Fairphone: Umweltsiegel „Der Blaue Engel“ geht erstmals an Smartphone

Der niederländische Konzern Fairphone hat das „Der Blaue Engel“-Umweltsiegel bekommen. Damit geht das Abzeichen zum ersten Mal an ein Smartphone. Mit dem „Blauen Engel“ werden seit 1978 Unternehmen ausgezeichnet, die auf umweltschonende Produktion und faire Arbeitsbedingungen setzen.

Das gleichnamige Smartphone von Fairphone basiert auf einem modularen Aufbauprinzip. Die jeweiligen Komponenten können ausgetauscht und repariert werden. Auch achtet der Konzern darauf, dass alle Einzelteile in der kompletten Lieferkette unter fairen und umweltverträglichen Bedingungen produziert werden.

“Wir sind stolz darauf, mit dem ältesten Umweltzeichen der Welt, das für Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit steht, geehrt zu werden”, sagt Fairphone Value Chain Projektmanagerin Flavia Fries in einem Statement. “Wir werden damit noch mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Nachhaltigkeit in der Mobilfunkbranche lenken können und verdeutlichen einmal mehr, dass es möglich ist, diese Probleme anzupacken.”

Um auch andere Smartphone-Hersteller dazu zu animieren, nachhaltige und umweltbewusste Geräte zu fördern, soll am 30. Oktober 2016 Fairphone Gründer Bas van Abel auch mit dem Deutschen Umweltpreis dekoriert werden. Der Preis wird von Bundespräsidenten Joachim Gauck überreicht und ist mit 250.000 Euro dotiert. Van Abel hatte unter anderem eine Lieferkette für Gold und Wolfram aus konfliktfreien Gebieten in Ruanda aufgebaut.

Fairphone: Produktion des nachhaltigen Android-Smartphones startet

Bislang wurden weltweit rund 110.000 Fairphone-Mobiltelefone verkauft, etwa die Hälfte davon im deutschen Markt. Vor wenigen Tagen erst wurde eine neue Hülle für die zweite Generation des Gerätes vorgestellt, die das Smartphone noch schlanker machen soll.

Das neue Back Cover soll nicht nur vor Stürzen und Stößen schützen, sondern soll dem Gerät auch ein filigraneres und hochwertigeres Erscheinen verleihen. Dank des zweiteiligen Aufbaus lässt es sich auch einfacher vom Rest des Gerätes lösen und wieder anbringen. Mit einem neuen Back Cover lässt sich die Optik des Fairphones kostengünstig verändern ohne ein neues Telefon zu kaufen, so der Hersteller.

Erstes Smartphone mit austauschbaren Komponenten

Das Fairphone 2 kam im Dezember 2015 als weltweit erstes modulares Smartphone auf den Markt. Fairphone hat sich dem modularen Konzept verschrieben, um Telefone langlebiger zu machen und somit gegen ständigen Handy-Neukauf anzukämpfen. Der Fokus der Macher lag daher vor allem auf Reparierbarkeit und Aktualisierbarkeit des Telefons. Daher werde es auch nicht jedes Jahr eine neue Generation des Gerätes geben, so der Hersteller.

Die Ökobilanz des Fairphone 2 – kürzlich vom Fraunhofer-Institut abgeschlossen – zeigt, dass sich das Unternehmen in die richtige Richtung bewegt. “Das Fairphone 2 bricht mit gängigen Konventionen”, kommentiert Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). “Statt möglichst viel Technik in ein besonders flaches Gerät einzubauen, das kaum reparierbar ist und nach zwei Jahren in der Schublade oder auf dem Müll landet, setzen die Niederländer auf ein robustes Gerät, bei dem Langlebigkeit im Vordergrund steht.”

So könnten zum ersten Mal durch die modulare Bauweise Verbraucher Ersatzteile problemlos selbst einbauen, ohne gleich das ganze Gerät austauschen zu müssen. “Eine solche Bauweise vermeidet Elektroschrott, entlastet den Geldbeutel und sollte zukünftig von allen IT-Herstellern umgesetzt werden”, fordert Resch weiter.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (2. von links) überreicht Value Chain Projektmanagerin Flavia Fries von Fairphone (3. von links) das Umweltsiegel Blauer Engel.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (2. von links) überreicht Value Chain Projektmanagerin Flavia Fries von Fairphone (3. von links) das Umweltsiegel Blauer Engel. (Bild: Fairphone)

Laut Herstellerangaben sollen Fairphone-User bereits mehrere hunderte Reparaturen mit Open Source-Reparaturanleitungen selbst erfolgreich durchgeführt haben. Beispielsweise lässt sich der Bildschirm in weniger als einer Minute ganz ohne Werkzeug austauschen. Auch die Reparaturspezialisten von iFixit loben das Fairphone 2 und bewerten die Reparierbarkeit des Gerätes mit 10 von 10 Punkten.

Display und Batterie lassen sich ohne jegliches Werkzeug austauschen lassen. Das Unternehmen liefere das Smartphone zudem mit einer eigenen Reparaturanleitung aus. Der modulare Aufbau und die Federkontakte erleichtern den Austausch von Komponenten zusätzlich.

So erhalten Sie das umweltfreundliche Smartphone

Das Fairphone kann über den Shop des Unternehmens für rund 520 Euro bestellt werden. Alternativ gibt es das Gerät auch über den deutschen Provider 1&1, der das Gerät im günstigsten Tarif von monatlich 19 Euro für 349 Euro anbietet. Wer für das Gerät keine Zuzahlung leisten will, muss ein Datenvolumen von 5 GB pro Monat beziehen und dafür monatlich 44,99 beziehungsweise nach 12 Monaten 49,99 bezahlen. Der Hersteller plant jedoch, noch weitere Mobilfunkprovider als Partner zu gewinnen.

Im ersten silicon.de-Hands-On-Test zeigt sich ein solides Handy, das hinsichtlich Performance und Nutzerführung (dank Android) den Vergleich zu anderen High-End-Geräten, auch wegen des Leistungsfähigen Qualcomm Snapdragon-801-Prozessors nicht zu scheuen braucht. Beim Design dominiert aber vor allem die Zweckmäßigkeit. Emotionen weckt das Gerät aber nicht über ein elegantes Gehäuse, sondern mit dem Anspruch, die High-Tech-Industrie zum Umdenken zu bewegen und die Tatsache, dass keine Kinderarbeit, blutige Rohstoffe oder ausgebeutete Mitarbeiter bei der Herstellung involviert waren.

[mit Material von Martin Schindler, IT-Espresso.de]

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