Berufsfotograf: Ohne diese Digitaltechniken braucht man erst gar nicht anfangen

Fotograf darf seit den frühen 2000ern dank abgeschafftem Meisterzwang jeder werden. Ohne eine Reihe von Hard- und Softwares hat ein solches Business jedoch keine Chance, aus den Startlöchern zu kommen.

Fotograf darf seit den frühen 2000ern dank abgeschafftem Meisterzwang jeder werden. Ohne eine Reihe von Hard- und Softwares hat ein solches Business jedoch keine Chance, aus den Startlöchern zu kommen.
Es gibt selbstständige Berufe, die benötigen kaum mehr als einen Laptop und ein Smartphone, Programmierer beispielsweise oder Immobilienmakler. Fotografen hingegen wissen meist, dass sie zunächst gut und gerne fünfstellige Summen ausgeben müssen, bevor sie auch nur einen Euro mit Bildern verdienen.

Allerdings fokussieren sich viele Neulinge dabei zu sehr auf die Handwerkszeuge des Fotografen, namentlich Kamera, Objektive und sonstiges Fotozubehör – alleine damit lassen sich problemlos die genannten Summen ausgeben.

Dabei übersehen viele jedoch, vielleicht auch aus falscher Sparsamkeit, dass auch aufseiten von Hard- und Software Ausgaben anstehen, die nicht minder elementar für den Erfolg des neugegründeten Business sind als die besten Objektive – und vielleicht sogar noch mehr.

Die folgende Liste ist dementsprechend als kompromissloses Must-Have zu verstehen. Ohne sie kann fotografische Selbstständigkeit nicht funktionieren.

1. Eine professionelle Bildbearbeitungssoftware

unsplash.com © Tim Mossholder

Alternativen gibt es viele. Doch weiterhin sind Photoshop und Lightroom die erste Wahl aller Bildprofis der Welt. (unsplash.com © Tim Mossholder)

Das richtige Auge für Situationen, Bildkompositionen, Licht, Schatten und natürlich blinde Routine darin, das für Außenstehende so komplex wirkende Zusammenspiel von Brennweite, Blende, Verschlusszeit und Lichtempfindlichkeit einstellen zu können. Diese Kombination sehen Fotografen als „Ehrenschild“ an; die wichtigste Basis, um gute Fotos zu schießen.

Natürlich stimmt es, dass all die genannten Faktoren auch im Zeitalter KI-gesteuerter Kameraautomatiken nach wie vor elementar sind – allein schon deshalb, weil auch in absehbarer Zukunft keine KI in der Lage sein wird, ein Foto nach menschlich-ästhetischen Gesichtspunkten zu bewerten.

Doch hier kommt das große Aber: so perfekt ein Foto unter Einhaltung aller Grundregeln auch ist, so wenig ist es anschließend „kundenreif“. Schon die im Profi-Bereich typischen RAW-Dateien lassen sich mit vielen handelsüblichen Bildbetrachtern nur erschwert ansehen, sind also nicht kundentauglich. Dann kommen noch andere Dinge hinzu:
• Das Logo/Wasserzeichen des Fotografen. In der Zeit zahlloser digitaler Copyrightverletzungen lebenswichtig.

• Die Exif-Metadaten, die zwar nicht im RAW-Modus vorhanden sind, aber bei den zum Kunden gehenden JPEGs viel verraten können – oder sollten.

• Künstlerische Bildbearbeitungen, die bei Schwarz/Weiß anfangen und sich bis zu Multi-Layer-Kompositionen erstrecken, die weniger Bild sind, sondern digitalphotographisches Kunstwerk.

• Kleine Unvollkommenheiten von Mutter Natur, die der Kunde natürlich gerne entfernt hätte.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wer heute berufsmäßig fotografieren will, braucht nicht nur eine professionelle Bildbearbeitungssoftware, sondern muss diese ebenso blind beherrschen wie seine Fotoausrüstung.

Wer sich nicht vor einer vielkritisierten Benutzeroberfläche fürchtet, kann sich dafür in das quelloffene und ziemlich fähige Programm GIMP einarbeiten. Die Masse der Fotografen fährt jedoch wahrscheinlich besser mit dem „Windows der Fotowelt“ in Form von Adobe Photoshop bzw. Lightroom – mittlerweile wenigstens im Abonnement erhältlich, nicht mehr als mehrere tausend Euro teurer Einmalkauf.

2. Ein Server

unsplash.com © Jude Beck

Für Hobbyforografen mögen einige externe Festplatten genügen. Profis sollten jedoch auf einen Server setzen. (unsplash.com © Jude Beck)

Mit jedem Jahr werden Digitalkameras leistungsfähiger und somit ihre Fotos größer; von einer professionellen Vollformatkamera erstellte RAW-Fotos können problemlos 100 Megabyte erreichen.

Hinzu kommt, dass die Art und Weise der Digitalfotografie dazu verleitet, im Zweifelsfall besser zu viele als zu wenige Fotos zu schießen – nicht nur Paparazzi kehren häufig mit mehreren Tausend Fotos von einem dauernden Auftrag zurück.

Das bedeutet im Klartext:
1. Es werden selbst bei mäßiger Auftragslage binnen kürzester Zeit Datenvolumina im hohen Gigabyte- und sogar Terabyte-Bereich auflaufen.

2. Selbst wenn ein Fotograf alle untauglichen Bilder zeitnah aussortiert, so bleibt neben den fertigbearbeiteten Motiven noch ein Vielfaches an Rohmaterial – Rohmaterial, das man mitunter nochmals benötigt. Daran hat sich auch in Zeiten der DSGVO nur wenig geändert, es erstreckt sich auch dann nur auf Personenfotos und kann durch Aufbewahrungsvereinbarungen auch ausgehebelt werden.

3. Schon aus Datenschutzgründen ist es ratsam, alle Motive nach Möglichkeit im eigenen Einzugsbereich abzuspeichern, nicht beispielsweise bei externen Cloud-Dienstleistern – ganz besonders nicht pikante Fotos oder solche von anderweitig großer Brisanz.

Hinzu kommt die Notwendigkeit, für die Bildbearbeitung am Studiocomputer, den schnellen Versand vom heimischen Laptop oder das Vorzeigen von Motiven bei Kunden auf dem Tablet von mehreren Quellen auf die Bilddateien zugreifen zu können.

Die Vorteile einer Cloud liegen bei der Kosteneinsparung, der unkomplizierten Skalierbarkeit sowie aktuelle innovative Services durch Cloud Lösungen. Die Servervariante bietet hingegen ein hohes Maß an Datensicherheit, punktet durch Individualisierungsmöglichkeiten und die Unabhängigkeit vom Cloud-Anbieter.

Cloud-Dienstleister sind super und gut geeignet, aber wer – auch insbesondere im Hinblick auf Datenschutz der Kunden – lieber alles selbst in die Hand nimmt, ist auch mit einem eigenen Datenserver sehr gut bedient. Allerdings sollte der hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit genau abgewogen werden – Speichervolumen ist nicht alles und vielleicht soll darauf ja auch die eigene Webseite gehostet werden.

3. Ein für Grafikarbeiten ausgelegter Monitor

unsplash.com © Marissa Lewis

Was im Studio passiert, darf nicht dort bleiben, sondern muss sich auf einem sehr leistungsfähigen Bildschirm 1:1 so darstellen, wie es von der Kamera eingefangen wurde. (unsplash.com © Marissa Lewis)

Dass die Bearbeitung von 50, 70, 100 MB großen Fotos auf einem durchschnittlich leistungsfähigen Notebook zur Qual wird, verstehen hoffentlich auch Fotografen, die nicht tiefer in Hardware bewandert sind. Falls nicht: Ein in Sachen Prozessortaktung, Arbeitsspeicher und vor allem Grafikkarte leistungsfähiger Rechner ist ein absolutes Muss. Zumindest für alles, was mit Bearbeitung zu tun hat.

Aber: Der wichtigste Knackpunkt bleibt das, was die Augen des Fotografen sehen. Und das muss eins zu eins dasselbe sein, was die Kamera einfing – andernfalls bringen sämtliche RAW-Dateien nichts. Wenn die kirschroten Lippen des Models bei der eingestellten Blitzstärke den Hex-Farbton #f7022a haben, dann muss auch der Bildschirm in #f7022a aufleuchten.

Dieser Knackpunkt kann nur dann überwunden werden, wenn dem Fotografen ein für grafische Arbeiten konstruierter Bildschirm zur Verfügung steht. Die Eckdaten:

• Idealerweise echte UHD-Auflösung mit 3840 x 2160 Pixeln.
• Bildschirmdiagonale größer als 30 Zoll.
• IPS-Bildschirmtechnik, weil diese Farben besonders naturgetreu wiedergibt.

Doch selbst der beste Grafikbildschirm ist nur so gut wie seine Grundeinstellung, die Kalibrierung. Und auch wenn es mittlerweile rein softwaregestützte Alternativen gibt, bei Macs sogar mit Bordmitteln, so ist ein Kalibrierungsgerät, welches auf den Monitor gesetzt wird und von dort aus mit einer speziellen Kalibrierungssoftware kommuniziert, die mit Abstand professionellste Lösung.

4. Eine Branchensoftware

unsplash.com © JESHOOTS.COM

Fotografische Erwerbsarbeit am Rechner endet nicht mit dem Bildbezug. Dafür braucht es eine Branchensoftware – damit auch die weniger angenehmen Dinge gut von der Hand gehen (unsplash.com © JESHOOTS.COM)

Wer freischaffend als Fotograf agiert, muss Buchhaltung betreiben. Kunden wollen professionell erstellte Angebote bekommen, müssen natürlich auch in Datenbanken eingepflegt werden. Vielleicht sollten Kunden die Möglichkeit haben, via Passwort übers Netz ihre Fotos einzusehen und nur diejenigen zu erwerben, die ihnen zusagen.

Fotografie ist ein Business wie jedes andere. Dementsprechend muss es eine Branchensoftware geben, die all dies beherrscht. Genau hier ist es jedoch besonders wichtig, den Markt objektiv zu sondieren. Im Gegensatz zur Bildbearbeitung, wo letztlich fast alles auf Adobe hinausläuft, gibt es hier unterschiedlichste Anbieter, die alle die optimale Lösung versprechen, jedoch auch mit guten Produkten nicht jeden Fotografen gleichermaßen zufriedenstellen können.

5. Ein großes, hochauflösendes und leistungsfähiges Tablet

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Schon für die entspannte Bildbetrachtung sind Tablets einfach genial. Just deshalb sollte es aber kein zu kleines Modell sein. (unsplash.com © Brook Cagle)

An einem Desktop-PC oder Mac mag schon wegen der Bildbearbeitung kein Weg vorbeiführen – diese wird deutlich einfacher, wenn man mit physischer Tastatur, mit Shortcuts, einer Maus und/oder einem Grafiktablett daran arbeiten kann.

Doch die Arbeit eines Fotografem mit dem Rechner endet nicht hierbei. Der Bildbearbeitungscomputer mag die wichtigste Anlaufstelle sein, aber er sollte zumindest nicht die einzige Möglichkeit sein.

Vielleicht geht es darum, während oder nach einem Shooting in entspannter Atmosphäre mit den Kunden die Rohbilder zu sichten. Vielleicht geht es auch darum, einen noch unschlüssigen Kunden fernab des eigenen Studios von der eigenen fotografischen Leistungsfähigkeit überzeugen zu wollen.

Für all diese Situationen führt eigentlich kein Weg an einem fototauglichen Tablet vorbei. Lange Zeit waren hierfür iPads das Maß aller Dinge – nicht nur, weil Apple-Produkte generell in der Medienszene weitverbreitet sind, sondern weil die Tablets aus Cupertino hohe Leistungsfähigkeit mit sehr guten Bildschirmen vereinigen; das gilt nicht erst seit dem iPad Pro. Allerdings tun es auch Geräte wie Samsungs Galaxy Tab S6 zu einem teils deutlich niedrigeren Preis.

Worauf es hier ankommt, sofern auf dem Tablet nicht auch Bilder bearbeitet werden sollen, ist maximale Bildschirmleistung. Auch hier sei dahingestellt, ob es das 12,9-Zoll „ganz große“ iPad Pro sein muss – (deutlich) weniger als 10 Zoll sollten es jedoch nicht sein, sonst gerät man bereits in das Gebiet zeitgenössischer Smartphones und hat kaum noch einen Mehrwert bei Präsentationen.

Fazit

Es gibt selbstständige Berufe, die mit deutlich weniger Startkapital auskommen als der des Fotografen. Doch auch wenn Kameras, Objektive und weiteres Foto-Equipment zehntausende Euros verschlingen können, sollten Fotografen danach bei Hard- und Software keinesfalls sparsam sein. Sie ist nicht minder wichtig, um ein funktionierendes Business aufzuziehen – bei dem reine Fotografie zwar das zentrale, aber definitiv nicht einzige Standbein ist.

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