Im Test: 21:9-Fernseher Philips 56PFL9954 Cinema

von Daniel Schraeder und Philip Wong am , 18:11 Uhr

Pro
  • scharfe, klare Bilder
  • 21:9-Modus erlaubt Filmgenuss ohne schwarze Balken
  • exzellente Audio-Qualität
  • spielt Youtube-Videos ab
  • integrierter Webbrowser
  • unterstützt DLNA
  • WLAN nach 802.11b/g integriert
  • 5 HDMI-Eingänge
  • Ambilight
Con
  • gelegentlich Bewegungsartefakte
  • Internet-Dienste sind langsam
  • 4:3- und 16:9-Inhalte werden beschnitten
  • sehr teuer für einen LCD-Fernseher ohne LED-Beleuchtung
  • lange Start-Zeit (7 Sekunden)
Hersteller: Philips Listenpreis:
ZDNet TESTURTEIL: SEHR GUT 8,0 von 10 Punkte
Fazit:

Das Ansehen von Kinofilmen auf diesem riesigen, schier unglaublich breiten Fernseher ist ein unbeschreibliches Erlebnis - vor allem in der Kombination mit Ambilight. Doch wer einfach nur fernsehen möchte, kann sich auch einen deutlich günstigeres 16:9-Gerät zulegen.

Mit dem 56PFL9954 hat Philips die nächste Generation des Breitbild-Fernsehers vorgestellt. Mit einem Seitenverhältnis von 21:9 zeigt er selbst Kinofilme in Cinemascope völlig ohne schwarze Balken an. Dazu gesellen sich Ausstattungsmerkmale wie Ambilight, Youtube-Player und Webbrowser – das klingt extrem gut. Wir haben das Gerät ausführlich getestet und ermittelt, ob es tatsächlich 4000 Euro wert ist.

Der 56PFL9954 von Philips – oder schlicht Cinema 21:9 – leitet eine neue Klasse unter den Heimkino-TVs ein: die Ultrawidescreen-TVs. Ziel der Aktion ist es, die schwarzen Balken, die selbst bei 16:9-Fernsehern bei der Darstellung von aktuellen Kinofilmen auftauchen, zu eliminieren. Zu den weiteren Hauptattraktionen dieses HD-TVs gehören 5 (!) HDMI-Eingänge, die allesamt 24p-fähig sind, ein Webbrowser samt Youtube-Player sowie Ambilight Spectra 3. Das alles zusammen ist aber nur die Spitze des Eisbergs auf dem Datenblatt des Cinema 21:9.

Design

Okay, 10,5 Zentimeter Bautiefe würden wir nicht mehr als „schlank“ bezeichnen. Vor allem im Vergleich zu LED-Fernsehern oder gar OLEDs. Doch in Anbetracht des gigantischen Bildbereichs ist der 56-Zöller weit davon entfernt, dick zu sein. Sein Rahmen ist in klavierlackschwarzem, glänzenden Kunststoff gehalten, garniert mit Lautsprechern und dekorativer, weißer Beleuchtung in Tastennähe. Aluminium zieht sich außen um das Gehäuse. Auf der rechten Seite des TVs befinden sich die berührungssensitiven Knöpfe in dieser Aluschiene, während es auf der linken Seite Audio- und Videoeingänge gibt. Ein Standfuß aus Glas hält den 31,9 kg schweren Heimkinofernseher in Position.

Die mitgelieferte Universalfernbedienung ist in gebürstetem Metall gehalten und fühlt sich angenehm schwer und solide an. Auch in puncto Ergonomie gehört sie zu den Besseren im Vergleich: Alle Tasten sind gut erreichbar. Sie lässt sich programmieren und kontrolliert dann auch DVD-Player, Settop-Boxen, Verstärker oder Heimkinosysteme. Sie versteht sich mit Geräten von insgesamt 280 verschiedenen Herstellern. Die Programmierung selbst erfolgt wie üblich über einen vierstelligen Code. Allerdings haben wir hier zwei Kritikpunkte: Zum einen gibt es eine kleine Zeitverzögerung nach dem Auslösen der Tasten. Zum Anderen befindet sich der Quellenwahltaster, der zwischen den verschiedenen Eingängen umschaltet, innerhalb des Nummernblocks. Apropos: Beim Umschalten erkennt der Fernseher nicht selbst, welche Eingänge überhaupt belegt sind – der Nutzer muss also auch über HDMI-Ports blättern, die gar nicht angeschlossen sind.

Zur Bedienung setzt der holländische Hersteller auf eine Icon-basierte Oberfläche, die übliche Optionen grafisch darstellt. So finden sich hier Symbole für Einstellungen, zum Betrachten von TV, Zugriff auf USB-Speicher oder den Webbrowser. Im Setup findet sich übrigens eine große Reihe an Punkten, die das Anpassen an den persönlichen Geschmack des Zusehers ermöglichen. Die Entwickler haben allerdings eine manuelle Regelung der Hintergrundbeleuchtung ausgelassen – das ist schade.

Philips Cinema 21:9
Bedienung per Icons: Das Hauptmenü ist mit einem Tastendruck erreichbar und erlaubt die intuitive Steuerung aller Funktionen.

Neben insgesamt fünf Voreinstellungen gibt es auch einen komplett anpassbaren Modus. Dabei speichert der Fernseher die Einstellungen unabhängig für jeden einzelenen Eingang. Besonders praktisch für weniger versierte Cineasten: Ein Frage-und-Antwort-Wizard führt einen auf Wunsch durch die verschiedenen Punkte.

Ausstattung

Die meisten Kinofilme werden im Ultrawidescreen-Format aufgezeichnet (häufig auch als Cinemascope bezeichnet). Interessanterweise ist dieser Fernseher aber der erste, der das Bild auch in diesem Seitenverhältnis anzeigt. Dadurch gibt es bei der Darstellung von Filmen keinerlei schwarze Balken mehr – die gesamte Bildfläche wird ausgenutzt.

Um Bewegungen flüssig darzustellen, ist dieses Gerät mit der sogenannten 200Hz-Clear-LCD-Technik ausgestattet – eine Art „falsches 200 Hertz [1]„. Denn die Bilder werden tatsächlich nur mit einer Wiederholrate von 100 Hz dargestellt. Die Verdoppelung der Bildrate wird durch eine unmerklich flimmernde Hintergrundbeleuchtung erzielt. Ein ebenfalls bislang einzigartiger Ansatz ist Ambilight Spectra, das auf drei Seiten für Umgebungslicht in der richtigen Farbe sorgt – das sieht stark aus und erhöht subjektiv das TV-Erlebnis.

Dank DLNA-Unterstützung holt sich der Cinema 21:9 Video-Inhalte aus dem Heimnetzwerk. Außerdem ist im Rahmen von Connected TV auch Net TV integriert. Damit gibt der Fernseher Youtube-Videos wieder, zeigt Nachrichtenseiten an, integriert zwölf kleine Spiele, ermöglicht Zugriff auf insgesamt 185 Webradio-Sender, zeigt den Wetterbericht an oder präsentiert Fotos und Diashows. Besonders spannend für Techies: Ein kompletter Webbrowser ist integriert. Adressen tippt der Nutzer über eine virtuelle Bildschirmtastatur ein. Das einzige, was noch fehlt, ist die Unterstützung von Plugins. So bleiben viele Webseiten mangels Flash-Unterstützung starr.

Videoeingänge 5 x HDMI (V1.3), 2 x Scart, D-Sub, S-Video, Component, Composite, Antenne
Audioeingänge Stereo
Audioausgänge S/PDIF, Stereo, Kopfhörer
Sonstiges Common Interface, USB, Netzwerk (DLNA 1.0)

Auf der Anschlussseite bleiben keine Wünsche offen. Insgesamt fünf HDMI-Ports stehen zur Verfügung – wer den VGA-Eingang und die Component-Video-Anschlüsse addiert, kommt auf insgesamt sieben Eingänge für Full-HD-Content in 1080p. Sogar SCART ist noch an Bord. Ein USB-Port nimmt Speichersticks oder Festplatten entgegen, um darauf abgespeicherte Bilder oder Videos darzustellen. Zur Verbindung mit der Außenwelt stehen Netzwerkport und WLAN nach 802.11b/g zur Verfügung. Außerdem ist ein Antenneneingang vorhanden, hinter dem sich ein DVB-T- und ein DVB-C-Tuner verbergen. Wer eine HiFi-Anlage anschließen möchte, hat dafür einen Dolby-Digital-tauglichen, digitalen, koaxialen Ausgang zur Verfügung.

Philips Cinema 21:9
Anschlüsse satt: Zusätzlich zu diesem Panel auf der Rückseite hat der Cinema 21:9 auch auf der linken Geräteseite Eingänge zu bieten.

Leistung

Bei der Darstellung von SD-Inhalten – also beispielsweise dem klassischen Fernsehsignal – wirkt die Darstellung vergleichsweise weit. Der Upscaler arbeitet besser als der Durchschnitt. Allerdings fällt uns im 21:9-Modus auf, dass alle Bildseiten scheinbar beschnitten werden – hier und da fehlen ein paar Details. Unabhängig davon wirken analoge Kanäle leicht grobkörnig. Bei digitalem Empfang – etwa über DVB-T – ist das Bild deutlich schärfer. DVDs hingegen stellt der Cinema 21:9 hervorragend dar. Besonders dunkle Szenen scheinen allerdings etwas gräulich zu sein. Auch Schatten gehen hier unter. Im theoretischen Test der Graustufendarstellung hingegen schneidet der Fernseher gut ab.

Ganz anders ist es hingegen bei HD-Content. Die zusätzliche Displayauflösung kitzelt die letzten Details aus den ohnehin schon hochauflösenden Blu-rays heraus. Wer einen Film im Seitenverhältnis von 2,35:1 betrachtet, also der Cinemascope-Darstellung, erlebt schon fast eine neue Erfahrung. Das Bild wirkt gestochen scharf und die Farben stimmen – lediglich Hauttöne wirken ein bisschen zu rosa. Wer Perfect Natural Motion (PNM) aktiviert, reduziert das Auftreten von Bewegungsartefakten. Deutlich länger haben wir gebraucht, um die Unterschiede festzustellen, die beim Einschalten des 200-Hz-Modus auftauchen.

Etwas ganz Besonderes ist auch das Spielen von HD-Games auf Xbox 360 oder Playstation 3 auf diesem Fernseher – vor allem, wenn er bei der Darstellung wichtige Informationen an den Bildrändern abschneidet. Der 16:9-Modus umgeht das Problem, doch dafür muss der Spieler mit schwarzen Balken leben. Über den PC haben wir ein 1080p-Bild eingespielt – überraschenderweise klappt das, obwohl der Fernseher es nicht offiziell unterstützt. Text wirkt dabei aber weicher, als wir es erwartet hätten. In SXGA-Auflösung hingegen wirkt alles gestochen scharf – auch die Grautöne stelllt der TV hier perfekt dar.

Philips Cinema 21:9
Ambilight ist nicht nur Show: Der Zuschauer gewöhnt sich schnell an das angenehme Hintergrundlicht beim Fernsehen.

Schade, dass der Philips so lange braucht, um Inhalte aus dem Netz zu laden. Selbst mit 100-MBit-Kabelverbindung ruckelt die Wiedergabe von Filmen gelegentlich. Internet-Radio hingegen spielt er problemlos ab. Die meisten Videoclips laufen übrigens ohne größere Verzögerung bei akzeptabler Bildqualität und Schärfe. Allerdings konnte das Gerät unsere Testdateien in den Formaten H.264, MPEG-4 und WMV-HD nicht lesen. Dafür klappt die Wiedergabe von MP3-Dateien mit unterschiedlichsten Codierungseinstellungen problemlos. Zwei Subwoofer und zwei Hochtöner sorgen in Kombination mit dem 2 mal 15 Watt starken Verstärker für ordentlichen Klang und genügend Reserven, um auch mal beim Action-Film voll aufzudrehen. Virtual Dolby Digital trägt seinen Teil dazu bei, selbst ohne 5.1-Audiosystem für einen gewissen Raumklang zu sorgen.

Fazit

Wow – so ein Fernseher hat wirklich etwas. In der Praxis dürfte er zwar eher mit Heimkinoprojektoren konkurrieren als mit 16:9-Fernsehern – allein der Preisunterschied ist gigantisch. Doch wer Filme nicht im Keller, sondern auch im nicht abgedunkelten Wohnzimmer genießen möchte, hat hier einen tollen und teuren Begleiter gefunden. Wer häufiger fern sieht als Filme von Blu-ray-Disc, sollte sich dennoch nach einem günstigeren 16:9-Modell umsehen – denn ansonsten hat er die schwarzen Balken links und rechts vom Bild.

Artikel von CNET.de: https://www.cnet.de

URL zum Artikel: https://www.cnet.de/41500995/im-test-21-9-fernseher-philips-56pfl9954-cinema/

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[1] falsches 200 Hertz: https://www.cnet.de/digital-lifestyle/specials/41006296/uebersicht+aller+lcd_fernseher+mit+200+hz+was+die+hohe+bildrate+bringt.htm