sieht das Nexus 6 im Grunde genau wie das neue Moto X (2. Gen) von Motorola aus – nur größer und breiter. Wie beim Moto X verläuft die Aluminiumleiste an der oberen, hinteren Kante leicht geschwungen und ragt etwas in die Rückseite hinein. Insgesamt wirkt das Nexus 6 genauso schick und zum Großteil hochwertig verarbeitet. Die Konfigurationsmöglichkeiten des Moto X bietet es übrigens nicht.
Im Vergleich zum iPhone 6 Plus wirkt das Nexus 6 beispielsweise aber nicht ganz so edel. Zudem ist besonders die Rückseite der blauen Farbausführung sichtbar anfällig für Fingerabdrücke.
Bei der weißen Version sind diese nicht so auffällig. Beim Abwischen der Tappser macht sich auch stets ein leichtes Knarzgeräusch bemerkbar. Verbiegen lässt sich das Nexus 6 aber nicht.
Das Nexus 6 misst 159,26 mal 82,98 mal 10,06 Millimeter (dickste Stelle) und ist damit nicht nur das größte Nexus-Smartphone aller Zeiten, sondern auch noch größer als alle Konkurrenten. Das Nexus 5 ist zum Vergleich nur 137,84 mal 69,17 Millimeter hoch und breit. Das Nexus 4 kommt sogar nur auf 133,9 mal 68,7 Millimeter Meter.Das Huawei Ascend Mate 7 ist bei minimal größerer Diagonale mit 157 mal 81 mal 7,9 Millimeter ebenfalls einen Hauch kürzer, schlanker und dünner. Auch das Galaxy Note 4 kommt auf deutlich schlankere 153,5 mal 78,6 mal 8,5 Millimeter, hat aber natürlich auch ein etwas kleineres 5,7-Zoll-Display. Genauso das iPhone 6 Plus von Apple, das zwar mit 158,1 fast genau so lang, mit 77,8 mal 7,1 Millimeter in der Breite und Tiefe aber schmaler und deutlich dünner.
Wie bei fast allen Phablets ist es aufgrund der Größe fast unmöglich das Nexus 6 komfortabel mit einer Hand zu bedienen – zumindest, wenn man keine großen Hände hat. Das neue Moto X liegt mit seinen 140,8 mal 72,4 mal 3,8 bis 9,9 Millimetern beispielsweise deutlich angenehmer in der Hand und lässt sich auch besser greifen. Dies liegt auch mit am Gewicht. Das Moto X kommt nur auf 144, das Nexus 6 auf 184 Gramm.
Der Lautstärkeregler und der Ein-/Ausschalter sitzen jetzt beide am rechten Rand des Gerätes. Beim Nexus 5 war sie noch auf unterschiedlichen Seiten untergebracht. Der Powerbutton sitzt nun auch tiefer fast in der Mitte. Angesichts der Größe des Smartphones macht die Anordnung der Tasten auch vollkommen Sinn.
Display
Das Nexus 6 kommt im Vergleich zum Nexus 5 mit einem deutlich größeren 5,96-Zoll- Display. Im Gegensatz zu LG, das im Vorgänger ein LCD verbaut, setzt Motorola beim Nexus 6 wie Samsung beim Note 4 auf die AMOLED-Technologie. Die Auflösung ist mit 2.560 mal 1.440 Pixel genauso hoch. Aufgrund der etwas kleineren Anzeige ist die Pixeldichte beim Note 4 zwar etwas höher, der Bildschirm des Nexus 6 ist aber genauso ultrascharf wie der des Samsung-Phablets oder eines LG G3 (zum weiteren Vergleich: Huawei Ascend Mate 7: 367 ppi, HTC One (M8): 440, Samsung Galaxy S5: 431 ppi, iPhone 6: 326 ppi, iPhone 6 Plus: 401 ppi, Oppo Find 7: 534 ppi, OnePlus One: 401 ppi, Moto X: 423 ppi). Im Vergleich zu Full-HD ist der Unterschied allerdings meist gering, bei Videos hat man aber beispielsweise doch den Eindruck, das schärfere Display vor sich zu haben.
Das Display ist hell und die Farben AMOLED-typisch äußerst lebendig. Im Vergleich zum Note 4 werden die Farben aber weniger übersättigt und etwas natürlicher dargestellt. An die naturgetreue Darstellung eines LCD kommt das Nexus-Display nicht heran, bietet aber einen guten Kompromiss zwischen knalligen und natürlichen Farben. Im Endeffekt ist Geschmackssache.
Bei den Weißwerten liegt das Display des Nexus 6 etwas hinter der Konkurrenz zurück. Besonders im Vergleich mit dem iPhone 6 Plus, weiße Flächen auch das strahlend weiß darstellt, macht sich beim Google-Smartphone ein leichter Gelbstich bemerkbar. Die Anzeige vom Note 4 geht leicht ins Blaue. Dafür punktet die AMOLED-Anzeige des Nexus 6 bei den Schwarzwerten und damit auch den Kontrasten. Diese sind bei der OLED-Anzeige klar besser als bei LCDs. Da bei AMOLEDs keine flächendeckende Hintergrundbeleuchtung nötig ist und jeder selbstleuchtende Pixel einzeln angesteuert werden kann, sind schwarze Flächen auch wirklich schwarz.
Die neue Größe des Nexus 6 ist gewöhnungsbedürftig und unhandlich – vor allem für Nutzer mit kleineren Händen. Es fühlt sich überraschend leicht an und macht einen insgesamt eleganten und soliden Eindruck. Speziell durch die gekrümmte Rückseite liegt es angenehm in der Hand. Dave Burke, Vice President of Engineering von Android äußerte CNET gegenüber, dass, als es um das Nexus 6 ging, nicht nicht die Frage, welche Größe die Richtige für ein Telefon sei, im Raum stand, sondern eher, welche Größe die Richtige für ein Internet-Gerät für die Tasche wäre. Und tatsächlich, durch das größere Display des Gerätes wird das Konsumieren von Medien und die Nutzung des Gerätes noch mehr intensiviert und der Anwender noch stärker gefesselt.
Hardware & Leistung
Im Inneren des Nexus 6 werkelt der Prozessor Snapdragon 805 von Qualcomm. Damit zählt es sich neben dem Samsung Galaxy Note 4 zu einem der wenigen Android-Smartphones, die bereits mit Qualcomms aktuell schnellstem und energieeffizientesten Prozessor aufwarten können. Das Snapdragon-SoC ist mit vier Krait-450-Kernen ausgestattet, die im Nexus 6 mit bis zu 2,7 GHz takten. Der neue 805-Chip verfügt außerdem über Qualcomms vergleichsweise schnellere Grafikeinheit Adreno 420, die die Leistung der Adreno-330-GPU des 801 um bis zu 40 Prozent übertreffen soll. An RAM hat Motorola dem Nexus 6 wie Samsung dem Note 4 3 GByte spendiert. Der interne Speicher ist wahlweise 32 oder 64 GByte groß. Einen microSD-Kartenslot zum Erweitern der Kapazität gibt es beim Motorola-Nexus aber nicht.

Im Benchmark-Test ist das Google Nexus 6 schneller als das Apple iPhone 6 Plus und liegt mit dem Samsung Galaxy Note 4 auf einem Niveau (Foto: CNET).
Kaum überraschend läuft Android 5.0 auf dem Nexus 6 trotz des hochauflösenden 5,96-Zoll-QHD-AMOLED-Displays mit einer Auflösung von 2.560 mal 1.440 Pixel und einer Pixeldichte von 493 ppi richtig flott und absolut flüssig. Beim LG G3, bei dem noch Qualcomms Snapdragon-801-CPU verbaut ist, hatte sich die hohe Displayauflösung beispielsweise etwas negativ auf die Performance ausgewirkt.
Der Snapdragon 805 ist mit vier Krait-450-Kernen ausgestattet, die im Nexus 6 mit bis zu 2,7 GHz takten. Der neue 805-Chip verfügt außerdem über Qualcomms vergleichsweise schnellere Grafikeinheit Adreno 420, die die Leistung der Adreno-330-GPU des 801 um bis zu 40 Prozent übertreffen soll. An RAM hat Motorola dem Nexus 6 3 GByte spendiert.
Im Vergleich mit dem Galaxy Note 4 machen sich kaum Geschwindigkeitsunterschiede bemerkbar. Trotz Stock-Android zieht das Nexus-Smartphone im 3D Mark Ice Strom und Geekbench 3 sogar jeweils ganz knapp den Kürzeren. Womöglich hat Samsung wieder etwas an der Performance-Schraube gedreht und die Leistung für Benchmarks optimiert.
Spannender ist der Vergleich mit dem Apple iPhone 6 Plus, das mit dem 1,39 GHz schnellen Dual-Core-A8-Prozessor, PowerVR-Grafikeinheit und 1 GByte RAM ausgestattet ist. Im Gegensatz zum iPad, dem Apple dank Modifikationen der GPU mehr Grafikpower verliehen hat, fehlt dem iPhone-Phablet etwas Leistung, um an das Nexus 6 oder Galaxy Note 4 heranzukommen. Glänzen kann es allerdings bei Single-Core-Anwendungen. Trotz niedrigerer Taktraten und weniger Arbeitsspeicher hält das iPhone aber im Grunde mit den Android-Smartphones Schritt, da Apple die Hardware und Software deutlich besser aufeinander abstimmt.
Im 3D Markt erreicht das Nexus 6 in drei Durchgängen einen maximalen Wert von 20.721, das Note 4 21.007 und das iPhone 6 Plus 18.054. Im Geekbench 3 kommen die drei Geräte auf Scores von 3.263, 3.283 und 2.922 in der Multikern-Wertung. Vergleichsweise niedrig ist dagegen die erreichte Punktzahl im Standard-Quadrant-Test. Hier kam das Nexus 6 nur auf 13.553 Punkte. Das Note 4 schaffte 24.559 Punkte. Im LinPack schafft das Nexus 6 MFLOPS in 0,44 Sekunden.
Was aber am Ende zählt ist, wie schnell und flüssig das Smartphone in der Praxis läuft. Im Test ließen sich bei alltäglichen Aktivitäten wie dem Öffnen des App-Drawers, Scrollen auf Webseiten oder Zurückkehren zum Homescreen keine merklichen Ruckler oder Verzögerungen feststellen. Aufwendige Spielen wie Riptide GP 2 oder Kill Shot laden in angemessener Zeit und lassen sich mit hohen Frameraten flüssig spielen. Im Durchschnitt hat das Nexus 6 1 Minute und 16 Sekunden zum Aus- und Wiedereinschalten benötigt. Die Kamera öffnet sich in 2,48 Sekunden.
Sound
Das Nexus 6 kommt wie das HTC One (M8) oder Sony Xperia Z3 mit zwei Front-Stereo-Lautsprechern, die jeweils auf der Vorderseite unter dem Display sitzen. Die Lautstärke und Klangqualität überzeugt und ist deutlich besser als beim Nexus 5. Im Vergleich zum Vorgänger ergibt sich aufgrund der Positionierung auf der Vorderseite des Smartphones zudem ein entscheidender Vorteil. Beim Anschauen eines Videos im Landschaftsmodus hält man die Lautsprecher nicht wie beim Nexus 5 schnell mal zu und wird auch direkt von vorne beschallt. Bedeckt beim Nexus 5 der Finger den Lautsprecher, ist fast gar nichts mehr zu hören. Beim Nexus 6 macht das Anschauen von Videos und Hören von Musik über die Lautsprecher jedenfalls deutlich mehr Spaß.
Kommunikation
In Sachen Kommunikation bietet das Nexus 6 dank Qualcomms Snapdragon-805-Chip samt Gobi-LTE-Modem bereits LTE Cat 6, das seit Kurzem von der Deutschen Telekom in ersten Städten angeboten wird. Damit sind theoretische maximale Downloadraten von 300 MBit/s möglich. Außerdem ist Bluetooth 4.1, USB 2.0, NFC und WLAN 802.11ac (6,93 GBit/s), Dual-Band-WiFi (2,4 und 5 GHz), 2×2 MIMO, WiFi Direct sowie GPS und Glonass mit an Bord. Das SIM-Kartenformat ist nanoSIM.
An der Gesprächsqualität des Nexus 6 gibt es nichts auszusetzen. Die Verbindung zum Mobilfunknetz war im Testzeitraum stabil. Netzabbrüche wie beim Nexus 5 sind nicht aufgetreten. Bei Anrufen ist der Gesprächspartner klar und ohne Verzerrung sowie in ausreichender Lautstärke zu hören. Brummen oder ähnliche Störgeräusche sind nicht festzustellen. Der Lautstärke über die Lautsprecher könnte bei Anrufen allerdings etwas höher sein. Den Gesprächspartner konnte man zwar verstehen, aber man musste das Smartphones stets etwas näher zum Gesicht halten. Bei Musik und Videos war die Lautstärke höher.
Sensoren
An Sensoren hat Motorola einen Beschleunigungsmesser, ein Gyroskop, ein Magnetometer, einen Näherungs-, Halleffekt- und Umgebungslichtsensor, ein Barometer sowie Sensoren für die Haptik integriert.
Betriebssystem
Neben dem Nexus 9 ist das Nexus 6 das erste Gerät, das mit Googles neuester Betriebssystemversion, Android 5.0 Lollipop, ausgeliefert wird. Wie üblich kommt das Nexus 6 mit Stock-Android – also einer unveränderten Version des Google-OS. Eine vom Hersteller veränderte Benutzeroberfläche wie sie bei Samsung, Sony, HTC oder auch LG zum Einsatz kommt, gibt es beim Nexus 6 demnach nicht. Abgesehen von den typischen Google-Apps wie Maps, Gmail, Drive, Youtube, Play Movies, Music, Books und Kiosk, Notizen, Chrome sowie Docs, Präsentationen und Tabellen ist hier keine möglicherweise unerwünschte Software vorinstalliert. Man muss sich also nach dem ersten Einschalten nicht die Zeit nehmen, um unter Umständen nicht benötigte Dienste wie Instagram, Facebook, Facebook Messenger, Pizza.de, WhatsApp, HRS Hotels & Co. vom Smartphone zu schmeißen.
Manche vom Hersteller integrierte Apps lassen sich auch nicht einfach so löschen, sondern können nur mit Root-Rechten entfernt werden. Dafür gibt es Anwendungen wie Rom Toolbox. Allerdings ist das Rooten eines Gerätes nicht für jeden Nutzer eine Option. Zudem erschwert Android 5.0 das Entsperren von Geräten mit geschlossenem Bootloader. Beim Nexus lässt sich dieser beispielsweise ohne Probleme entsperren, bei anderen Herstellern ist dies ab nicht immer die Regel. In dieser Hinsicht verspricht Android 5.0 aber auch etwas Besserung. Google bietet Herstellern mit der Funktion „Auto Install“ die Möglichkeit, Apps nicht in die System-Partition vorzuinstallieren, sondern bei der ersten Inbetriebnahme des Gerätes herunterzuladen und in der Daten-Partition abzulegen. Aus dieser lassen sich die Apps ohne Probleme bei Bedarf löschen.
Mit Stock-Android bringt das Nexus 6 allerdings auch keine zusätzlichen Funktionen mit, die man eventuell doch ganz praktisch fände. Samsung stattet das Note 4 beispielsweise mit dem Feature Multi-Window aus, das richtiges Multi-Tasking erlaubt. Dafür gehen die Updates bei den Nexus-Smartphones in der Regel schneller als bei Geräten mit verändertem User-Interface, da die Hersteller ihre Oberfläche, Dienste und Anwendungen erst noch an Googles neue Versionen anpassen müssen, bevor sie sie an Kunden weitergeben können.
Jedoch setzten neben Google inzwischen auch schon einige andere Hersteller auf ein fast reines Android. Darunter beispielsweise Motorola. Zudem bemühen sich Hersteller wie LG Updates immer schneller an ihre Kunden auszuliefern. Google hat ihnen durch die Veröffentlichung einer Preview von Android Lollipop in dieser Hinsicht auch deutlich unter die Arme gegriffen, da sie sich schon früher auf das neue OS einstellen konnten. Motorola und LG haben letzte Woche quasi zeitgleich mit Google angefangen, erste Besitzer des Moto X (2. Gen) und Moto G respektive G3 mit Android 5.0. zu beliefern. Motorola hat laut einem Bericht von Ars Technica sogar schon etwas früher mit der Verteilung von Android 5.0 angefangen als Google. Daher bieten sich Nexus-Fans, denen das neue Modell etwas zu groß geworden ist, mit Geräten wie dem Moto X nun einige Alternativen, ohne dass sie auf die gewohnt schnellen Updates und Stock-Android verzichten müssten.
Wer bereits ein Nexus 5 besitzt, wird aufgrund der Software ebenfalls keinen Grund finden, zum neuen Nexus 6 zu wechseln. Inzwischen hat Google die fünfte OS-Version nämlich schon für den Großteil der älteren Nexus-Geräte freigeben. Aktuell liefert es das OTA-Lollipop-Update in Deutschland aus. Die die Factory Images sowie die OTA-ZIP-Dateien zur manuellen Installation hatte Google schon etwas früher für das Nexus 5, 7 (2013 & 2012, WiFi) sowie 10 verfügbar gemacht.
Features
Mit dem am 15. Oktober vorgestellten Android 5.0 Lollipop führt Google nun wie Apple die 64-Bit-Architektur ein. Zudem kommt die neue Version mit der neuen Benutzeroberfläche “Material Design”, die künftig auch für Webanwendungen genutzt werden soll. Sie bietet unter anderem die Möglichkeit, durch Schatten einzelne Elemente optisch hervorzuheben und deren Größe dynamisch anzupassen. Neu sind auch größere weiße Flächen zwischen Elementen sowie zusätzliche Animationen, etwa beim Wechsel zwischen Anzeigen oder Touch-Feedback.
Zu den weiteren Neuerungen von Lollipop zählen der neue Energiesparmodus Volta, ein verbesserter Sperrbildschirm, der Auszüge von Benachrichtigungen und die Quick Settings bereit hält, ein “Bitte nicht stören”-Modus, eine überarbeitete Benachrichtigungsleiste, Pop-up-Benachrichtigungen außerhalb der Statusleiste, ein Diebstahlschutz sowie die Laufzeitumgebung Android Runtime (ART), die standardmäßig die aktuelle Dalvik-Software ersetzt. Im Vergleich zu Android 4.4 KitKat verbessert sich dadurch die Leistung von Apps. Auch die Quick Settings wurden überarbeitet.

Der Lollipop-Lockscreen zeigt Benachrichtigungen samt Auszügen an. In der Multi-Tasking-Ansicht tauchen unter Android 5.0 nun auch Browser-Tabs auf (Foto: CNET).
Zudem bringt die OS-Version neue Sicherheitsfunktionen mit. Android 5.0 bietet außerdem Unterstützung für Nutzerprofile auf Smartphones sowie die Features Screen-Pinning oder Smart Lock. Mit der Funktion Screen Pinning können Smartphone-Besitzer unter Android 5.0 Lollipop das System sperren und nur die Nutzung einer angepinnten App erlauben. Zum Verlassen der Anwendung muss das Sperrmuster eingegeben werden. Mit Smart Lock lässt sich das Smartphone oder Tablet mittels einer Smartwatch wie der LG G Watch R oder Moto 360 oder eines NFC-Tags automatisch entsperren. Mit der neuen Version der Google Play-Dienste dient auch der Standort des Nutzers zur Identifikation. Außerdem weitet Google die als Security Enhanced Linux (SELinux) bezeichnete Sandbox für Anwendungen auf den Kern des Mobilbetriebssystems aus. Weitere Informationen hält der Beitrag Google: Android 5.0 Lollipop offiziell vorgestellt bereit.
Kamera
Das von Motorola gefertigte Nexus 6 ist auf der Rückseite mit einer 13-Megapixel-Kamera mit optischem Bildstabilisator und Dual-LED-Blitz ausgestattet. Verbaut wurde Sonys 1/3,06-Bildsensor MX214 samt ExmorRS-Technologie und f/2.0-Blende. Im Freien bei ausreichend Licht macht die Kamera des Nexus 6 scharfe Fotos mit lebendigen Farben und einer ausgeglichenen Belichtung, die mit den Schnappschüssen anderer Smartphone-Konkurrenten mit Top-Kameras mithalten können. Bei schlechten Lichtverhältnissen kommt die Knipse des Nexus 6 nicht ganz an die Konkurrenz heran. Zudem wirken weiße Flächen auf manchen Fotos etwas ausgeblichen.

Die Kamera des Google Nexus 6 löst mit 13 Megapixel auf und kommt mit optischer Bildstabilisierung und einem Dual-LED-Blitzlicht. Bei guten Lichtverhältnissen schießt sie tolle Fotos. Bei schwachem Licht kann sie nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten (Foto: CNET).
Der HDR-Modus der Kamera hat bei einigen Landschaftsaufnahmen geholfen, bei denen man mit grellem Sonnenlicht zu kämpfen hatte. Innenaufnahmen bei moderatem Licht sind meist gut gelungen. Bei Nahaufnahmen hat es die Linse allerdings nicht immer geschafft, die Objekte vollkommen zu fokussieren.
Die Kamera-App von Android 5.0 Lollipop bietet im Grunde dieselben Funktionen wir die von Android 4.4.4 KitKat. Es gibt einen Panorama- und HDR-Modus, eine Funktion für Fokuseffekte sowie Photo Sphere für Rundumaufnahmen. Filter und Effekte oder Anpassungsmöglichkeiten für Helligkeit, Sättigung und Kontrast hält das Nexus 6 wie gewohnt später über die Editierfunktion der Galerie bereit.
Folgende Testaufnahmen vermitteln einen Eindruck der Bildqualität:

Die Löcher in diesem von Wind und Wellen geformten Stein hat die Kamera bei hellem Sonnenlicht sehr gut eingefangen (Foto: CNET).

Bei dieser Nahaufnahme ist dem Google-Smartphone der Fokus gut gelungen. Geht man allerdings noch etwas näher heran, wird das Bild unscharf (Foto: CNET).

Andere Top-Smartphones schießen hellere und schärfere Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen. Das schlechteste Foto ist es aber nicht (Foto: CNET).

Diese Studioaufnahme überzeugt mit natürlichen Farben und vielen Details. In der Mitte sie aber etwas hell geraten (Foto: CNET).
Videos lassen mit dem Nexus 6 wie bei fast allen neuen High-End-Smartphones in 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde aufnehmen. In Sachen Farben und Schärfe konnten die Clips auf voller Linie überzeugen. Die Nexus-6-Kamera hat auch sehr gut auf wechselnde Lichtverhältnisse reagiert. Neben 4K sind Videoaufnahmen auch in Full-HD (1080p) und HD (720p) möglich.
Akku
Das Nexus 6 ist mit einem fest verbauten 3.220-mAh-Akku ausgestattet und kommt laut Herstellerangaben auf eine Gesprächszeit von 24 Stunden und eine Standby-Zeit von 300 Stunden. Bei der Videowiedergabe soll das Smartphone 10 Stunden lang durchhalten. Dem Datenblatt zufolge können Nexus-Besitzer mit LTE- oder WLAN-Verbindung 9,5 respektive 10 Stunden im Internet surfen.
Das Note 4, das ebenfalls einen 3.220-mAh-Akku besitzt, hält laut Samsung mit 14 Stunden Videowiedergabe und bis zu 12 Stunden Surfdauer etwas länger durch. Bei der Gesprächszeit hat das Nexus-Smartphone aber wiederum die Nase auf dem Papier vorne. Das iPhone 6 Plus liegt Apples Webseite zufolge mit 14 Stunden Gesprächs- und 250 Stunden Standby-Zeit hinter beiden Android-Smartphones zurück. In der Videowiedergabe soll es aber das Nexus 6 um eine Stunde überflügeln.
Im CNET-Labs-Akku-Test, bei dem ein HD-Video bei aktiviertem Flugzeugmodus und mittlerer Helligkeit in einer Dauerschleife über das Display flimmert, hat sich dieses Ergebnis auch bestätigt. Das Nexus 6 kam bei der Videowiedergabe zwar sogar auf eine etwas höhere Laufzeit von 11 Stunden und 56 Minuten, das iPhone 6 konnte es aber nicht übertrumpfen. Dieses schaffte 13 Stunden und 16 Minuten. Das Xperia Z3 hielt zum weiteren Vergleich ähnliche 12 Stunden und 30 Minuten durch. Das Ascend Mate 7 setzt sich mit eine Laufzeit von 17 Stunden allerdings deutlich weiter vom Nexus 6 ab. Der CNET-Labs-Test steht mit dem Galaxy Note 4 leider noch aus. Bei Gesprächen ergibt sich ein etwas anders Bild, als erwartet. Das Nexus 6 hält laut der Webseite GSMArena mit 25 Stunden nur knapp länger durch als das iPhone 6 Plus, das auf knapp 24 Stunden Laufzeit kommt. An das Note (28,5 Stunden) kommen beide Geräte nicht heran.
Im Alltag kommt man aber mit dem Nexus 6 aber gut über den Tag. Bei durchschnittlicher Nutzung und maximaler Helligkeit hatte der Akku des Nexus 6 am Ende des Tages noch gut 30 Prozent an Kapazität übrig.
Laden lässt sich der Akku des Google-Smartphones via microUSB oder auch drahtlos. Wie das Note 4 lässt sich das Nexus 6 dank Fast Charge 2.0 deutlich schneller aufladen, als ältere Modelle. Mit dem Schnellladegerät, das beim Nexus 6 auch im Lieferumfang enthalten ist (Note 4 nicht), lies es sich in 43 Minuten von 0 auf 50 Prozent aufladen. Eine volle Akkuladung dauerte 1 Stunde und 50 Minuten.
Fazit
Das aufgrund seines attraktiven Preis-/Leistungsverhältnis äußerst beliebte Nexus-Smartphone hat Google einen teurer Riesen verwandelt und sich mit dem Nexus 6 in den Bereich der High-End-Phablets bewegt. Es ist selten, dass Hersteller ihr Flaggschiff derart radikal in Sachen Größe verändern. Google macht zwar keinen ganz so großen Sprung wie Apple vom iPhone 5S zum iPhone 6 Plus, vielen Nexus-Besitzern dürfte es aber ähnlich wie eingefleischten Apple-Fans ergehen, wenn sie das neue Nexus 6 das erste Mal in die Hand nehmen. Dass das Nexus 6 etwas zu groß geworden ist, dürfte sich jedenfalls bei vielen Nexus-5- oder Nexus-4-Besitzern als erster Eindruck einstellen.
Und Nexus-Anhänger trifft es ja eigentlich noch etwas härter als die Kollegen aus dem Apple-Lager, denn im Gegensatz zum iPhone-Macher bietet Google keine kleinere Version des Nexus 6 an. Dafür aber Motorola mit dem neuen Moto X. Und dies dürfte für viele Nexus-Fans, die über den Kauf eines neuen Gerätes nachdenken, auch das bessere Nexus 6 sein – zumindest im Hinblick auf die Größe, die Ähnlichkeit und auch etwas auf den Preis. Wer ein ähnliches günstiges High-End-Smartphone wie das Nexus 5 sucht, der wird aktuell wohl eher beim OnePlus One fündig, das inzwischen auch schon an zwei Tagen ohne Einladung bestellt werden konnte – zuletzt am 17. November.
Eine Kaufempfehlung erhält das Nexus 6 aber trotzdem – und zwar für all diejenigen, die sich für Smartphones mit übergroßen Displays interessieren. Denn das Nexus 6 ist bis auf kleinere Nachteile wie ein fehlender microSD-Kartenslot eines der am besten ausgestatten Phablets am Markt und immerhin noch etwas günstiger als direkte Konkurrenten wie das Samsung Galaxy Note 4. Es kommt mit einem hochauflösenden QHD-Display, der aktuell schnellsten Qualcomm-CPU, einer im Vergleich zum Nexus 5 deutlich verbesserten Kamera, mehr Speicher, einem größeren Akku und LTE-A Kategorie 6, das in ersten deutschen Städte extrem schnelle Interverbindungen verspricht.
[Mit Material von Jessica Dolcourt, CNET.com]
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Eine Kommentar zu Nexus 6 im Test: Googles Android-Smartphone ist größer und teurer als erhofft
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Die bisherigen nexus Geräte waren nicht oder kaum über Provider erhältlich, was Google jetzt scheinbar äbdert und dadurch wird der preis auch um einiges tiefer sein…