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Ulefone Vienna Test – Preisleistungskracher aus China
von Matthias Sternkopf am , 14:16 Uhr
Unfassbar! Das Ulefone Vienna bietet für gerade einmal 150 Euro eine Feature-Vielfalt, die man bei anderen nicht mal für 300 Euro findet. Wir haben das Ulefone Vienna im Test.
Ja, in China kann man günstige Smartphones kaufen. Das hat sich mittlerweile auch bei uns herumgesprochen. Aber wie viel Technik der hierzulande recht unbekannte chinesische Hersteller Ulefone für einen Spottpreis in sein Smartphone [1] Vienna packt, setzt noch einmal einen drauf.
Derzeit ist das Ulefone Vienna zum Beispiel bei Gearbest in drei Farben für 150 Euro erhältlich [2]. Hier können natürlich noch ein paar Euro Zoll hinzukommen.
Das Gerät liegt gut in der Hand. Dazu tragen auch die an den Kanten abgerundeten Displayränder bei. Die gesamte Rückseite besteht aus einer Unibody-Polycarbonat-Schale mit einem eingestanzten „Ulefone“ Schriftzug in der Mitte. Im unteren Bereich der Rückseite befindet sich eine Verzierung, welche wohl an aufgedampfte Antennen bei Metall-Smartphones erinnern soll. Eine eigenartige Design-Entscheidung.
Insgesamt wirkt das Vienna wertig verbaut und haltbar. Lediglich die etwas klein geratenen und mit einem schwammigen Druckpunkt versehenen Knöpfe zum Ein- / Ausschalten und Laut- / Leiseregulieren störten hier. Komisch: Der Aktions-Button auf der gegenüberliegenden Seite besteht aus Metall und klickt sich famos.
Bemerkenswert: Ulefone legt der Packung eine dünne, transparente Silikonhülle bei.
Das 5,5-Zoll-Display löst mit Full-HD auf und kommt damit auf eine sehr ansehnliche Pixeldichte. Auch die Blickwinkel sind gut und die maximale Helligkeit ist ausreichend, wenn auch nicht auf dem Niveau von Top-Modellen.
Geschützt wird das Display von Gorilla Glass 3. Obwohl dies schon für eine relativ hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Kratzer sorgen sollte, klebt Ulefone von Haus aus eine Schutzfolie auf das Display und legt gleichzeitig noch eine weitere dem Lieferumfang bei. Nachteil dieser Folie: Das Display ist anfälliger gegenüber Fingerabdrücken und stellt die Farben weniger knackig dar.
Die 13 Megapixelkamera auf der Rückseite wurde von Panasonic gefertigt, steht leicht aus dem Gehäuse heraus und wird von einem LED-Blitz unterstützt. Bei guten Lichtverhältnissen liefert sie gute Bilder. Bei schlechten Lichtverhältnissen schlechte. Damit reiht sie sich in die breite Riege der Mittelklassekameras ein. Ähnliches gilt für die 5 Megapixel Frontkamera.
Für den ein oder anderen Schnappschuss ist die Kamera des Ulefone Vienna dadurch absolut geeignet. Allerdings sollte man hier keine großen Erwartungen haben. Irgendwo muss man bei dem Preispunkt dann wohl auch Abstriche machen.
Das Ulefone Vienna wird explizit als Musik-Handy mit HiFi Sound beworben. So kommt hier der HiFi Chipsatz Smart Audio PA von NXP mit unabhängigem DAC & Amplifier zum Einsatz. Im Einstiegsbereich ein echtes Novum. Beim Musikhören über ordentliche Kopfhörer fällt das allerdings weniger ins Gewicht, als wir uns das erhofft hatten.
Wir verglichen den Sound über unseren Referenzkopfhörern mit dem LG [3] G5, dem HTC [4] 10 und dem Xiaomi Mi 5. Das Klangbild war beim Ulefone Vienna zwar ok, konnte aber unserem Empfinden nach nicht mit den anderen Modellen mithalten. So verschwammen die verschiedenen Frequenzbereiche gerne mal und verfälschten so das Klangbild. Was das Ulefone Vienna jedoch kann, ist die Musik richtig laut abzuspielen!
Auch komisch für ein „Musik-Handy“: Der auf der Rückseite verbaute Monolautsprecher ist zwar laut, aber ganz sicher nicht gut. Zwischen ihm und dem Boomsound vom HTC 10 liegen Welten. Kopfhörer liegen dem Vienna auch nicht bei. Wer also tatsächlich ein Smartphone mit außergewöhnlichen Klang-Eigenschaften sucht, sollte vom Ulefone Vienna die Finger lassen.
Im Ulefone Vienna taktet der Mediatek MT6753. Das ist ein Octa-Core 64-bit Prozessor der Mittelklasse und damit – auch aufgrund der schon etwas in die Jahre gekommenen GPU Mali T720MP3 – weniger für aktuelle Games geeignet. Im Alltag schlägt sich das Vienna dennoch nicht schlecht, was auch an den flotten 3 GByte RAM liegt.
Intern kommen 32 GByte Speicher zum Einsatz, welcher durch microSD-Karten erweitert werden kann.
Das Android [5] 5.1 im Ulefone Vienna kommt angenehm schlank daher. Bloatware? Fehlanzeige! Etwas irritierend: Der einzelne Knopf an der linken Seite des Vienna startet per Default den Audio-Rekorder. Allerdings gibt es im Menü keine Möglichkeit, dies anzupassen. Das Starten der Kamera über diesen Knopf wäre zum Beispiel für viele sinnvoller.
Der Virenscanner ESET Mobile Security findet auf dem Ulefone Vienna den Trojaner Agent.QK (Variante). Die Schadsoftware sitzt mächtig tief im System und lässt sich ohne einen Root des Smartphones nicht entfernen.
Was der Trojaner genau anrichtet, ist unklar. Allerdings ist theoretisch vom Anzapfen der Kamera bis zum Auspionieren von Kontakten und dem eigenen Nutzungsverhalten alles möglich.
Eine Stellungnahme von Ulefone sowie verschiedener Sicherheitsexperten steht noch aus. Allerdings werden wir das Thema weiterverfolgen und diesen Test updaten.
Mittlerweile hat sich Ulefone zu den Vorwürfen geäußert. Sie weißen die Vorwürfe komplett von sich. So soll es sich bei der ESET-Warnung nicht um den Trojaner Agent.QK (Variante) handeln. Die Datei soll keinen negativen Einfluss haben. Mit dem Löschen der App „Launcher“ soll dann auch der der vermeintliche Trojaner verschwinden.
Auf der Rückseite direkt unter der Kamera zeigt das Vienna seinen Fingerabdruckscanner. Auch wenn dieser nicht der Schnellste ist (was wohl am Prozessor liegt), arbeitet er zuverlässig. Schon großartig, dass Ulefone bei dem Preis auch an den Fingerprintscanner gedacht hat.
Außerdem mit an Bord: Ein Infrarot-Sensor. Dafür hat Ulefone dann allerdings das Gyroskop eingespart.
Im Ulefone Vienna kommt ein 3.250 mAh Akku von Sony [6] zum Einsatz. Dieser ist nicht wechselbar und sollte auch bei intensiver Nutzung das Telefon bis tief in die Nacht mit Strom versorgen können. Damit erreicht es einen sehr guten Akku-Wert. Auf zwei Tage wie das Huawei Mate 8 kommt es allerdings nicht.
Ulefone spricht beim Vienna auch von Fast Charging. Das können wir nicht bestätigen. Auch bei stärkeren Netzteilen als der beiliegende 5 V / 1,5 A Variante brauchte das Vienna über 2 Stunden, um komplett zu laden. Das ist durchaus ein ordentlicher Wert, allerdings noch weit vom tatsächliche Fast Charging entfernt.
Das Ulefone Vienna kann uns überzeugen und erhält für diesen Spattpreis die Übergizmo-Kaufempfehlung! Kein Wunder, sammelt das Vienna haufenweise top Features wie Fingerprintscanner, FullHD-Display und ordentlich Speicher für nicht einmal 150 Euro.
UPDATE: Aber mal ganz ehrlich: Ein trojanerverseuchtes Smartphone kann man eigentlich niemanden empfehlen. Wir bleiben an der Sache dran und updaten diesen Test.
Bestes Preisleistungsverhältnis
Fingerabdruckscanner
Großer Akku
Viel Speicher
Schönes Display
Trojaner Agent.QK (Variante) gefunden UPDATE: der aber angeblich keine Schadsoftware ist
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[2] in drei Farben für 150 Euro erhältlich: http://goo.gl/hP1sKu
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[5] Android: http://www.cnet.de/themen/android/
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