Surface Book im Übergizmo Video-Test
Design & Verarbeitung
Das Surface Book ist auffällig und unauffällig zugleich. Einerseits besitzt es große Flächen und klare Linien, die durch ihren Minimalismus an Designerstücke aus nordischen Design-Studios erinnern. Andererseits sticht das auffällige Scharnier ins Auge, das aus dem Laptop mit einem einzigen Tastendruck ein Tablet macht. Das Design des Surface Book vermittelt klares Understatement für die unglaubliche Power, die unter dem matt-grauen Gewand steckt. Die verwendete VaporMg Magnesium-Legierung sorgt für ein angenehm weiches Gefühl beim Anfassen, sorgt aber gleichzeitig für eine hohe Stabilität und Rigidität, die wir bereits vom Microsoft Surface Pro 4 und seinen Vorgängern kennen.
Egal ob als einzelnes Tablet oder als Notebook in Kombination mit der Tastatur – das Surface Book fühlt sich an als wäre es wie aus einem Stück gegossen. Nichts wackelt oder knarzt, kein Teil lässt sich verwinden. Das liegt unter anderem an dem so genannten Fulcrum Scharnier, das Microsoft speziell für das Surface Book entwickelt hat. Mit aktiven Magneten schnappt das Tablet in die Halterung ein und sitzt somit wie angegossen im Tastatur-Cover. Egal wie stark man daran zieht oder rüttelt – es will einfach nicht nachgeben und beweist somit, dass es einem fest angebrachten Display in nichts nachsteht. Zumindest solange man das Notebook nicht von der Seite betrachtet: Das Scharnier faltet sich nämlich nicht komplett zusammen und trägt somit durch die entstehende Lücke zu einer Dicke von ganzen 22,8 Millimetern am oberen Ende bei. Puuuh, willkommen im letzten Jahrzehnt. Dazu kommt, dass durch dieses „Guckloch“ problemlos Krümel oder Sand gelangen können, selbst wenn man es nicht darauf anlegt.
Das Fulcrum Scharnier – praktisch und stabil
Warum entwickelt man so ein aufwendiges Scharnier? Weil durch die ganze Hardware das Tablet einiges wiegt und somit normalerweise zum Wackeln neigen würde, wenn man auf dem Touchscreen tippt oder wischt. Dadurch, dass sich das Scharnier nach hinten verlängert, bietet es dem Tablet mehr Stabilität. Das Ergebnis ist zufriedenstellend, wenn auch das Wackeln nur minimiert wird, aber nicht komplett behoben werden kann. Im Alltag stellte es sich aber nicht als negativ heraus und fiel kaum auf.
Mit einem einzigen Tastendruck wird der Magnetmechanismus freigeschaltet und man kann das Tablet mühelos herausheben und einzeln nutzen oder andersherum wieder einsetzen. Dieser Clipboard genannte Modus ist vor allem zum Zeichnen mit dem Stift praktisch, weil er das Tablet leicht anhebt und nach vorne neigt. Auch im Flieger hat sich dieser Modus als praktisch herausgestellt, um auf den engen Tischchen platzsparend Filme zu schauen.
Die Hardware komplett im Tablet
Fast die komplette Hardware ist im Tablet-Teil des Surface Book verbaut, sodass es für bis zu drei Stunden autonom benutzt werden kann. Dennoch ist das Tablet mit 729 Gramm erstaunlich leicht und mit 7,7 Millimetern in der Dicke angenehm schmal. Bei beiden Werten schlägt es sogar das neue Microsoft Surface Pro 4 (786 Gramm und 8,5 Millimeter Dicke)! Obwohl es mit einer Displaydiagonale von 13,5 Zoll nicht wirklich klein ausfällt, kann man es dank der schmalen Displayränder fast schon als kompakt bezeichnen. Länger in der Hand halten kann man es aber trotzdem nicht, nach etwa fünf bis zehn Minuten ist Schluss. Sieht man von den unteren Anschlüssen für das Dock ab, dann bietet das Tablet nur einen einzigen Konnektor: Den 3,5 Millimeter Anschluss für das Headset. Recht unpraktisch ist dieser auf der oberen rechten Seite angebracht, sodass ein angeschlossenes Kopfhörer-Kabel unschön herunterbaumelt.
Anschlüsse in der Tastatur
Die restlichen Anschlüsse befinden sich alle im Tastatur-Dock, das das Surface zu einem Surface Book macht. Links findet man zwei USB 3.0-Anschlüsse sowie einen Einschub für normalgroße SD-Karten, rechts ist der magnetische Stromanschluss sowie ein Thunderbolt-Port. Was mir bei einem Top-Notebook wie dem Surface Book fehlt, ist ein USB oder Thunderbolt-Port als Typ-C Anschluss – vor allem in der Zukunft wird man solche Stecker vermehrt vorfinden. Unverständlich, warum Microsoft hier noch auf das alte Design setzt oder zumindest nicht einen zusätzlichen Port verbaut.
Apropos Tastatur, auf dieser lässt es sich ausgezeichnet schreiben. Im Vergleich zum Surface Pro 4 Type Cover ist der Hub mit 1,5 Millimetern nur 0,1 Millimeter tiefer, das Feedback der Tasten ist aber deutlich knackiger und das Tippgefühl ist satter und befriedigender. Die im Chiclet-Design ausgeführten Tasten sind zudem hintergrundbeleuchtet, wobei die Beleuchtung ruhig homogener ausfallen könnte. Große Klasse ist das Glastrackpad unterhalb der Tasten; es reagierte stets schnell und präzise auf Eingaben. Einzig das nervige Klacken beim einfach Antippen (nicht klicken) stört und zieht die sonst hochwertige Verarbeitungsqualität etwas nach unten.
Großartiges 13,5 Zoll Display
Die Displays, die Microsoft seit Jahren in den Surface Reihen verwendet, konnten uns bisher immer überzeugen und hier bildet das Surface Book keine Ausnahme. Mit einer Diagonale von 13,5 Zoll ist es angenehm groß um einige Fenster gleichzeitig betrachten zu können. Besonders hilfreich ist hierbei das Seitenverhältnis von 3:2, das Webseiten und Dokumente angenehmer darstellt als das schmale 16:9, das vor allem für Filme geeignet ist.
Beeindruckend ist die hohe Auflösung: 3000 x 2000 Pixel bringt das Surface Book mit sich und schafft somit eine gestochen Scharfe Darstellung von Text als auch Bildern. Wer Adleraugen besitzt, kann somit die Skalierung auf 100% herunterfahren, für alle anderen empfiehlt es sich, diese auf 200 Prozent zu belassen. Meiner Meinung nach ist die Auflösung ein guter Kompromiss aus Schärfe und Akkulaufzeit – mehr braucht man bei gewöhnlichem Arbeitsabstand nicht. Sowohl Farbbrillanz, Schwarzwerte als auch Helligkeit können vollkommen überzeugen. Das Surface Book hat somit eines der besten und natürlichsten Darstellungen auf dem Markt.
Hardware mit einzigartiger GPU-Lösung
Die kleinste Ausführung des Microsoft Surface Book bietet einen Intel Core i5 Prozessor samt 8GigaByte Arbeitsspeicher und einer 128GByte SSD-Festplatte und kostet im Handel etwa 1600 Euro. Die von uns getestete Top-Version ist mit etwa 2900 Euro deutlich teurer und bietet den Intel Core i7 6600U Prozessor, der maximal zwischen 2,6 und 3,4 Gigahertz taktet, 16GByte Arbeitsspeicher sowie eine 512GByte große SSD. Die Arbeitsgeschwindigkeit war insgesamt sehr gut, Apps und Programme öffneten schnell und ließen sich flüssig bedienen. Mit dem üppigen Arbeitsspeicher war Multitasking eine Freude. Beim Surfen und leichten Office-Aufgaben blieb das Surface Book in der Regel komplett ruhig, sodass man den Lüfter überhaupt nicht hörte. Erst bei höherer Beanspruchung sprangen diese an, wurden aber nie unangenehm laut.
Die Besonderheit unseres Modells ist aber die dedizierte Nvidia GeForce 940M Grafikeinheit, die sich im Tastatur-Dock befindet und bei Bedarf zugeschaltet wird. Vor allem bei grafikaufwendigen Tätigkeiten wie Videoschnitt mit Adobe Premiere oder Zeichnungen in Adobe Illustrator schaltet sie sich dazu und beschleunigt Berechnungen deutlich. Rendering wird dadurch spürbar beschleunigt und alles erscheint flüssiger, als ohne die dGPU. Auch aktuelle Spiele sind damit spielbar, GTA V lässt sich halbwegs flüssig bei FullHD und niedrigen Einstellungen spielen. Interessant: Falls die Nvidia Grafikeinheit von einem Programm benutzt wird, kann das Tablet nicht von der Tastatur getrennt werden. Hierfür muss erst das Programm beendet werden, dann kann man erst die beiden trennen.
Schade ist, dass Microsoft immer noch nicht die passenden Treiber für die Samsung SSD vorinstalliert und man sich selbst auf die Suche begeben muss. Die Treiber der Evo 850 Serie beschleunigen sowohl den Schreib- als auch den Lesevorgang etwa um das Doppelte, sodass sequentielle Lesegeschwindigkeiten bei bis zu 1,3GByte pro Sekunde liegen, die Schreibrate ist etwa bei der Hälfte dessen anzusiedeln. Sehr gute Werte, die aber erst mit dem optionalen Treiber erreicht werden.
Der Surface Pen – bewährt und präzise
Wie schon beim Surface Pro 4 gibt es auch beim Surface Book einen mitgelieferten Stift, der 2048 Druckstufen besitzt. Damit lässt es sich präzise und mit wenig Latenz schreiben und zeichnen. Praktisch ist vor allem der Radiergummi auf der Rückseite, der auch einen eingebauten Knopf besitzt. Ein kurzer Druck öffnet OneNote, ein doppeltes Klicken erstellt einen Screenshot und hält man ihn etwas länger gedrückt, öffnet sich Cortana.
Die Funktionen sind mit denen beim Microsoft Surface Pro 4 komplett identisch, deswegen verweisen wir auf diese Stelle zu unserem ausführlichen Testbericht. Dort findet ihr auch weitere Software Features aus Windows 10 wie zum Beispiel Windows Hello, Windows Edge und mehr.
Gute Akkulaufzeit
Insgesamt sind zwei Akkus verbaut – einer im Tablet, ein zweiter in der Tastatur. Der 18 Wattstunden kleine Akku im Tablet sorgt für eine Akkulaufzeit von etwa zwei bis drei Stunden, zusammen mit dem 51 Wattstunden Akku in der Tastatur kommt man insgesamt auf eine gute Nutzungszeit von etwa acht bis zehn Stunden, je nachdem wie stark es beansprucht wird. Bei Videoschnitt und Grafikarbeiten hält der Akku entsprechend weniger, das ist aber in Ordnung.
Microsoft Surface Book – Fazit
Vielleicht stellt ihr euch die Frage: Surface Pro oder Surface Book? Die Antwort ist recht simpel: Während das Surface Pro eher ein großes Tablet mit Notebook-Option ist, ist das Surface Book das Gegenteil – ein Notebook mit der Möglichkeit es auch als Tablet zu nutzen.
Ist das Surface Book also der ultimative Laptop? Für mich ja. Es bietet eine großartige Verarbeitung, eine Tastatur, auf der man gerne tippt, ein großes, präzises Trackpad und eine lange Akkulaufzeit. Dazu kommt ein helles, brillantes Display im praktischen Seitenverhältnis von 3:2 sowie genügend Dampf unter der Haube, um unterwegs alle Aufgaben schnell erledigen zu können. Somit sind alle Punkte für einen sehr guten Laptop abgehakt. Ein bisschen mehr als ultimativ ist auf jeden Fall der Verschlussmechanismus im Fulcrum-Scharnier, der jedes Mal ein Erlebnis ist. Dazu kommen der präzise Stift, Windows Hello und die dedizierte Grafikkarte, sodass wir am Ende wirklich vor einem recht ultimativen Gesamtpaket stehen, das auf dem Markt bisher einzigartig ist. Dafür müsst ihr einen entsprechend hohen Preis bezahlen.
Pro / Con
Hochwertig und stabil verarbeitet
Gute Tastatur und präzises Trackpad
Helles, brillantes Display
Gute Performance mit dedizierter GPU
Präziser Surface Stift
etwas schwer und dick
SSD-Treiber nicht angepasst
Neueste Kommentare
Noch keine Kommentare zu Microsoft Surface Book Test: Der ultimative Laptop?
Vielen dank für Ihren Kommentar.
Ihre Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.